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Blackberry Priv Jetzt bekommen auch Deutsche den Android-Blackberry

Um sich selbst zu retten, bricht Blackberry radikal mit der Vergangenheit. Jetzt beginnt der Verkauf des ersten Android-Smartphones auch in Deutschland. Der WirtschaftsWoche-Test zeigt: Das riskante Spiel könnte aufgehen.

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Blackberry Priv: Hardware-Tastatur unter 5,4-Zoll-Display Quelle: Marcel Stahn

Es ist eine Weile her, dass Fans einer Smartphone-Gattung für ihre Mobiltelefone einen kollektiven Spitznamen hatten. „Crackberry“, ein Wortspiel aus dem realen Namen der Blackberry- Handys und der Droge „Crack“, stand Mitte der 2000er-Jahre für den Suchtcharakter, den die handlichen E-Mail-Maschinen auf ihre Nutzer ausübten.

Gut zehn Jahre später ist davon kaum etwas geblieben. Gerade einmal 0,3 Prozent Anteil am weltweiten Smartphone-Markt hat der kanadische Handyproduzent aktuell noch. Das ist gut die Hälfte weniger als noch vor einem Jahr. Und vor allem ist es Welten entfernt von jenen knapp 20 Prozent, dank derer Blackberry vor fünf Jahren immerhin noch zweitgrößter Smartphone-Produzent nach Apple war.

Angesichts dieses Niedergangs ist es wohl auch der Mut der Verzweiflung, der Blackberry-CEO John Chen zum radikalen Bruch mit der Vergangenheit getrieben hat. Denn Chen bringt mit dem neuen Modell Priv ein erstes Smartphone in die Läden, das statt des eignen Betriebssystems BB10 Googles Android-Software nutzt. Ein Schritt so drastisch, als lieferte VW-Chef Matthias Müller nach dem Abgas-Desaster seine Pkws nun mit BMW-Motoren aus.

Das ist das Android-Berry Priv
Blackberry Priv: Das Android-Smartphone im Test. Quelle: Marcel Stahn
Tasten im klassischen Blackberry-Layout Quelle: Marcel Stahn
Blackberry-Modelle Leap und Priv Quelle: Marcel Stahn
Kalender App auf dem Priv Quelle: Marcel Stahn
Blackberry Messenger BBM Quelle: Marcel Stahn
Sicherheits-App auf dem Display Quelle: Marcel Stahn
Starke Kamera von Schneider-Kreuznach, mit Software-Schwächen Quelle: Marcel Stahn

In Deutschland ist das 780 Euro teure Geräte jetzt zu haben. Die ersten Modelle sind gerade in die Läden gekommen. "Der Verkauf hat vor einigen Tagen begonnen", bestätigt Blackberry-Deutschland-Chef Jürgen Müller auf WirtschaftsWoche-Anfrage. Die ersten Geräte sind über Vodafone, Media Markt, Saturn sowie den temporären BlackBerry Shop in Frankfurt erhältlich. "Wir sehen, dass wir mit dem Priv auf großes Interesse auf allen Kanälen stoßen", freut sich Müller.

Der Verkauf über die eigene, deutschsprachige Web-Seite starte in der dritten Dezember Woche, so der deutsche Blackberry-Manager. Bisher konnten sich Interessenten dort nur für die Bestellung vormerken lassen. Zudem hatte sich die ursprünglich schon für November geplante Auslieferung verzögert.

Grund dafür ist offenbar der unerwartete Run auf die Geräte nach dem Verkaufsstart in den USA. Dort konnten Interessenten das Gerät bereits seit Anfang November für rund 700 Dollar ordern. Dabei wurde Blackberry offenbar von der Nachfrage nach dem Neuling überrascht: Die erste Charge bei Amazon war binnen Stunden ausverkauft und auch Blackberry selbst ist erst einmal blank. Ein Teil der Vorbesteller jedenfalls musste bis zum 23. November auf die nächste Lieferung warten. Und nun sind offenbar auch genug Geräte für den Vertriebsstart in Deutschland produziert.

In Zukunft Android

Hielte der unerwartete Run auf die neuen Telefone an, wäre das mehr als ein Lichtblick für Chen. Es wäre auch ein Indiz dafür, dass die verbliebenen eingefleischten Blackberry-Fans den Plattformwechsel tatsächlich akzeptieren, dass die entscheidenden Produktivitäts-Apps attraktiv genug sind, die der neue Priv aus der BB-10-Welt auf die Android-Plattform bringt.

Denn das ist das Versprechen, mit dem Blackberry für seinen Neuling wirbt: Er sei so sicher, wie die bisher für ihre Daten- und Hackersicherheit geschätzten Originals, biete ebenso ausgefeilte Anwendungen zum E-Mail-, Termin- und Kontaktemanagement und erschließe seinen Nutzern zusätzlich die Programmvielfalt der Android-Welt. Am chronischen Anwendungsmangel im eigenen App-Store krankte die Blackberry-Plattform schließlich.

Smartphones: diese Betriebssysteme verkaufen sich am besten

Nun also soll es die Abkehr von der Vergangenheit richten. Die Zukunft – so viel ist klar – wird, wenn sich der Priv tatsächlich so gut verkauft, wie die ersten Bestellungen erhoffen lassen, „Android by Blackberry“ heißen. Auch wenn Chen versichert hat, BB10 mindestens einmal im kommenden Jahr weiter entwickeln zu lassen. Ob das Unternehmen aber künftig noch neue BB10-Geräte auf den Markt bringen wird, ist offen. Wahrscheinlicher ist, dass Blackberry Anfang 2016 ein weiteres Android-Modell vorstellen wird. Erste (unbestätigte) Illustrationen des angeblich unter dem Codenamen „Vienna“ entwickelten Gerätes jedenfalls zirkulieren bereits im Netz.

Der neue Priv ist in Kürze auch in Deutschland verfügbar. Was der erste Android-Berry leistet und wie gut die Transplantation der Kern-Features in die Google-Welt gelungen ist, haben wir bereits vor dem Marktstart testen können. Lohnt sich der Umstieg für Blackberry-Fans? Und wie attraktiv ist der Priv für Nutzer anderer Android-Handys?

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