Blick hinter die Zahlen #4 – Einkommensmillionäre Neue Zahlen: Noch mehr Einkommens-Millionäre – aber nicht durch Arbeitsentgelt

Die Zahl der Deutschen, die ein Jahreseinkommen von mindestens einer Million Euro verzeichnen, ist stark gestiegen. Erstaunlich viele von ihnen sind angestellt beschäftigt, doch das wirklich große Geld fließt anderswo.

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Wer wissen will, wie viele Reiche es in einem Land gibt oder gar auf der ganzen Welt, der schaut sich meist die Vermögen an. Seien es die Forbes-Liste, die verschiedenen Global oder World Wealth Reports oder auch die Europäische Zentralbank (EZB), sie alle versuchen, den Wohlstand in Form von Haben zu erfassen.

Das macht die Aufgabe jedoch nahezu unmöglich. Kaum jemand weiß wirklich, wie viel Geld die Reichen haben. Sie selbst reden eher selten darüber und selbst wenn sie an repräsentativen Umfragen teilnähmen, wäre ihre Zahl zu klein, um aus den Einzelantworten Rückschlüsse auf „die Reichen“ als Gruppe zu ziehen. Selbst der Goldstandard der Vermögensvergleiche, die Forbes-Liste, arbeitet nur mit Schätzwerten.

Es gibt jedoch einen Bereich, in dem handfeste Daten vorliegen: die Einkommen. Sofern diese vorschriftsgemäß in der Steuererklärung angegeben werden, hat der Staat ein recht detailliertes Bild von der Einkommenssituation der Top-Verdiener – und dank des Statistischen Bundesamtes auch jeder andere, der sich dafür interessiert.

Die derzeit aktuellsten Daten zu den Einkommen stammen neuerdings aus der Lohn- und Einkommensteuerstatistik aus dem Jahr 2016. Die Zeitverzögerung erklärt sich durch die Steuerfestsetzung, haben die meisten Menschen doch vier Jahre Zeit, ihre Steuererklärung abzugeben. Und erst danach sind die Daten vollständig.

Diese Statistik wiederum zeigt nun: Die Zahl der Einkommensmillionäre ist gestiegen, nämlich von knapp 15.000 im Jahr 2010 auf knapp 23.000 im Jahr 2016. Insgesamt verzeichneten sie einen Gesamtbetrag der Einkünfte in Höhe von knapp 62 Milliarden Euro. Rein rechnerisch konnte sich der durchschnittliche Einkommensmillionär also über knapp 2,7 Millionen Euro freuen.

Mit Abstand am meisten Einkommensmillionäre gibt es dabei in Bayern und Nordrhein-Westfalen mit jeweils annähernd 5300 Personen. Auch in Baden-Württemberg gibt es mit nahezu 4000 recht viele Einkommen oberhalb der Millionengrenze. Das liegt freilich nicht zuletzt daran, dass diese drei Bundesländer über die meisten Einwohner verfügen. In Sachsen-Anhalt hingegen wurden mit 117 die wenigsten Top-Einkommen verzeichnet.


Fast noch interessanter ist jedoch, wie die Einkommensmillionäre ihre Einkommen generieren. Anfang des Jahres geisterte die Nachricht durch die Medien, bei der Sparkasse könne es demnächst die ersten Einkommensmillionäre geben. Das ist jedoch zumindest irreführend. Gemeint war, dass es bald die ersten (Chef-)Gehälter oberhalb der Millionengrenze geben könnte.

Die meisten echten Einkommensmillionäre kommen aber nicht durch ihre Arbeitsentgelte auf die Million. Zwar verzeichnen so gut wie alle Einkünfte aus selbstständiger und nicht selbstständiger Arbeit. Die macht jedoch nicht den größten Posten der Gesamteinnahmen aus.

Woher die Einkommensmillionäre ihr Geld beziehen

Mit Abstand am meisten Einkommen generieren die Einkommensmillionäre hingegen über Gewerbe: Knapp 40 der insgesamt 57 Einkommensmilliarden des Jahres 2015 stammen aus Gewerbebetrieben.

Bei vielen der Top-Einkommen handelt es sich also offenbar um Menschen, die sich mit einem eigenen Betrieb selbstständig gemacht haben, seien es Handwerker, Händler oder Dienstleister, oder die Betriebsanteile erworben haben. Über die einzelnen Branchen gibt das Statistische Bundesamt jedoch keine Auskunft.

Und hier zeigt sich auch gleich die Kehrseite der Einkommensteuerstatistik. Zwar nehmen all die gut 21.000 Menschen tatsächlich mindestens eine Million Euro im Jahr ein. Dieser Wert ist jedoch vor Steuern. Was am Ende netto bei den Menschen auf dem Konto ankommt, dürfte also weniger sein (wenngleich, wenn man den Durchschnitt von 2,7 Millionen Euro pro Person nimmt, für viele immer noch oberhalb der Millionengrenze).

In diesem Punkt hat die ansonsten so unvollkommene Vermögensstatistik eindeutig ihre Vorzüge: Vermögen ist Vermögen, ohne verzerrende Steuern. Zumindest in Deutschland. Und zumindest so lange, wie sich die neue SPD-Spitze nicht mit der Vermögenssteuer durchsetzt.

Die Rubrik „Blick hinter die Zahlen“ entsteht mit Unterstützung des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Für die Inhalte der Beiträge ist ausschließlich die WirtschaftsWoche verantwortlich.

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