Das ist ein rasant wachsender Markt, der nach Berechnungen der IT-Beratung Gartner 2014 weltweit von 9 auf rund 13 Milliarden Dollar wuchs und im nächsten Jahr bereits knapp 25 Milliarden Dollar schwer sein soll. Noch dominieren die US-Riesen wie Amazon, Google, Microsoft oder auch IBM das IaaS-Geschäft.
Doch Gauger will das ändern. Als Marketingchef bei Profitbricks ist sein Job das Verkaufen. Gemeinsam mit Achim Weiß, seinem Kumpel und Geschäftspartner aus frühen Karlsruher Tagen, hat er die Firma 2010 gegründet. Weiß ist CEO und steckt als Technikchef hinter der neu entwickelten Plattform des Start-ups. Als genialer Informatiker hat er schon bei 1&1 als Vorstand die IT auf Effizienz getrimmt.
Keine Luft für Luxus
„So flexibel, schnell und – vor allem – so kostengünstig wie wir ist im IaaS-Geschäft sonst keiner“, behauptet Gauger keck. Und versprich: „Wir wollen doppelt so schnell sein wie Amazon und nur halb so teuer.“
Vor- und Nachteile des Cloud Computing
Wenn ein Unternehmen seine Kundendatenbank nicht im eigenen Rechenzentrum pflegt, sondern einen Online-Dienst wie Salesforce.com nutzt, spart es sich Investitionen in die Infrastruktur. Die Abrechnung erfolgt außerdem zumeist gestaffelt, zum Beispiel nach Nutzerzahl oder Speicherverbrauch. Geschäftskunden erhoffen sich dadurch deutliche Kosteneinsparungen.
Wer Speicherplatz im Netz mietet, kann flexibel auf die Nachfrage reagieren und den Bedarf unkompliziert und schnell erhöhen oder versenken. Wenn beispielsweise ein Startup rasant wächst, fährt es einfach die Kapazitäten hoch. Somit fallen auch niedrige Fixkosten an.
Die Installation auf den eigenen Rechnern entfällt. Damit lässt sich ein neues System äußerst schnell einführen. Auch die Updates bereiten keine Probleme mehr, somit sinkt der Administrationsaufwand. Allerdings lassen sich die Cloud-Dienste in der Regel auch nicht so individuell konfigurieren.
Zur Nutzung der Cloud-Dienste benötigen Mitarbeiter lediglich einen Internetanschluss – unabhängig von ihrem Aufenthaltsort und dem Gerät, das sie nutzen.
Die Daten-Dienstleister werben damit, dass sie sich intensiver mit der IT-Sicherheit beschäftigen als einzelne Nutzer oder Unternehmen. Allerdings sind die Rechenzentren der Cloud-Anbieter aufgrund der großen Datenmenge auch ein attraktives Ziel für Angriffe von Hackern. Zudem ist von außen schwer nachzuvollziehen, ob der Anbieter die Daten ausreichend vor den eigenen Mitarbeitern schützt. Die Auslagerung bedeutet somit einen Kontrollverlust.
Viele Unternehmen sind von ihrem Dienstleister abhängig, weil sie nicht ohne weiteres zu einem anderen Anbieter wechseln können. Das liegt etwa daran, dass sie ihre Systeme aufwendig an die Schnittstellen anpassen müssen. Auch Nutzer haben oft Schwierigkeit, wenn sie mit ihren Daten den Anbieter wechseln wollen. Eine weitere Frage: Was ist, wenn der Betreiber eines Dienstes pleite geht? Erst wenn es Standards gibt, die den Wechsel von einem zum anderen Dienstleister ermöglichen, sinkt die Abhängigkeit.
Das ist, wohlgemerkt, angesichts der komplexen Preisgestaltung im Cloud Computing erst einmal nur ein Versprechen. Luft für Luxus ist da nicht. Daher haben sich die Online-Revolutionäre im Osten Berlins in einem alten Gewerbebau eingemietet. Vier Stockwerke belegt Profitbricks schon. Am Eingang weist ein handgeschriebener Zettel weiteren Bewerbern den Weg zu den Vorstellungsgesprächen.
Da heißt es zusammenrücken. Auch für die Gründer Gauger und Weiß, die sich ihr winziges Büro mit Strategiechefin Petra-Maria Grohs teilen, einst Top-Managerin bei den Computerherstellern Compaq, Oracle und Sun. Wenn Gauger etwas an seinem Arbeitsplatz stört, dann allenfalls, keinen Platz zu haben für seine zweite Leidenschaft. Er ist passionierter Fan der Kultserien „Star Wars“ und „Star Trek“. Wenn er von seinem Faible erzählt, blitzt der große Junge durch. Mit seinem raspelkurzen Haar, dem verschmitzten Blick und der Dynamik, mit der er Gänge und Treppenhäuser des Hinterhofbaus durcheilt, wirkt der Vater von zwei fast erwachsenen Kindern ohnehin jünger, als er ist.
Im Januar erst hat er fast ein Wochenende damit verbracht mit seiner Freundin ein Lego-Modell des Star-Wars-Roboters R2-D2 zusammenzubauen. Nicht so ein kleines Set, meint er – gespielt entrüstet –, „sondern ein ganz seltener Bausatz – ungefähr kniehoch und ziemlich kompliziert“. Der ist zu groß fürs Büro. Immerhin hängt an der Wand noch eine riesige Grafik eines Sternenkriegers.
Sieht sich Gauger mit seiner kleinen Mannschaft als Jedi-Ritter gegen die wenn nicht dunklen, so doch unschlagbar scheinenden Mächte im Netz? Den Vergleich findet er doch zu martialisch. Aber zumindest die Größenverhältnisse passten.