Blick hinter die Zahlen #24 – Biermarkt Jeder Deutsche trinkt eine Badewanne Alkohol pro Jahr

Deutschland hat die höchste Brauereidichte der Welt. Und das, obwohl die Deutschen seit Jahren immer weniger Bier trinken – daran kann selbst der Craft-Beer-Boom nichts ändern.

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Wenn’s ums Bier geht, ist Deutschland Spitze. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Brauereien in Deutschland auf mehr als 1540 Betriebe gestiegen.

Obwohl der Absatz und der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland seit Jahren rückläufig ist, versuchen Mikro-Brauereien und Start-ups mit neuen Bierkreationen auf dem Markt Fuß zu fassen. Besonders viele handwerkliche, regionale Brauereien spezialisieren sich dabei auf Craft-Biere. Über 70 Prozent der deutschen Braustätten produzieren weniger als 5000 Hektoliter pro Jahr.

Die Deutschen trinken am liebsten ein kühles Pils. Kein Wunder also, das in den Top Ten der meistverkauften deutschen Biermarken gleich sieben Biere Pilsner Brauart auftauchen. Lange Zeit galt Weizenbier, das die restlichen drei Markenbiere im Ranking stellt, als wachstumsstärkster Pils-Verfolger. Doch das hat sich geändert. Mittlerweile rangiert das Helle in der Verbrauchergunst gleich hinter dem Pils und ist zur zweitgrößten Kategorie im deutschen Biermarkt geworden.

Die meistverkauften Biermarken

An der grundsätzlich trüben Stimmung im deutschen Biermarkt können auch Gewinner wie Craft-Biere und Helle wenig ändern. Insgesamt kennt der Absatz seit Jahrzehnten nämlich nur eine Richtung: bergab!

Zwar hatte der Hitze-Sommer und die Fußball-WM den deutschen Bierdurst 2018 noch einmal angeregt. Doch schon im vergangenen Jahr verbuchte die Branche einen deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen. Laut Statistischem Bundesamt sank der Bierabsatz gegenüber dem Vorjahr um knapp zwei Prozent beziehungsweise rund 180 Millionen Liter. Das entspricht die Menge einer mittelgroßen deutschen Brauerei.

Bierabsatz

Knüppeldick kommt es nun in diesem Jahr. Die Coronapandemie sorgt für erdrutschartige Absatzrückgänge. Die Brauereien in Deutschland mussten im Mai ein Minus von 13 Prozent (minus 1,13 Millionen Hektoliter) gegenüber dem Vorjahresmonat hinnehmen. Bereits im April schlug der europaweite Lockdown voll auf die Absätze durch. Die Branche verlor mehr als 17 Prozent und damit 1,5 Millionen Hektoliter Absatz.

Auch bei der Ausfuhr in EU-Länder rauschten die Absätze im Mai mit einem Minus von knapp 30 Prozent in den Keller. Auch die Ausfuhren in Drittländer gingen im Mai um sieben Prozent zurück.

Bierabsatz in Deutschland

Jeder Deutsche konsumiert jährlich etwa eine Badewanne voll Bier, Wein und Spirituosen. Der Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken in Deutschland liegt demnach bei rund 131 Liter je Einwohner. Der mit Abstand größte Teil entfällt dabei auf Bier: insgesamt knapp 100 Liter. Genau genommen sind es rein rechnerisch nur noch 99,7 Liter und damit fiel im vergangenen Jahr der Pro-Kopf-Verbrauch erstmal seit Jahrzehnten wieder unter die 100 Liter-Marke.

Vor 25 Jahren waren es noch 136 Liter pro Kopf. Hauptgrund ist das veränderte Konsumverhalten. Immer mehr Menschen achten beim Trinken auf die Gesundheit. An diesem Trend konnten auch alkoholfreie Biere oder niedrigprozentige Biermischgetränke nicht viel ändern.

Pro-Kopf-Konsum von Bier

Im weltweiten Pro-Kopf-Konsum liegt Deutschland damit immer noch ziemlich weit vorne: Auf Rang drei hinter Tschechien und Österreich.

Die Brauereien in Bayern haben ihren Spitzenplatz in Deutschland verteidigt. 2019 setzten sie 23,8 Millionen Hektoliter ab und lagen damit zum sechsten Mal in Folge bundesweit auf Platz eins, wie das bayerische Landesamt für Statistik mitteilte. Die abgesetzte Biermenge entspricht 4,8 Milliarden Halbliterflaschen.

Anzahl der Braustätten in Deutschland nach Bundesländern

Bayern hat die größte Brauereidichte in Deutschland. Während die bayerischen Betriebe für gut ein Viertel des deutschen Bierabsatzes verantwortlich sind, ist ihre Dominanz in Sachen Braustätten noch größer. Mit 647 liegt ihr deutschlandweiter Anteil hier laut Landesamt bei 41,8 Prozent.

Die Rubrik „Blick hinter die Zahlen“ entsteht mit Unterstützung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Für die Inhalte der Beiträge ist ausschließlich die WirtschaftsWoche verantwortlich.

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