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Quelle: imago images

Deutsche sehen sich nicht als innovativ

Einerseits stehen Deutsche Innovationen kritisch gegenüber, andererseits bevorzugen viele innovative Produkte und Marken. YouGov-Daten zeigen, welche Folgen das für die Marken und Deutschland als Firmenstandort hat.

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Mit New York als Trendmetropole wird Berlin wohl nie mithalten können. Von der Strahlkraft des Silicon Valleys ist man in Sachsen weit entfernt, auch wenn man sich gerne „Silicon Saxony“ nennt. Das MP3-Format wurde in Deutschland erfunden, aber darauf basierende innovative Produkte wurden woanders entwickelt. Da stellt sich die Frage: Wie innovativ ist Deutschland eigentlich? Wir haben in repräsentativen Umfragen ermittelt, wie die Deutschen die Innovationskraft im Land einschätzen.

Nur acht Prozent der von YouGov Befragten stimmen der Aussage zu, dass Deutschland ein innovativer Standort ist. Unter einer innovativen Marke verstehen die meisten dabei, dass sie zukunftsorientiert ist, dass das Unternehmen neue Ideen entwickelt und nachhaltig handelt. Oft genannt wird auch, dass sie lösungsorientiert und dabei technisch auf dem neuesten Stand sein müssen, um als innovativ zu gelten. Der ganz große Wurf wird nicht unbedingt erwartet: Dass eine innovative Marke einzigartig sein oder ein Wow-Gefühl auslösen sollte, wird verhältnismäßig selten genannt.

Innovationsland Deutschland?

Beim Innovieren scheinen sich die Deutschen selbst im Weg zu stehen. Neues betrachten sie oft kritisch – zu kritisch? Jedenfalls sagen nur zwei Prozent der Befragten, dass sie Innovationen grundsätzlich positiv gegenüber stehen. Seit September 2020 versucht die Bundesregierung desaströse Werte wie diesen mit der #innovationsland-Kampagne aufzubessern. Auf einer eigens eingerichteten Website samt dazugehörigen Instagram- und Facebook-Accounts stellt das Forschungsministerium „Menschen vor, die mit ihren Ideen unsere Gesellschaft gestalten.“ Das mag helfen, das Mindset der Deutschen hin zu mehr Innovationsfreundlichkeit und -freudigkeit zu verändern.

Prothesen von Otto Bock, Klärschlamm als Kraftstoff von Caphenia oder KI-Systeme von Smart Reporting: Das sind die neun Nominierten für den Deutschen Innovationspreis.
von Stefan Hajek, Michael Kroker, Thomas Kuhn, Andreas Menn, Thomas Stölzel

Auf der Website heißt es auch: „Um [Ideen] zu realisieren, braucht es vor allem: Mut.“ Unsere Befragung legt aber nahe, dass es mehr braucht. Die wenigsten glauben, dass es in Deutschland eine gute Infrastruktur für Innovationen gibt oder dass viel in Forschung und Entwicklung investiert werde. Gerade einmal 13 Prozent sagen, die Bunderegierung unterstütze Unternehmen dabei, Innovationen zu entwickeln.

Innovative Marken sind begehrter

Wie wichtig es ist, dass nicht nur Unternehmer und Investoren, sondern auch Bürger und Verbraucher Deutschland als innovativ wahrnehmen, zeigt sich daran, dass trotz ihrer skeptischen Grundhaltung 45 Prozent der Befragten sagen, dass sie eine Marke, die sie als innovativer erachten, einer anderen Marke vorziehen würden. Dies sind häufig junge, gebildete und überdurchschnittlich verdienende Befragte. Zudem sehen sie die Innovationskraft in Deutschland über alle Branchen hinweg positiver als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Insgesamt wird der Automobilsektor am häufigsten als Branche betrachtet, von der in der Zukunft eine globale Vorreiterrolle hinsichtlich Innovationen zu erwarten ist. Als innovativste Automarke gilt aktuell aber Tesla, mit großem Abstand vor deutschen Autobauern. Im Branchenvergleich folgen der Pharma- und der Energiesektor. Allen 18 anderen von uns abgefragten Branchen – von Haushaltselektronik über Lebensmittel und Banken bis zu Mode – trauen weniger als 20 Prozent der Befragten eine Rolle als Innovationsführer zu.

Innovative deutsche Marken

Trotz dieses eher ernüchternden Gesamtbildes gibt es durchaus einheimische Marken, die von vielen Befragten als innovativ wahrgenommen werden. Dazu gehören die Lebensmittelmarken Veganz und LikeMeat, der Getränkelieferant Flaschenpost, die Spielzeughersteller Playmobil und Ravensburger, die Drogeriekette dm, die Thermomix-Geräte, die Angebote der Telekom, von Lichtblick, Check24 und Jochen Schweizer. Sie alle werden von mehr als 25 Prozent der Befragten als innovativ wahrgenommen – wobei die Spitzenplätze dennoch oft an Wettbewerber aus dem Ausland geht.

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Als positiv lässt sich werten, dass Verbraucher deutschen Unternehmen ihr wenig innovatives Image nicht zur Last legen. Dass die deutsche Wirtschaft Innovationen verschlafen habe, sagen nur drei Prozent der Befragten.

Mehr zum Thema: Die WirtschaftsWoche kürt die innovativsten Start-ups, Mittelständler und Großunternehmen. Von den nominierten Kandidaten lässt sich nicht nur lernen, wie sich die Coronakrise überwinden lässt.

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