
Selten hat sich Angela Merkel so gelassen gezeigt wie Sonntag Abend bei der Eröffnung der diesjährigen IT-Messe Cebit in Hannover. Kein Wunder, schließlich war es für die Bundeskanzlerin bereits die achte Cebit-Eröffnung seit dem Beginn ihrer ersten Amtszeit Ende 2005.
Kurz und prägnant räsonierte Merkel über die Chancen, aber auch Herausforderungen bei der Nutzung der aktuellen IT-Trends – sei es Big Data, sei es Datensicherheit, sei es die Breitband-Vernetzung. Und immer wieder streute sie kleine Gags in ihre Rede ein, mit denen sie ein ums andere Mal die Lacher der rund 2500 geladenen Gäste im Kongress-Zentrum von Hannover erntete. Es sei ja toll, wenn dereinst der Kühlschrank selbstständig übers Internet neue Butter bestelle. „Ich frage mich nur: Wer macht dann eigentlich die Kühlschranktür auf?“
Neben derlei Frotzeleien war die Cebit-Eröffnung ein Abend der großen Koalitionen. Volkswagen-Boss Martin Winterkorn forderte in seiner Rede als Wirtschaftsvertreter den großen Schulterschluss zwischen der Automobil- und der IT-Industrie. In jedem durchschnittlichen Automobil seien heute bereits mehr als 50 Prozessoren und Steuer-Chips verbaut. „Zwischen denen verlegen wir rund 1,5 Kilometer Kabel.“ Der nächste Schritt sei nun die intelligente Vernetzung der einzelnen Fahrzeuge.





Der britische Premierminister David Cameron als Repräsentant des diesjährigen CeBIT-Partnerlandes Großbritannien umgarnte charmant den Gastgeber. Wenn sich Großbritannien mit seiner Stärke bei Technologie-Startups und Design sowie Deutschland mit seinen Fähigkeiten bei Ingenieurswissenschaft und Maschinenbau zusammen täten, könnten beide Nationen gemeinsam in die vernetzte Zukunft aufbrechen. Das ergebe sozusagen „Vorsprung durch Technik“, zitierte Cameron augenzwinkernd den bekannten Reklameslogan von Audi, mit dem die Ingolstädter selbst in England auf Deutsch werben.
Über allen Appellen nach Zusammenschlüssen und mehr Kooperation thronte aber ein anderes Mega-Thema: Die anhaltenden Enthüllungen aus dem NSA-Schnüffelskandal sowie daraus resultierend Forderungen nach mehr Datenschutz und Datensicherheit. Dieter Kempf, Chef des Branchenverbandes Bitkom, zitierte eine Umfrage, wonach aktuell fast 60 Prozent der Befragten skeptisch gegenüber Datenauswertungen seien. Dennoch sei heutzutage Datensparsamkeit keine Lösung, weil dies sei ein Modell aus der analogen Welt sei. Im anbrechenden digitalen Zeitalter müssten die IT-Anbieter aus Eigeninteresse Vorkehrungen für Datensicherheit treffen. „Wer Daten nutzen will, muss auch für ihren Schutz sorgen“, so Kempf.
Auch VW-Vorstandschef Winterkorn ging auf die Bedrohungen durch Datenmissbrauch ein. Zwar sei die wachsende Vernetzung der automobilen Welt mit anderen IT-Systemen wünschenswert. „Das Auto darf aber nicht zur Datenkrake werden“, so Winterkorn.
Eine Forderung, der sich später auch die Bundeskanzlerin anschloss. So verlockend die Aussichten von Trendthemen wie etwa Big Data auch seien – für deren Entwicklung sei vor allem Datensicherheit eine unabdingbare Voraussetzung. Merkel: „Ich glaube, wir sind erst am Anfang dessen, was da zu leisten ist."