Chiphersteller Nvidia ist an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert

Als erster Chiphersteller schafft Nvidia den Sprung über die Marke von einer Billion Dollar. Der Konzern ist der große Profiteur des KI-Booms.

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Der Konzern ist an der Börse mehr als eine Billion Dollar wert. Quelle: Reuters

Dank der wachsenden Chip-Nachfrage durch den Boom Künstlicher Intelligenz (KI) hat der Börsenwert von Nvidia am Dienstag die Marke von einer Billion Dollar durchbrochen. Damit gelang dem Konzern als neuntem Unternehmen und als erstem Chiphersteller überhaupt die Aufnahme in diesen exklusiven Klub.

Nvidia-Aktien stiegen zur Eröffnung der Wall Street um knapp sieben Prozent auf ein Rekordhoch von 415,50 Dollar. Dadurch wuchs die Marktkapitalisierung auf fast 1,026 Billionen Dollar.

Die anderen US-Konzerne mit vergleichbaren oder höheren Börsenwerten sind der Onlinehändler Amazon, der iPhone-Hersteller Apple, der Softwarekonzern Microsoft und die Google-Mutter Alphabet. Aus dem Ausland spielt noch der saudi-arabische Ölförderer Saudi Aramco in dieser Liga.

Nvidia-Chips machen modernste KI-Anwendungen erst möglich

Zu den Käufern von Nvidia-Aktien gehören viele Anleger, die befürchten, den KI-Trend an den Börsen zu verpassen. Schon nach der Vorlage der starken Quartalszahlen am vergangenen Donnerstag stieg der Aktienkurs fast um ein Viertel. Nvidia hatte die Erwartungen der Analysten weit übertroffen und auch einen Ausblick Quartal vorgelegt, der 50 Prozent über den Erwartungen der Analysten lag.

Vor allem die neuen Entwicklungen rund um KI kommen dem Chip-Hersteller aus Santa Clara in Kalifornien zugute. Denn Nvidia entwickelt spezielle Hochleistungschips und Grafikprozessoren, die nicht nur für Gaming, sondern auch für die rechenintensiven Operationen der sognannten generativen KI nötig sind.

Da Anwendungen wie ChatGPT von OpenAI oder Bard von Google zuletzt rasante Fortschritte gemacht haben, ist auch die Nachfrage nach den Halbleitern von Nvidia enorm.

Zusätzlichen Rückenwind erhielten die Aktien von der Ankündigung des Konzerns am Montag, in Israel einen der weltweit schnellsten Supercomputer für KI-Anwendungen zu bauen. „Israel-1“ werde eine Rechenleistung von bis zu acht Exaflops erreichen. Ein Exaflop entspricht einer Trillion – eine eins mit 18 Nullen – Berechnungen pro Sekunde.

Jensen Huang trimmt Nvidia komplett auf KI

Nvidia wurde in den 1990er-Jahren gegründet worden und hatte damals noch keinen besonderen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Herstellern von Grafikkarten für Videospiele. Über die Jahre hat das Unternehmen auch einige Rückschläge hinnehmen müssen. So hatten etwa die Chips für Mobiltelefone nur wenig Erfolg. Der große Durchbruch kam nun mit der Künstlichen Intelligenz.

Bereits seit einigen Jahren hat Konzernchef Jensen Huang Nvidia fast komplett auf Halbleiter für KI getrimmt. „Die Unternehmen versuchen, generative KI in jedes Produkt, jede Dienstleistung und jeden Geschäftsprozess zu integrieren,“ sagte Huang jüngst.

Der in Südtaiwan geborene und an der US-Westküste ausgebildete Huang war am Wochenende in seiner Heimat zu Gast, wo er an der National Taiwan University bei der Abschlussfeier zu Studenten sprach. Dort kam er auch auf die schwierigen Zeiten von Nvidia zu sprechen, als der Konzern die teuren Cuda-Grafikkarten entwickelte und noch nicht wusste, ob die Investition aufging.

Ohne die Hilfe des Spielekonzerns Sega Sammy Holdings hätte das Unternehmen nicht überlebt, erzählte er den Studenten. Aber heute sind genau diese Chips bei der Künstlichen Intelligenz gefragt. Sein Rat an die Studenten: „Entweder rennst du fürs Essen, oder du rennst, um nicht zum Essen zu werden“, sagt er. „Egal welches von beiden, renn!“

Nvidia-Aktien haben seit Jahresanfang rund 180 Prozent zugelegt

Huang hält sich auch nicht aus politischen Themen heraus. So hat er zuletzt vor Sanktionen gegen China gewarnt. Er würde lieber seine Chips nach China verkaufen, als dass die Volksrepublik eigene KI-Chips baue, argumentierte er.

Seit Jahresbeginn haben die Nvidia-Titel bereits fast 180 Prozent zugelegt, mehr als vier Mal so viel wie der Philadelphia Halbleiter-Index. Nur im ersten Halbjahr 2001 war es für Nvidia-Papiere noch steiler bergauf gegangen.

Bei den Rivalen AMD, Marvell und Intel griffen Investoren am Dienstag ebenfalls zu. Diese Aktien stiegen jeweils 2,5 Prozent.

Angesichts der rasanten Kurssteigerung fragen sich einige Beobachter allerdings mittlerweile, wie lange das noch gut gehen kann. „Da die Bewertung Nvidias über dem langfristigen Durchschnitt liegt, steigt der Druck, anhaltend hohes Wachstum zu liefern“, sagte Analystin Susannah Streeter vom Brokerhaus Hargreaves Landsdown. Daher müsse mit Kursturbulenzen gerechnet werden.

Auch Thomas Hayes, Manager beim Vermögensverwalter Great Hill, warnte vor möglichen Gewinnmitnahmen. Die Anleger seien sich noch nicht sicher, ob der aktuelle KI-Trend real sei.
Mit Material von Reuters.

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