Blick ins Gehirn

Kernspintomografen  als Werkzeug der Forscher 

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Auch in der Wissenschaft gibt es Moden: Derzeit ist Hirnforschung hip. Seit Kernspintomografen schöne bunte Bilder aus dem menschlichen Kopf liefern, erfreut sich die Neuroforschung reger Nachfrage. Vor allem Ökonomen und Marktforscher versprechen sich Antworten auf Fragen, die sich mit bisherigen wissenschaftlichen Methoden nicht beantworten ließen. So finden in dieser Woche in Münster gleich zwei Kongresse statt, die sich mit Neuromarketing und Neuroökonomie beschäftigen. Beim Weltmarketingkongress führt das Münsteraner Forschungsteam NeuroEconomics vor, was sich im Kopf einer Versuchsperson abspielt, die in einem Tomografen liegt und eine ökonomische Entscheidung trifft. Die Veränderungen im Gehirn des Probanden können die Besucher live auf Monitoren beobachten. 

Weil die Kernspintomografie gesundheitlich unbedenklich ist, bietet sie sich auch für Untersuchungen außerhalb der Medizin geradezu an: Anders als Computertomografen arbeiten Kernspintomografen ohne belastende Röntgenstrahlung (WirtschaftsWoche 48/2004 und 4/2005). Sie nutzen ein extrem starkes Magnetfeld und UKW-Sender, die die Wassermoleküle im Körper kurzzeitig aus ihrer Position bringen, weshalb die Technik auch Magnetresonanztomografie genannt wird (Magnetic Resonance Imaging, MRI). Seit die Geräte immer leistungsstärker werden, lassen sich nun statt Einzelbildern auch ganze Handlungsabläufe betrachten (Functional MRI, FMRI) – etwa wie das Gehirn zu einer Kaufentscheidung kommt. 

Bei der Interpretation der bunten Bilder stehen die Forscher noch ganz am Anfang. Von „Fleckologie“ spricht deshalb der Magdeburger Medizinprofessor und Neuroökonomie-Forscher Henning Scheich scherzhaft. Mit einer stetig steigenden Zahl neuroökonomischer Untersuchungen dürfte die Aussagekraft der Hirnbilder jedoch bald wachsen. Noch sind die weit über eine Millionen Euro teuren Großgeräte zwar vor allem der medizinischen Diagnostik und Forschung an Universitätskliniken vorbehalten. In Bonn hat der Epileptologie-Professor Christian Elger am Forschungszentrum Life and Brain aber schon zwei funkelnagelneue Hochfeld-Kernspintomografen angeschafft, die vor allem für neuroökonomische Fragestellungen und Aufträge von externen Forschern und Unternehmen gedacht sind. 

susanne.kutter@wiwo.de 

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