App HomeKit Apple wird Hausmeister

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Wo bleiben Telekom und RWE?

Die App könnte die Hausautomatisierung also noch einmal deutlich komfortabler machen als heute. Und viele Hersteller von Hausgeräten und Vernetzungstechnik könnten davon profitieren. „Apples Vorstoß zeigt, wie spannend der Markt ist“, sagt Martin Vesper, Chef des Schweizer Hausvernetzungsunternehmens Digitalstrom. Auch für sein Unternehmen könne er sich eine Zertifizierung bei Apple vorstellen, sagt Vesper. „Wir sind sehr für offene Schnittstellen.“

Und doch dürfte es Verlierer geben: Die Betreiber geschlossener Systeme, deren Geräte nur mit einer speziellen Basisstation funktionieren, die auf einer eigenen Welle funkt. Sie dürften den Druck von Apples Marktmacht bald zu spüren bekommen.

Möglich ist auch, dass Apple sogar eine Smart-Home-Zentrale für das Wohnzimmer herausbringt – vielleicht einen vernetzten Fernseher. So ein Gerät könnte ständig Kontakt mit Fenstersensoren, Lichtschalter und anderen Geräten halten, die nicht auf der Wlan-Welle funken können, weil das zu viel Strom verbrauchen würde.

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Derzeit versucht die Deutsche Telekom, eine solche Hauszentrale mit ihrem System Qivicon auf dem Markt zu etablieren. Die vernetzte Box erkennt verschiedene Funkstandards und verbindet so unterschiedliche Systeme. Sollten nun immer mehr Hersteller auf Apples Standard setzen, könnte dieser Ansatz langfristig überflüssig werden. „Wir begrüßen jede Initiative, die dem Wachstumsmarkt für Hausautomatisierung weitere Impulse verleiht“, schreibt der Konzern auf Anfrage. „Wir sind überzeugt, in diesem Markt eine wichtige Rolle zu spielen und uns im Wettbewerb zu behaupten.“

Apple tritt auch in Konkurrenz zum Smart-Home-System des Essener Energiekonzerns RWE. Der will seine eigene Basisstation zur Schaltstelle für Heimgeräte machen. „Wir haben unterschiedlichste Partner in unserem Netzwerk, darunter Miele, Buderus und Phillips hue“, schreibt der Konzern auf Anfrage. „Dieses Netzwerk werden wir weiter ausbauen.“ RWE beobachte den Markt intensiv, heißt es weiter, und reagiere flexibel auf neue Marktanforderungen.

Derzeit sieht es danach aus, das nur ein Konzern Apple das Wasser reichen kann: Google mit seinem Handybetriebssystem Android. Mit dem Kauf des amerikanischen Thermostat-Herstellers Nest für 3,2 Milliarden Dollar hat Google im Januar schon gezeigt, wie wichtig dem Konzern das Geschäft mit den vernetzten Geräten ist.

Apple hat obendrein mit seinem iBeacon-Funkstandard, der auf dem energiesparendem Bluetooth-Funk basiert, einen weiteren Joker auf der Hand. Mit ihm lassen sich Smartphones in Geldbörsen verwandeln – und zudem auf den Meter genau orten, auch in Gebäuden. Das Startup Airfy aus München will mit iBeacon-Sendern Hausgeräte steuern: Sobald etwa ein Handy im Wohnzimmer geortet wird, gehen das Licht und Musikanlage an.

Künftig könnten Objekte aller Art mit Beacon-Sendern ausgestattet sein. Das japanische Start-up Tzukuri etwa will Anfang 2015 eine Sonnenbrille mit eingebautem Beacon-Funk verkaufen. In einer derart vernetzen Welt könnte Apple spielend ein globales Fundbüro starten – indem der Konzern sämtliche Handys weltweit in tragbare Suchmaschinen für Objekte verwandelt.

Für das Internet der Dinge, das steht fest, ist Apple jetzt bestens gerüstet. Und das ist dann doch ein ziemlich großes Ding.

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