




Die Zeiten sind vorbei, da Menschen, die gestikulierend und vor sich hin sprechend auf der Straße standen, als – vorsichtig formuliert – mental angeschlagen galten. Heute ahnt der mobilkommunikative Zeitgenosse: Der einsame Plauderer nebenan ist kerngesund, hat den Hörer der Freisprecheinrichtung im Ohr und telefoniert mit entfernten Gesprächspartnern. Oder er wendet sich gerade direkt an sein Handy: „Hey Siri“, „Hey Cortana“, „Okay Google“, die klassischen Signalsätze, um die Spracherkennung in den Handys von Apple, Microsoft oder mit Googles Android zu aktivieren.
Wie klug sind die Sprachassistenten im Vergleich?
Quiz für Cybersekretäre: Stone Temple Consulting hat untersucht, wie viele Wissensfragen die Assistenzdienste Siri, Cortana und Google Now ausführlich und korrekt beantworten.
Quelle: Stone Temple Consulting; insgesamt 3086 Fragen, Stand 2014
Ausführlich beantwortet: 58 Prozent
Korrekt beantwortet: 51 Prozent
Ausführlich beantwortet: 29 Prozent
Korrekt beantwortet: 16 Prozent
Ausführlich beantwortet: 20 Prozent
Korrekt beantwortet: 8 Prozent
Künftig kommen solche Zwiegespräche zwischen Mensch und Maschine nicht mehr nur auf der Straße vor – sondern auch am Schreibtisch. Denn so wie heute Millionen von Smartphone-Besitzern Apples sprachgesteuerten, digitalen Assistenten Siri in ihren iPhones nutzen oder den Cyber-Sekretär Google Now in Android-Telefonen, werden wir künftig auch unseren Schreibtisch-PCs Aufträge diktieren – und sie werden uns antworten.
Verantwortlich für den Sprung dieser Technik in die klassische PC-Welt ist Microsofts neues Windows 10. Das wird der Softwaregigant ab Ende Juli nicht bloß weltweit Abermillionen Kunden als kostenlosen Download anbieten. Es beherbergt zugleich mit der App Cortana erstmals einen kommunikativen Softwareassistenten als Kernfunktion eines PC-Betriebssystems: Ohne dass der Nutzer noch einen Buchstaben tippen müsste, lauscht der Rechner dann seinen Befehlen.
Die psychische Grenze sinkt
Auf eine vergleichbare Funktion warten Apple-Anwender bei ihren Mac-Computern bis heute. Und das, obwohl die Kalifornier ihre Sprachsoftware Siri schon 2011 mit dem iPhone 4s vorgestellt und damit die quasi natürliche Kommunikation mit der Maschine eingeführt haben. Auch Microsoft hat Cortana bereits vergangenes Jahr in einer Vorabversion auf seine Lumia-Telefone gebracht, der BlackBerry Assistant lauscht mittlerweile ebenso aufs Wort, und Amazons Echo oder demnächst wohl Facebooks Moneypenny wollen da ebenfalls nicht abseits stehen.
Wie Windows wurde, was es ist
Der Urahn des inzwischen meistgenutzten PC-Betriebssystems kam im November 1985 auf den Markt. Damals war Microsoft noch ein Außenseiter, während der Platzhirsch IBM und der Aufsteiger Apple den Kampf um den PC-Markt auszufechten schienen. Anfangs arbeitete sich Windows nur mühsam ins Geschäft – denn Microsoft verzichtete zunächst angesichts eines jahrelangen Patentstreits mit Apple auf grafische Bedienungselemente.
Mit dieser Version lernte Windows 1992, Videos abzuspielen, bekam die ersten integrierten Spiele und neue Schriften. Die Grundansicht mit den überlappenden Fenstern und einem Desktop für Programm-Symbole blieb – mit einigen Design-Änderungen – lange erhalten.
Parallel zu den Consumer-Versionen von Windows entwickelte Microsoft nach dem Scheitern des OS/2-Projektes mit IBM eine Windows-Version mit einem neuen Programm-Kern („Windows New Technology“). NT wurde mit Windows 2000 fortgeführt und ging später in Windows XP auf.
