Bluetooth Wie ein mittelalterlicher Dänenkönig gegen Corona hilft

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Akku-Angst und Hacker-Furcht

 

Dass das heute via Bluetooth möglich ist, liegt daran, dass die Entwickler der Funktechnik inzwischen eine ganze Reihe zusätzlicher Eigenschaften antrainiert haben, die Haartsen und Mattisson so noch gar nicht vorgesehen hatten: Eine der wichtigsten Neuerungen ist BLE, das Kürzel steht für „Bluetooth Low Energy“, ein Übertragungsverfahren, das teils nur ein Hundertstel der Energie normaler Bluetooth-Verbindungen benötigt.

BLE erst erlaubt es Handys, dauerhaft Corona-Kennungen zu senden und zu empfangen, ohne dabei die Laufzeit der Telefone allzu drastisch zu verkürzen. Der überbordende Stromverbrauch nämlich war eine der Kinderkrankheiten, derentwegen Bluetooth anfangs auf viel Widerstand bei den Nutzern traf. Wer allzu eifrig Daten tauschte oder drahtlos Druckaufträge verschickte, saugte damit selbst die für ihre Ausdauer berühmten Akkus früherer Handys in Windeseile leer.

Und nicht nur diese anfängliche Schwäche mussten die Bluetooth-Programmierer ihrer Funktechnik nachträglich noch abtrainieren. So war der Bezug auf Blåtands diplomatische Gaben anfangs noch mehr Anspruch als Wirklichkeit. Funkverbindungen über Hersteller- und Gerätegrenzen hinweg hatten zunächst mehr von Glücksspiel als von verlässlicher Kommunikation. 

Zudem gelang es Hackern wiederholt, die angeblich verschlüsselten Verbindungen zu knacken oder sogar via Bluetooth in die Handys fremder Menschen einzudringen und dort Daten zu stehlen. All das ist heute überwunden. Und so war Bluetooth als Übertragungstechnik für die Contra-Corona-Apps von Anfang an gesetzt. 

Dass sich die Fachleute trotzdem allzu lange über das perfekte Konzept für die Virusbekämpfung per Smartphone gestritten haben, lag nicht am Kurzstreckenfunk, sondern am Umgang mit den Daten der Nutzer auf den Servern, über die die Warnungen verbreitet werden sollen, sofern sich App-Nutzer nachträglich als infiziert herausstellen.

Doch statt König Blauzahn haben diesen Streit nun Apple und Google geschlichtet. Aber das ist eine andere Geschichte.

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