Cybersecurity
Person mit Handy am Strand Quelle: dpa

WLAN und Apps im Urlaub: Beim kleinsten Zweifel, Finger weg!

Smartphone, Tablet oder Laptop sind für viele, die jetzt in den Urlaub aufbrechen, feste Reisebegleiter – und am Urlaubsort oft leichtes Ziel für Hacker. Mit diesen Tipps schützen Sie sich.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Als ich vor ein paar Tagen zum Kurzurlaub in die Niederlande fuhr, machte ich dort eine überraschende Entdeckung auf meinem Handy. Obwohl die Corona-Warn-App der Niederländer gerade erst getestet und noch gar öffentlich zum Download angeboten wird, fand ich im App-Store zig Apps, die Rat und Schutz gegen die Covid-Pandemie versprachen. Installiert habe ich keine, erst recht nicht nach dem Blick auf die teils undefinierbaren Funktionen, vor allem aber angesichts der mehrheitlich unbekannten bis dubiosen Herausgeber.

Tatsächlich stoßen IT-Sicherheitsdienstleister in diesen Tagen immer wieder auf gefälschte Corona-Warn-Programme. Dahinter stecken Hacker, die die gerade anlaufende Urlaubssaison nutzen und via App die Handys der Reisenden mit Schadsoftware infizieren wollen. 

Vor wenigen Tagen erst entdeckten beispielsweise Experten von Eset ein als kanadische Covid-App getarntes Erpressungsprogramm. Die „CryCryptor“ getaufte Verschlüsselungs-Software erschien kurz nach der Ankündigung der kanadischen Regierung, eine App zur Kontaktverfolgung zu veröffentlichen. 

Inzwischen ist der Schädling zwar aus dem App-Store gelöscht. Doch wer sich bis dahin als Corona-bewusster Reisender die vermeintliche Warn-App ungeprüft installiert hätte, wäre den Erpressern in die Falle gegangen. Sicherheitsexperten raten daher dringend, vor dem Download von Warn-Apps –im Ausland, wie in Deutschland – zu prüfen, wer Herausgeber des Handyprogramms ist. Beim kleinsten Zweifel gilt: Finger weg!

Falsche Corona-Programme sind das neueste, aber beileibe nicht das einzige Cyberrisiko, vor dem sich Reisende im Urlaub schützen sollten. Die größte Gefahr lauert auf dem Weg ins Netz. Zwar gilt bei Reisen in der EU inzwischen das Motto „Roam-like-home“, dass also Telefon- und Datenflatrates des heimischen Tarifs auch bei Reisen ins EU-Ausland gelten. Doch auch Flatrates gehen bei allzu eifrigem Versand von Urlaubsbildern und Videos zur Neige. Deshalb weichen viele Reisende auf freie WLAN-Zugänge in Hotels, Cafés, Flughäfen oder Fußgängerzonen aus, um ins Netz zu gehen. 

Genau das machen sich in vielen Urlaubsregionen Online-Kriminelle mit präparierten Hotspots zu Nutze. Diese unverschlüsselt und kostenlos erreichbaren Internetzugänge dienen dem Zweck persönliche Anmeldedaten abzugreifen. Die können sie später weiter verkaufen oder für Betrugsversuche nutzen. Sollten Sie also beim Zugriff auf ein öffentliches WLAN sensible Informationen wie Kreditkartendaten oder die Passwörter fürs Google-, Facebook- oder E-Mail-Konto eingeben müssen, machen Sie um diese Angebote einen großen Bogen. 

Und selbst wenn Sie sich nicht mit persönlichen Daten anmelden müssen oder gar ein verschlüsseltes WLAN etwa im Hotel nutzen, sollten Sie vorsichtig sein. Spione können auch die in diesen Netzen lauern und die Kommunikation zwischen Ihren Geräten und dem Netz mitlesen. Um das zu vermeiden, sichern Sie die Verbindung beispielsweise mithilfe der VPN-Technik ab. Dabei bauen Handy, Tablet oder PC eine abhörsichere Verbindung zum Beispiel zum Router nach Hause auf. 

Ein VPN einzurichten, ist meist weniger kompliziert als es klingt. Besitzer einer Fritzbox beispielsweise können zumindest ihre Android-Geräte ohne jede Programmierkenntnis via App mit der Box koppeln und das VPN, dann unterwegs per Fingerstreich am Handy aktivieren. Geräte mit Apples iOS oder Windows lassen ebenfalls per VPN an die Box andocken. Entscheidend ist allerdings, dass die Geräte vor der Abreise gekoppelt werden müssen, solange der Besitzer noch im heimischen WLAN eingeloggt ist.

Gefahr fürs Handy und die Daten darauf droht aber nicht nur digital, sondern auch ganz herkömmlich durch Taschendiebe. Die greifen inzwischen häufig nicht mehr nur die Smartphones ab, sondern versilbern auch die darauf gespeicherten Nutzerinformationen. Das gilt etwa für Kontaktdaten aus dem Telefonbuch aber auch die von vielen Nutzern dort abgelegten Zugangsdaten für Bankkonten, Kreditkarte, Online-Zugänge und mehr. 

Damit Diebe diese Informationen nicht auslesen und auf kriminellen Plattformen im Netz verkaufen können, aktivieren Sie vor der Reise als Mindestsicherung des Gerätes auf jeden Fall eine Passwortabfrage, die Freigabe des Handys über den Fingerabdrucksensor oder die Gesichtserkennung. Beim Entsperrcode sollten es mindestens sechs Ziffern sein, dann lassen sich die Telefone jedenfalls von durchschnittlichen Taschendieben nicht mehr knacken. 

Noch besser ist der Schutz durch Sicherheits-App, die es erlauben, das Handy von Ferne zu orten, alle Daten notfalls zu löschen, oder das Gerät für jeden weiteren Gebrauch komplett zu sperren. Auf Wunsch machen Apps sogar Fotos der Diebe, wenn die versuchen, das Telefon zu entsperren. Anschließend schicken sie das Bild an den rechtmäßigen Besitzer. Mit dem Portrait können Sie den Diebstahl dann gleich bei der Polizei anzeigen. Eine Übersicht entsprechender Programme finden Sie im IT-Portal Chip.de.

Und dann gibt es noch einen ganz analogen Tipp um Daten und Geräte im Urlaub zu schützen: Schalten Sie die Technik einfach mal aus, schließen Sie die Geräte über Tag im Hotelsafe ein und schauen Sie nur abends mal darauf. Das lässt Taschendiebe und Cybergangster gleichermaßen ins Leere laufen – und erleichtert es zudem, auch mal persönlich abzuschalten

Denn das ist ja eigentlich das Wichtigste im Urlaub.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%