Die radikale Erneuerung von 1995 brachte in Grundzügen das Windows, das heute praktisch jeder kennt. Unter anderem wurde der „Start“-Knopf mit dem Balken am unteren Bildschirmrand eingeführt. Nachdem nachträglich der Web-Browser Internet Explorer zum Windows-Grundpaket hinzugefügt wurde, setzte sich Microsoft zum Ärger der Wettbewerbshüter in diesem Bereich gegen den Pionier Netscape durch. Auf die Version folgten die kleineren Aktualisierungen Windows 98 und ME.
2001 brachte Microsoft die bisher langlebigste Version seines Betriebssystems auf den Markt. Mit Windows XP wurden viele visuelle Effekte hinzugefügt, ebenso wie wichtige Funktionen wie etwa schneller Benutzerwechsel, eine integrierte Firewall für mehr Sicherheit und verbesserter Medienwiedergabe.
Das Betriebssystem Windows Vista sollte XP verdrängen, wurde von den Nutzern aber weitgehend ignoriert. Die 2007 veröffentlichte Version bot zwar neue Bildschirmansichten, aber eine für viele Nutzer verwirrende Rechteverwaltung für Benutzerkonten. Erst mit der Vorstellung von Windows 7 im Oktober 2009 konnte Microsoft die Anwender wieder überzeugen.
Mit Windows 8 rüstet sich Microsoft für den Wandel der Computer-Welt: Die neue Kacheloberfläche ist für Touchscreens ausgelegt und eignet sich damit auch für Tablet-Computer – äußerlich ähnelt das System damit dem Smartphone-Betriebssystem Windows Phone. Microsoft stellte Windows 8 im Oktober 2012 vor. Gerade an der neuen Bedienung wurde jedoch schnell viel Kritik laut.
Ein Update für Windows 8 kam im Oktober 2013 auf den Markt. Das kostenlose Windows 8.1 soll die größten Kritikpunkte an dem Vorgänger ausräumen. So können Nutzer direkt auf den Desktop starten und so die Kacheloberfläche umgehen. Zudem kehrt der Startknopf zurück, wenn auch nicht das klassische Startmenü.
Mit Windows 10 bietet Microsoft eine einheitliche technische Plattform für PCs, Tablets und Smartphones an. Das von Nutzern ersehnte Start-Menü kehrt auf den Desktop zurück. Am 29. Juli 2015 stellte der Softwaregigant das jüngste Betriebssystem vor. Ein Jahr lang war das Upgrade auf Windows 10 für Computer mit Windows 7 und 8.1 kostenlos. Was das neue System bringt und für welche Nutzer es sinnvoll ist, lesen Sie hier.
Zudem mit der Ausbreitung der Technik zugleich die Akzeptanz wächst: Nutzte laut Verbrauchs- und Medienanalyse noch vor zwei Jahren nur knapp jeder zehnte Deutsche über 14 Jahren die Sprachsteuerung seines Handys, war es 2014 schon rund jeder sechste. Und mit dem Sprung der Technik auf den Tischrechner wird sich dieser Trend noch beschleunigen.
Plaudern mit dem PC, das ist viel mehr als bloß ein nettes Feature. „Wenn Millionen von Nutzern plötzlich in natürlicher Sprache mit ihren Rechnern kommunizieren, wird das den Umgang mit der Technik grundlegend verändern“, sagt Reinhard Karger, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Information und Wissen (DGI). Bisher habe der Zwang zur händischen Eingabe stets als technische und psychische Grenze zwischen Mensch und Elektronenhirn gestanden. „Wenn wir aber künftig mit dem Rechner wie mit einem Freund oder Bekannten reden, definiert das auch die Beziehung neu.“
Zudem einige Programme immer besser werden, vor allem Google Now antwortet erstaunlich ausführlich und korrekt. Künftig nun wissen auch die grauen Kästen auf dem Schreibtisch die Antwort auf die Frage nach dem nächsten Spiel des Lieblingsvereins oder berichten auf Wunsch, wie es an der Börse läuft.