




Mit einem Schlag hat Apple in der vergangenen Woche alle Anti-Viren-Programme aus seinem Appstore verbannt. Die Begründung des IT-Giganten: Für sein Betriebssystem iOS gebe es schlicht keine Viren, deshalb seien die Apps irreführend für die Nutzer. Stimmt das? Und wie können sich Nutzer nun vor Angriffen auf das Smartphone schützen? Die wichtigsten Fragen im Überblick.
Sind die Virenscanner tatsächlich nutzlos?
Ja, zumindest für die meisten iOS-Geräte. Denn Apple Smartphones und Tablets arbeiten nach einem Sandbox-System. Das bedeutet, dass Apps nur eingeschränkte Rechte haben und nicht auf andere Anwendungen auf dem Handy zugreifen können. Dasselbe gilt auch für die Virenscanner: Sie können zwar sich selbst nach Schadsoftware absuchen, aber vom Rest des Smartphones sind sie isoliert. „Diese Virenscanner sind also primär Software, mit der die Betreiber Geld verdienen wollen“, sagt Philipp Buchegger, Berater bei der IT-Sicherheitsfirma SySS. Zwar könnten einige Anti-Viren-Programme auch E-Mail-Anhänge überprüfen, doch der Mail-Provider sei dafür ohnehin zuverlässiger als die Scanner.





Heißt das, Apples Betriebssystem ist hundertprozentig sicher?
Nein. Im vergangenen Jahr gab es immer wieder Sicherheitslücken im Apple-Betriebssystem. Trotzdem gilt iOS als eines der sichersten Systeme auf dem Markt: Jede Anwendung im Appstore wird auf Schadsoftware überprüft und auch für ältere Geräte gibt es immer noch Sicherheitsupdates. „Im Vergleich zu anderen Betriebssystemen ist iOS sehr schwer anzugreifen“, sagt Philipp Buchegger.
Wie kann ich mich vor Sicherheitslücken schützen?
Nutzer sollten immer die neuesten iOS-Updates installieren und auf keinen Fall Apps, die nicht aus dem offiziellen Appstore stammen, aufs Handy laden.
Wie sieht es mit modifizierten iOS-Systemen aus?
Durch einen sogenannten Jailbreak (Gefängnisausbruch) können erfahrene Smartphonenutzer die Nutzungsbeschränkungen bei Geräten entfernen. Damit fallen allerdings auch viele Sicherheitsmechanismen aus: Nutzer können nun nicht nur Apps aus beliebigen Quellen beziehen, auch die eingeschränkten Rechte von Programmen fallen weg. Das gilt natürlich auch für Schadsoftware. Insofern wäre der Schutz eines Anti-Viren-Programmes nützlich, hätte Apple diese nicht aus seinem Appstore verbannt. Auf modifizierte iOS-Geräte nimmt Apple allerdings ohnehin keine Rücksicht. Zudem erlischt nach einem Jailbreak die Herstellergarantie.
Wie sieht es mit anderen Smartphone-Betriebssystemen aus?
Die Angriffe auf Smartphones haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: In seinem Sicherheitsbericht aus dem Jahr 2014 stellte der Sicherheitssoftware-Hersteller Kaspersky 148.427 verschiedene Arten von Schadsoftware für mobile Geräte fest. Der Trend gehe zu immer komplexeren Programmen, die Nutzerdaten ausspähten und sich sogar Zugriff auf Bankkonten verschafften.
Welches Betriebssystem ist besonders betroffen?
Besonders betroffen von den Angriffen sind Android-Smartphones: Rund 98 Prozent aller Handy-Viren sind laut Kaspersky für das Google-Betriebssystem ausgelegt. „Der Grund dafür ist die weite Verbreitung von Android“, sagt Philipp Buchegger. „Außerdem ist es recht einfach, Schadsoftware für dieses Betriebssystem zu erstellen.“ Android-Nutzer können zudem Apps aus vielen verschiedenen Quellen auf das Smartphone laden, ohne dass diese auf Viren untersucht wurden.





Wie kann ich mich als Android-Nutzer vor Viren schützen?
Auch hier gilt: Immer die neueste Version des Betriebssystems nutzen. Allerdings werden Android-Handys nicht so lange mit Sicherheitsupdates unterstützt wie Apple-Geräte. Deshalb laufen rund 60 Prozent aller Android-Geräte mit der virenanfälligen Betriebsversion 4.3 und tiefer – ein leichtes Ziel für Angreifer. Im Zweifel ist es also empfehlenswert, ein neues Smartphone zu kaufen, für das es noch Sicherheitsupdates gibt. Apps sollten grundsätzlich nur im Play Store von Google heruntergeladen werden.
Helfen mir bei Android Virenscanner?
Virenscanner können bei Android helfen, sind aber nur eingeschränkt hilfreich. „Die Programme können das Handy nach den schon bekannten Viren filtern“, sagt Philipp Buchegger. „Doch die Entwickler von Schadsoftware sind meistens einen Schritt voraus.“ Dennoch ist die Installation eines Anti-Virenprogramms durchaus sinnvoll.
Wie sieht es bei Microsoft aus?
Windows-Phones sind von Angriffen durch Malware weniger betroffen, schlicht und einfach weil sie wenig verbreitet und damit kein interessantes Ziel für Cyberkriminelle sind. Trotzdem gibt es auch für Handys von Windows Virenscanner. Sie funktionieren wie die Programme auf anderen Betriebssystemen - einen hundertprozentigen Schutz stellen sie also nicht dar.