Skypes komplizierte, nach wie vor für typische Einsatzszenarien des Desktops angepasste Struktur hat dagegen zur Folge, dass Synchronisation und der Austausch über Plattformen und Geräte hinweg unzuverlässig und mitunter komplett unbrauchbar ist. Mal kommen Nachrichten beim Empfänger direkt an, mal nicht. Mal meldet sich das Smartphone bei einem eingehenden Skype-Anruf per Push-Mitteilung, mal nicht. Ganz nervtötend ist, wenn plötzlich Dutzende alte Beiträge aus einem per Desktop geführten Skype-Gruppenchat nacheinander auf dem Mobiltelefon eintreffen und das iPhone für einige Zeit quasi komplett lahmlegen.
Manchmal geschieht dies auch erst zehn Minuten, nachdem man die Skype-App geöffnet hat. Im Prinzip taugen die mobilen Skype-Apps nur dazu, für zu führende VoIP-Gespräche eingeschaltet und danach wieder deaktiviert zu werden. Klar, dass die das “Always on”-Charakteristikum der SMS und Handytelefonie emulierenden Chat-Messenger hier punkten konnten, muss man sich bei ihnen keine oder nur wenige Sorgen machen, Chats oder Gespräche zu verpassen.
Sicherlich ist die Vermählung des P2P-Ansatzes mit einer zentralisierten Cloudabwicklung der Chats und Gespräche eine anspruchsvolle und komplizierte Angelegenheit, die Skypes Ingenieure nicht mal nebenbei an einem Nachmittag umsetzen konnten. Dennoch bleibt festzuhalten, dass sich der einstige Vorzug des Dienstes – das P2P-Prinzip – in den letzten Jahren zu einem Nachteil entwickelt hat. Zumindest sofern es für Skype und die Konzernmutter erstrebenswert gewesen wäre, den nun von WhatsApp und Konsorten eingenommenen Markt selbst zu bedienen.
Dass man in Redmond und in der Skype-Zentrale so denkt, zeigen die Darlegungen und Formulierungen, mit denen nun die Modifikationen der Architektur begründet werden. Selbst wenn Skype mit Privatnutzern trotz aller Versuche bisher wenig Umsätze generiert, ist es im Interesse das Dienstes, für alle Kommunikationsszenarien die erste Adresse zu sein.
Dass WhatsApp allein mittlerweile mehr aktive Smartphone-Anwender vorweisen kann als Skype insgesamt und dass sich mit Viber ein noch stärker auf das Skypes-Kerngeschäft abzielendes Startup ziemlich erfolgreich entwickelt, ist für den bisherigen Branchenprimus tragisch. Denn alles, was Nutzer mit WhatsApp und Viber anstellen, wäre theoretisch auch mit Skype möglich – hätte man dort vor vier Jahren erkannt, wie das mobile Internet Nutzungsmustern eines Tages durcheinanderwirbeln würde, und die entsprechenden Weichen gestellt.
Skype zielt nie hoch genug
Trotz seines Kultstatus, der disruptiven Auswirkungen auf das traditionelle Telefongeschäft und der beeindruckenden Markenbekanntheit war Skype schon immer ein Dienst, der nie sein volles Potenzial auszuschöpfen schien und stets ein wenig enttäuschte. Die späte Erkenntnis, dass eine Dominanz im Desktop-Web nicht automatisch eine führende Marktstellung im mobilen Internet garantiert, passt gut ins Bild. Bisher schienen die Versäumnisse dem Dienst allerdings nie so richtig zu schaden. Daran hat sich auch seit der Übernahme durch Microsoft vor zweieinhalb Jahren nichts geändert.
Die von dem IT-Giganten derzeit forcierte tiefgehende Integration von Skype in sämtliche seiner wichtigsten Software-Angebote sowie zweifellos praktische Funktionen für ernsthafte Nutzer wie SkypeIn und SkypeOut werden Skype wohl auch vorläufig vor einem Absturz in die Bedeutungslosigkeit schützen. Doch ob es gelingt, mit den versprochenen Verbesserungen im boomenden Segment der datenbasierten Alltagskommunikation mobiler Nutzer echte Akzente zu setzen und signifikante Marktanteile zu gewinnen, ist äußerst fraglich. Um diesen Zug noch zu erreichen, wäre mehr notwendig, als den Innovatoren hinterherzulaufen.