
Er sieht fast aus wie ein Schreibtisch-Drucker, nur dass auf keinem Schreibtisch der Welt Platz für ihn wäre: Canons neuer Inkjet-Drucker DreamLabo 5000, den das Unternehmen gestern in Bergisch-Gladbach präsentierte, ist mehr als vier Meter lang, wiegt 2,5 Tonnen und soll das neue Schwergewicht im Druckgeschäft des japanischen Unternehmens werden.
"Wir eröffnen uns mit dem industriellen Fotodruck ein ganz neues Geschäft", sagte Ryoichi Bamba, Chef für Europa, Afrika und den Nahen Osten im Exklusiv-Gespräch mit der WirtschaftsWoche. "Damit kommt ein wichtiges Stück im Puzzle unseres Print-Segments hinzu."
Der neue Riesendrucker ist für Fotolabore konzipiert, die Bildbestellungen in großen Stückzahlen verarbeiten. Trotz der Digitalisierung der Fotografie seien Papierprodukte zunehmend gefragt, sagte Bamba. "Der Markt für Fotobücher wächst rasant, und auch persönliche Kalender oder Grußkarten finden immer stärkeren Absatz."
Dabei legten auch Hobbyfotografen zunehmend Wert auf beste Druckqualität. Und an diesem Punkt will Canon der Konkurrenz wie HP, Xerox oder Kodak nun Beine machen. Statt mit üblicherweise vier Tinten druckt Canons neuer Inkjet-Bolide mit sieben Farben, unter anderem auch grau. Damit solle die Qualität der Ausdrucke höchsten Ansprüchen genügen.
72 Sekunden für ein Fotobuch
Zugleich machen die Japaner in Sachen Geschwindigkeit Druck: Binnen 72 Sekunden sollen 20 beidseitig bedruckte A4-Seiten für ein Fotobuch aus der Maschine rauschen, binnen einer Minute sollen 40 Fotos im Format 10 mal 15 gedruckt sein. Tinten- und Papierwechsel soll im laufenden Betrieb möglich sein, zudem ist die Maschine, die in Bergisch-Gladbach vorgestellt wurde, im Betrieb so leise, dass man sich daneben problemlos unterhalten kann.
Ob Fotolabore und Druckereien allerdings die angesetzten 420.000 Euro für das High-End-Produkt investieren werden, muss sich noch zeigen. Ohnehin werden die ersten Geräte erst im September in Japan ausgeliefert, in Europa 2012. Canon-Chef Bamba äußerte sich dennoch zuversichtlich, dass die Konkurrenz bis dahin nicht nachziehen werde: "Wir sind der Konkurrenz technisch um Jahre voraus."
Canon biete nun für das gesamte Print-Segment eine passende Lösung, vom Büro-Drucker bis zum Hochleistungsdruck. "Kameras und Büromaschinen sind große Märkte, die aber nicht substanziell wachsen", sagte Bamba. "Darum heißt unsere Strategie Diversifizierung."
Übernahmeziele in Deutschland anvisiert
In den nächsten zwei bis drei Jahren rechne er für den DreamLabo 5000 mit einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro, sagte Bamba. "Langfristig möchten wir 600 Millionen bis eine Milliarde Euro umsetzen, bei einem Marktvolumen von sechs Milliarden."
Neben dem Print-Geschäft will Canon in Zukunft auch bei Medizintechnik und Robotik expandieren – und das nicht nur durch organisches Wachstum. "Wir sind ziemlich aggressiv, was Firmenübernahmen angeht", sagte Bamba. "Wir schauen uns auch in Deutschland nach interessanten Unternehmen in der High-Tech- und Software-Branche um." Weitere Firmenkäufe werde es bei Canon noch in diesem Jahr geben – ob in Deutschland, ließ Bamba offen.
Firmenübernahmen im Ausland sind für Canon auch wegen der Wechselkurse interessant. Zum einen ist die Kriegskasse der Japaner durch den immer stärkeren Yen zunehmend mehr wert. Zum anderen muss Canon - wie andere japanische Unternehmen - wegen der verteuerten Exporte, aber auch wegen steigender Frachtkosten durch den Ölpreisanstieg zunehmend seine Produktion ins Ausland verlagern.
"Wir fertigen zu 50 Prozent im Ausland, vor allem China, Vietnam und Thailand", sagte Bamba. „Möglicherweise sind es in Zukunft einmal 60 Prozent."