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Cyber-Kriminalität Fritzbox-Router werden erneut angegriffen

Fritzbox-Hersteller AVM warnt: Die Router werden wieder vermehrt von Kriminellen angegriffen. Die Hacker nutzen eine Sicherheitslücke, die eigentlich längst geschlossen sein sollte.

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Die Fritzboxen von AVM werden erneut von Cyberkriminellen angegriffen Quelle: obs

Die in Deutschland beliebten Fritzbox-DSL-Router werden wieder von Kriminellen angegriffen. Der Berliner Hersteller AVM ruft die Nutzer eindringlich dazu auf, eine seit längerem bekannte Sicherheitslücke zu schließen. Offenbar haben viele Fritzbox-Verwender das noch nicht getan und bieten Hackern so ein Einfallstor, durch das teure Telefongespräche geführt werden können.

Dieses Sicherheitsleck bei den Routern war bereits Anfang des Jahres bekannt geworden. Betrüger nutzen sie, um Zugangsdaten abzugreifen und so über die Voice-over-IP-Zugänge teure Auslandstelefonate zu führen. In Einzelfällen soll es so zu Schäden in Höhe von mehreren Tausend Euro gekommen sein. AVM hatte Updates herausgegeben und die Nutzer aufgefordert, diese zu installieren und das Leck so zu schließen.

00000000 für den Start von Atomraketen
Das Passwort für den Abschuss der US-Minuteman-Atomraketen war denkbar schlecht: Wie das Online-Portal " heise.de" berichtet, bestand die Kombination für fast zwei Jahrzehnte aus acht Nullen. Demnach entschied das Strategic Air Command (SAC) wohl, dass die Militärentscheider in der heißen Phase des Kalten Krieges die Raketen möglichst schnell starten können sollten. Darüber hinaus soll das Passwort auch noch auf den Start-Checklisten ausgedruckt worden sein. So hätten sogar zivile Arbeiter Zugang zu den vernichtenden Waffen gehabt. Quelle: AP
Joseph Bonneau von der Universität Cambridge hat 70 Millionen Passwörter analysiert. Dafür musste er allerdings nicht in Rechner einbrechen - er analysierte die sogenannten Hash-Werte der Passwörter. Das ist eine Art Fingerabdruck des Passworts mit dessen Hilfe Computer herausfinden können, ob ein Passwort richtig ist, ohne es im Klartext zu speichern. Die Hash-Werte lassen aber Rückschlüsse auf das Passwort zu. Quelle: dapd
In der Wirtschaft sieht es dagegen schlecht aus: Das weltweit beliebteste Passwort in der internationalen Wirtschaftswelt laut Studie ist das sehr unkreative „password1“, gefolgt von „welcome“, „password01“ und „password2“ - da wird das Passwort zur Einladung für Hacker. Quelle: dpa
Davon abgesehen spiegeln sich aber auch kulturelle Unterschiede in den Passwortgewohnheiten wieder. Die Vorliebe der Chinesen für Zahlen beispielsweise, zeigt sich auch bei den verwendeten Passwörtern. Damit landen die Chinesen im Gesamt-Ranking auf einem guten mittleren Platz weit vor den Briten. Beide müssen sich allerdings den Deutschen geschlagen geben - und unter diesen interessanterweise besonders den über 55-Jährigen. Ihre Passwörter sind besonders sicher. Die Passwörter der unter 25-jährigen seien dagegen nur halb so sicher. Allerdings könnte hier den Deutschen auch eine Eigenart ihrer Sprache helfen: Das Deutsche enthält ungewöhnlich viele lange Worte. Quelle: Reuters
Der Computerwissenschaftler fand Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen heraus. Eine große interkulturelle Gemeinsamkeit: die Faulheit der Nutzer. Die Mehrzahl der Passwörter besteht aus gerade einmal sechs Zeichen - egal ob in Peking oder New York. Selbst ein sogenanntes „Skriptkiddie“, das nicht mehr beherrscht als bekannte Hacker-Tools einzusetzen, kann so ein Passwort innerhalb von rund zehn Minuten knacken - zumindest wenn der Computer einen Brute-Force-Angriff nicht durch technische Maßnahmen verhindert. Ein solcher Brute-Force-Angriff probiert automatisch Passwort-Kombinationen nach dem Zufallsprinzip aus - durch die große Anzahl der Versuche wird irgendwann die richtige Kombination dabei sein. Quelle: dpa
Doch wie kommen Nutzer nun zum einfachen und dennoch sicheren Passwort? Die wichtigste Regel zuerst: Wörter, die so im Lexikon stehen, sind absolut tabu. Weil viele Anmeldesysteme nur eine begrenzte Anzahl von Versuchen erlauben, sind Angreifer von der sogenannten Bruteforce-Methode abgekommen. Dabei werden einfach automatisiert sämtliche möglichen Buchstaben- und Nummerkombinationen durchprobiert. Stattdessen werden Listen mit Standard-Passwörtern abgearbeitet, die meist einfach aus Wörtern aus Lexika stammen. Foto: ap
Sonderzeichen nutzenUm sich das eigene Passwort trotzdem merken zu können, kann ein Wort mit Sonderzeichen, eigenwilliger Groß/kleinschreibung oder zusätzlichen Zahlen geschrieben werden. Beispiel: HaUspf@ndbr1ef23. Das "U" wird mitten im Satz groß geschrieben, das "A" wird durch ein "@" ersetzt, das "I" durch eine eins und am Ende des Wortes wird noch eine Nummer angehängt. Noch besser ist allerdings, wenn Sie einzelne Buchstaben mit weniger einfachen Regeln durch Zahlen ersetzen. Beispiel: Jedes "E" durch eine "11" ersetzen. Mögliche Eselsbrücke: Die Elf teilt mit dem "E" den selben Anfangsbuchstaben. Foto: ap

Die Kriminellen suchen nun offenbar gezielt nach den Geräten, bei denen die Nutzer das Update versäumt haben. AVM teilte mit, es sei zwar "nur ein verschwindend geringer Anteil aller installierten Geräte" betroffen. Diese könnten jedoch "im Ausnahmefall über einen längeren Zeitraum von den Telefonbetrügern missbraucht werden". Die Kriminellen können demnach "Telefonverbindungen nach Kuba, Sierra Leone oder Afghanistan" herstellen und so hohe Kosten verursachen.

AVM fordert die Fritzbox-Kunden nun erneut auf, dringend Updates aufzuspielen. Wer unsicher ist, kann sich auf der Webseite des Unternehmens eine Schritt-für-Schritt-Anleitung ansehen. Auch das Passwort sollte dringend geändert werden, da die Betrüger diese Daten abgreifen konnten.

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