Die Studie enthüllt aber vor allem, mit welchen Maßnahmen Deutschlands Produktionselite ihre Führungsposition verteidigen will. Wichtigster Faktor sind dabei Investitionen in die Qualität, indem etwa Produkte nach jedem Arbeitsschritt auf Fehler überprüft werden und nicht erst das Endprodukt. Fast ebenso wichtig ist laut der Studie, das Wissen der Beschäftigten abzuschöpfen. Für Huchzermeier keine Überraschung: „Ihre Initiativen tragen in den Spitzenwerken oft die Hälfte und mehr zum jährlichen Produktivitätsgewinn bei.“
Stark rückläufig ist dagegen die Vergabe von Aufgaben an fremde Unternehmen oder Dienstleister, das sogenannte Outsourcing, oder gar die Verlagerung ganzer Betriebsstätten ins Ausland (siehe Grafik). Beides galt lange als Allheilmittel, um Kosten zu senken und sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren.
„Jetzt treten immer deutlicher die Kehrseiten zutage“, sagt Huchzermeier. So geht die Verlagerung ins Ausland oft einher mit Qualitätseinbußen, unerwartet hohen Transportkosten sowie dem Verlust schneller Lieferfähigkeit. Hinzu kommt, dass die Löhne an klassischen Outsourcing-Standorten oft weit schneller steigen als die Qualifikation der Mitarbeiter.
Zahl der Rückkehrer steigt
Mit der Zahl der Globalisierungsflops steigt auch die Zahl der Rückkehrer. Das bestätigt eine Studie des Karlsruher Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI): Jedes zweite Unternehmen kommt infolge solcher Probleme aus Osteuropa zurück. Die Quote der Produktionsverlagerungen ins Ausland ist mit neun Prozent auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gesunken. „Der Produktionsstandort Deutschland ist derzeit höchst attraktiv“, sagt ISI-Experte Steffen Kinkel.
Und so kehrt sich die Entwicklung um: Nicht mehr die Deutschen gehen ins Ausland, sondern asiatische und russische Unternehmen kommen hierher. Michael Pfeiffer, Geschäftsführer der deutschen Außenwirtschaftsförderung Germany Trade & Invest spricht bereits von einer gewachsenen Wertschätzung: „Ausländische Investoren schätzen Deutschland als Standort für Produktion, Forschung und Entwicklung.“ Vor allem indische und chinesische Investoren sind laut Pfeiffer verstärkt auf der Suche nach deutschem Produktionswissen.
Dennoch ist es für Insead-Juror Loch zwingend, dass deutsche Unternehmen mit Teilen ihrer Herstellung nach Asien gehen. Nicht zuerst, um vom dortigen niedrigen Lohnniveau zu profitieren, sondern, um mit angepassten Produkten nah an den bedeutendsten Wachstumsmärkten zu sein. „Dort kommen Jahr für Jahr Millionen neuer Konsumenten dazu.“ Seine Mahnung: „Wer langfristig nicht einfach gekauft und dann wegrationalisiert werden will, muss auch außerhalb Europas wachsen.“
Die Demag-Cranes-Manager, deren Seilzüge und Kräne tonnenschwere Flugzeugrümpfe und Lastwagenmotoren hieven, haben die Erkenntnis bereits in eine intelligente Doppelstrategie übersetzt: In China und Indien entwickeln sie mit einheimischen Ingenieuren und Technikern lokalen Bedürfnissen entsprechende Produkte und fertigen sie zum Teil auch vor Ort. „Das sichert uns den Zugang zu diesem schnell wachsenden Geschäft“, sagt Werkleiter Rainer Harkort.