Gut eine Woche nach dem Start des neuen, hochauflösenden Antennenfernsehens DVB-T2 in Teilen Deutschlands atmen die Verantwortlichen auf. Abgesehen von – je nach Region – einigen Hundert schwierigen Fällen haben offenbar die meisten TV-Nutzer ihre digitalen Antennenempfänger inzwischen aktualisiert. Nun können sie TV-Kanäle in deutlich besserer Auflösung empfangen.
Langfristig sind aber nur die öffentlich-rechtlichen Sender kostenlos. Parallel zur Umschaltung auf das hochauflösende TV-Bild schaltet der Betreiber die Übertragung der Privatsender in herkömmlicher, niedriger Auflösung ab und verlangt für die HD-Variante Geld. Wer nicht zahlt, sieht ab Anfang Juli, wenn die kostenfreie Testphase ausläuft, via Antenne kein Privatfernsehen mehr.
5,75 monatlich Euro berechnet der DVB-T2-Betreiber, die Freenet-Tochter Media Broadcast aus Köln, für die Freischaltung von Pro7, RTL, Sat.1 & Co.. Wie groß die Zahlungsbereitschaft der Kunden tatsächlich ist, lässt sich noch nicht abschätzen. Ein Sprecher der Media Broadcast sprach auf WirtschaftsWoche-Anfrage nur vage von „einer erfreulich hohen Nachfrage nach Freenet-TV-Guthabenkarten“. Konkreteres gibt es bislang nicht. Die Schweigsamkeit hat Gründe.
Wie die Deutschen ihr TV-Signal empfangen
Satellit
Im Jahr 2016 empfingen rund 17,69 Millionen Haushalte in Deutschland über Satellit.
Kabel-TV
Im Jahr 2016 besaßen rund 17,47 Millionen Haushalte in Deutschland einen Kabel-TV-Anschluss.
Quelle: ALM / Statista
Terrestik (DVB-T)
Im Jahr 2016 nutzen rund 3,43 Millionen Haushalte in Deutschland DVB-T.
DSL-TV (IP-TV)
Im Jahr 2016 nutzten rund 2,35 Millionen Haushalte in Deutschland DSL-TV beziehungsweise IP-TV.
Riskante Strategie fürs Privatfernsehen
Schließlich entscheidet die Resonanz der TV-Nutzer auf die monatliche Pauschale über den Erfolg der Umschaltung als Ganzes – und damit sogar über die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens in Deutschland. Die Bezahlschranke ist eine riskante Strategie. Kostet sie doch das digitale Antennenfernsehen sein Alleinstellungsmerkmal: den entscheidenden Kostenvorteil gegenüber den anderen Verbreitungswegen – Satellit, Kabel oder Internet.
Bislang reichte es zumeist, einen Fernseher mit integriertem Empfänger für DVB-T-Signale und eine kleine Zimmerantenne zu besitzen, um alle wichtigen deutschen TV-Programme ohne weitere Kosten zu empfangen. Damit ist es nun vorbei, zunächst in den ersten Umschaltregionen in rund der Hälfte Deutschlands, anschließend in mehreren Schritten bis Mitte 2019 auch im Rest der Republik.
Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach sinnvollen Alternativen zum Antennenfernsehen, dass ohnehin seit gut zehn Jahren bei nur noch rund fünf bis fünfeinhalb Prozent Marktanteil herumdümpelt.
Wichtigster und am stärksten wachsender Konkurrent sind die TV-Angebote aus dem Internet, die das Antennenfernsehen bereits überholt haben und inzwischen – zulasten des Kabelempfangs – Richtung siebeneinhalb Prozent Marktanteil streben. Tendenz: weiter wachsend. Vor allem für Fernsehen-Fans, die ohnehin schon einen schnellen Online-Zugang nutzen, lohnt sich der Blick auf die im Technikerjargon „IPTV“ genannten TV-Dienste der Internet-Anbieter. Und speziell einer prescht gerade mit einem besonders aggressiven Kampfpreis vor, der explizit auf die DVB-T-Kundschaft zielt.