Cloud-Partnerschaft von Deutscher Telekom und Google Sisyphusaufgabe, neuer Versuch

T-Systems und Google wollen eine

Die Pläne für das neue Cloud-Bündnis von T-Systems und Google gleichen einer Partnerschaft zwischen Telekom und Microsoft aus dem Jahr 2015 bis aufs Wort – die später floppte. Eine Analyse.

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Die globale Cloud-Branche wird dominiert von den großen amerikanischen Anbietern Amazon mit seiner Tochter AWS, Microsoft und Google: Diese drei auch Hyperscaler genannten Anbieter vereinen weltweit 61 Prozent des Marktes auf sich. In Deutschland sind die Unternehmen aber deutlich zurückhaltender, ihre Daten diesem amerikanischen Triumvirat anzuvertrauen. Das gilt umso mehr für deutsche Behörden, die wegen Bedenken in Sachen Datenschutz die US-Hyperscaler bisher weitgehend gemieden haben.

Denn durch die seit 2018 geltende europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dürfen Konzerne und Organisationen personenbezogene Daten nicht mehr ohne Zustimmung ihrer Kunden auf Servern außerhalb der Europäischen Union speichern – was bei US-Diensten teilweise der Fall ist. Mehr noch: Nach dem sogenannten Cloud Act müssen US-Anbieter amerikanischen Ermittlungsbehörden auf richterlichen Beschluss sogar Zugriff auf Daten außerhalb der USA gewähren.

Um solche Bedenken potenzieller Kunden auszuräumen, haben gestern die Telekom-Tochter T-Systems und Google eine strategische Partnerschaft vereinbart: Sie soll dem öffentlichen Sektor eine rechtlich einwandfreie Nutzung der Cloud-Dienste des US-Konzerns ermöglichen. Dazu bauen beide eine sogenannte „souveräne Cloud“ – das bedeutet: T-Systems betreibt eine spezielle Version der Google Cloud, die komplett verschlüsselt ist und bei der die Telekom-Tochter die Kontrolle und Souveränität über die Schlüssel und Daten übernimmt.

Das ist auf den ersten Blick vor allem ein weiterer Rückschlag für Gaia-X, dem von der Bundesregierung vor gut zwei Jahren ins Leben gerufenen europäischen Gegenentwurf zu den US-Hyperscalern. Zwar arbeiten mehr als 300 Unternehmen bei der Initiative mit – wirklich große Cloud-Projekte laufen auf Gaia-X aber bis heute nicht.

Déjà-vu aus dem Jahr 2015

Doch auch die Cloud-Partnerschaft zwischen T-Systems und Google dürfte kein Selbstläufer werden – ganz im Gegenteil. Langjährige Beobachter der IT-Szene ereilt angesichts der Ankündigung ein regelrechtes Déjà-vu: Schließlich haben Ende 2015  schon einmal zwei Konzerne hochtrabend eine deutsch-amerikanische Freundschaft in der Cloud verkündet. Die Verbündeten damals: Die Deutsche Telekom und Microsoft, die gemeinsam nicht weniger bauen wollten als eine „deutsche Cloud“, um so eine Konsequenz aus der damals noch recht frischen NSA-Abhöraffäre zu ziehen. Auch seinerzeit sollten bestimmte Cloud-Dienste von Microsoft auf Rechenzentren der Telekom – genauer: der IT-Tochter T-Systems – gespeichert werden und die Treuhänderschaft bei den Deutschen liegen.

Ins Laufen aber kam das Projekt nie so recht. Zum einen kämpften viele Kunden damit, dass der Funktionsumfang der vom Rest der weltweiten Microsoft-Cloud abgekapselten Deutschland-Cloud beschränkt war. Obendrein war das abgespeckte Angebot rund 25 Prozent teurer als herkömmliche Cloud-Dienste. Wenig verwunderlich also, dass die hiesigen Unternehmen nicht eben in Scharen zugriffen – so dass beide Partner das Angebot im Jahr 2018 sang- und klanglos auslaufen ließen.

Ob das sehr ähnlich klingende Neuangebot, dieses Mal eben nur mit Google statt mit Microsoft, erfolgreicher sein wird, ist daher mehr als fraglich. Zumal der öffentliche Sektor in Deutschland beim Datenschutz noch genauer hinschaut als private Unternehmen.

Mehr zum Thema: Das Cloud-Projekt Gaia-X soll Europa befreien von der Marktmacht dominierender US-Firmen. Ein Jahr nach dem Start gibt es zwar nun einen Chef, aber noch keine konkreten Projekte. Mitglieder klagen über „Bullshit-Bingo“ und Bürokratie.

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