ABB-Chef Peter Terwiesch "Wir müssen eine Stromautobahn mit vielen Anschlussstellen schaffen"

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Voraussetzung für ein europaweiten Gleichstrom-Netz

Wie grün sind die Dax-Konzerne?
WeGreen Ranking Quelle: dpa
InfineonDen letzten Platz im Nachhaltigkeits-Vergleich der DAX-Konzerne belegt der Halbleiterhersteller Infineon. Grund dafür ist vor allem, dass das Unternehmen auf die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts verzichtet. Unter anderem wegen der mangelnden Transparenz gibt es deshalb nur die Note 4,7. "Schlecht" heißt damit das Ergebnis. Der Tipp der Studienleiter: Eine verbesserte Nachhaltigkeitskommunikation wäre ratsam, um so offen und transparent mit den eigenen Herausforderungen und Problemen umzugehen. Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Deutsche Bank Quelle: dapd
Fresenius Medical Care und Fresenius SE & Co. KgaA Quelle: dpa
RWE Quelle: dpa
Commerzbank Quelle: dpa

Die Bundesregierung plant solche Technik bislang nicht.

Die Berliner Pläne sind ein guter erster Schritt, der noch an Wert gewinnt, wenn wir dabei schon an die nächsten Schritte denken. Ich plädiere dafür, die Auf- und Abfahrten schon heute zu planen. Sie sind Voraussetzung für den Aufbau eines europaweiten Gleichstrom-Netzes. Durch ein solches Overlay-Netz können wir Windstrom von der Nord- und Ostsee sowie Sonnenstrom aus der Sahara oder aus Südspanien fast verlustfrei durch Europa schicken. Das wäre wichtig, um sicherzustellen, dass grüner Strom rund um die Uhr ausreichend zur Verfügung steht und die Energieversorgung verlässlich ist.

Daran zweifeln die Experten der Deutschen Energie-Agentur Dena und rüffeln die Gleichstrom-Technik als nicht einsatzbereit. Wie sicher lassen sich die Stromflüsse in einem Gleichstrom-Super-Grid steuern?

Die HGÜ-Technologie ist seit Jahrzehnten erprobt. Was in der Tat für den Aufbau eines Gleichstrom-Netzes fehlte, ist ein Leistungsschalter, der Gleichstrom-Strecken in Bruchteilen von Sekunden vom übrigen Netz abtrennen kann, etwa nach einem Kurzschluss oder einem plötzlichen Spannungsabfall. So ein Schalter ist unabdingbar, damit es bei Fehlern nicht zu einem Ausfall kommt. Für Wechselstrom-Netze gibt es sie längst, für Gleichstrom werden wir in Kürze erstmals einen solchen Schalter vorstellen. Dann steht dem Aufbau eines europaweiten Gleichstrom-Netzes technisch nichts mehr im Weg.

Aber können wir es uns leisten, jetzt auch noch bei der Stromübertragung ein kostspieliges Parallelsystem aufzubauen?

Die Systeme werden sich ergänzen. Denn ohne Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung geht es nicht: Offshore-Kraftwerke lassen sich überhaupt nur so ökonomisch vernünftig ans Festland anschließen. Per Wechselstrom-Kabel wären die Verluste viel zu hoch, die Investitionen würden sich niemals rechnen. Und auch für den Weitertransport in den Süden ist Gleichstrom die bessere Lösung. Daher schlagen auch die Übertragungsnetzbetreiber im Netzentwicklungsplan vor, bis 2022 sieben Gleichstrom-Autobahnen mit zwölf Gigawatt von Nord nach Süd zu bauen. Weitere acht sollen bis 2032 folgen.

Treibt das nicht die Netzausbaukosten? Gleichstrom-Leitungen gelten als vergleichsweise teurer.

Das kommt aufs Einzelprojekt an. Bei einer Übertragungsleistung von 4000 Megawatt über eine Entfernung von 400 Kilometer beträgt der Kostenfaktor laut Dena-Netzstudie II 0,8 bis 1,6. Mit zunehmender Übertragungsleistung und -entfernung wird die Gleichstrom-Übertragung sogar günstiger. Zudem braucht man wegen der höheren Kapazität der Gleichstrom- Leitungen weniger Speicher, Trassen und neue Regelkraftwerke, um die Unstetigkeit des Ökostromangebots auszugleichen.

Die Stromkunden müssen also nicht befürchten, dass sie am Ende auch noch eine HGÜ-Umlage zahlen müssen?

Der Ausstieg aus der Kernenergie funktioniert nicht ohne Netzausbau. Und der ist am günstigsten mit der richtigen Kombination aus Wechsel- und Gleichstrom-Übertragung zu bewerkstelligen. Technisch ist es dabei auch möglich, Wechsel- und Gleichstrom-Leitungen über die gleiche Freileitungstrasse zu führen. Und als Erdkabel verlegt, ist Hochspannungs-Gleichstrom ab einer bestimmten Länge und Übertragungsleistung sogar günstiger als ein Wechselstrom-Kabel.

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