Daily Fantasy Sport Fußball-Manager für einen Tag

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Rund zehn Prozent der Einsätze kassiert der Anbieter

Der Rest wird verteilt. Fußballmanager-Simulationen haben in Deutschland schon eine große Fangemeinde. So etwa das durch Werbung und kostenpflichtige Dienste finanzierte Browserspiel Comunio. Die Fußballsimulation Fifa 16 des Herstellers Electronic Arts zählt zu den beliebtesten Computerspielen überhaupt. Allerdings können die Mitspieler dort weder echtes Geld gewinnen noch verlieren. In den USA ist Daily Fantasy Sports schon fester Bestandteil der Sportkultur. Der Platzhirsch heißt FanDuel. Das 2009 gegründete und mit Wagniskapital finanzierte Unternehmen wird derzeit mit umgerechnet 1,2 Milliarden Euro bewertet. Hinter dem Start-up stecken Investoren wie Comcast, der größte Kabelnetzbetreiber der Welt, und die amerikanische Basketball-Profiliga NBA.

Das Geschäft mit dem Glücksspiel
Was ist Glücksspiel?Ein Spiel mit Geldeinsatz, dessen Ausgang überwiegend vom Zufall bestimmt ist. Neben den klassischen Spielbanken gibt es in Deutschland zum Beispiel Lotto und Toto, Pferdewetten sowie die Klassen- und Fernsehlotterie. Mit Abstand am beliebtesten aber sind Geldspielautomaten - vor allem in Gaststätten und Spielhallen. Quelle: dpa
Was bedeutet Spielsucht?Dabei geht es um Kontrollverlust. Ein Spieler schafft es nicht mehr, sich gegen ein Glücksspiel zu entscheiden - er braucht den Kick. Spielsüchtige erfinden oft Lügen und Ausreden, um zu verbergen, dass sie ihr Einkommen „verzocken“. Viele häufen einen Schuldenberg auf. Sie sind häufig auch nicht mehr in der Lage, Freundschaften und Beziehungen aufrecht zu erhalten. Die Selbstmordrate unter langjährigen Spielsüchtigen ist nach Angaben von Beratungsstellen hoch. Pathologisches Glücksspiel ist in Deutschland seit 2001 als eigenständige Krankheit anerkannt. Quelle: dpa
Wer ist gefährdet?Deutlich mehr Männer als Frauen. Besonders häufig verlieren in Deutschland junge Migranten und Arbeitslose die Kontrolle über ihre Spielleidenschaft - vor allem an Geldspielautomaten. Als sehr verführerisch gelten auch Sportwetten und Internet-Glücksspiele. Quelle: dpa
Was tut der Staat für mehr Spielerschutz?Im Zuge der Föderalismusreform haben die Länder vom Bund das Recht erhalten, Gesetze für Spielhallen zu erlassen. Im Mai 2011 hat Berlin als erstes Land gehandelt und zum Beispiel einen Mindestabstand von einer Spielhalle bis zur nächsten festgelegt. Begrenzt sind auch die Anzahl der Automaten und Öffnungszeiten. Ein Abstand zu Schulen muss gewahrt bleiben. Inzwischen haben fast alle Bundesländer nachgezogen, die Vorschriften unterscheiden sich aber. Weiter beim Bund liegt zum Beispiel das Recht, über die Technik der Automaten zu bestimmen. Die Länder fordern über den Bundesrat seit längerem mehr Spielerschutz, zum Beispiel Obergrenzen für Geldeinsätze an Automaten oder die Abschaffung von Automatiktasten. Ein Kuriosum bleibt, dass Geldspielautomaten außerhalb von Spielbanken rechtlich nicht als Glücksspiel gelten. Sie werden seit ihren Anfängen als „Unterhaltung“ eingestuft und fallen damit trotz hoher Einsätze lediglich unter das Gewerberecht. Kritiker sehen das als Fehlentwicklung und werten sie Ergebnis einer erfolgreichen Lobbyarbeit der Spielautomaten-Branche. Quelle: dpa
Was verdient die deutsche Glücksspiel-Branche?Die Umsätze steigen seit Jahren und liegen nach den jüngsten Zahlen der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen für 2011 bei 32,5 Milliarden Euro. Der Löwenanteil mit rund 18 Milliarden Euro entfiel dabei auf Geldspielautomaten. 6,6 Milliarden Euro Umsatz machte die Lotto-Toto-Branche, 6,1 Milliarden Euro verdienten Spielbanken. Quelle: dpa
Was verdient der Staat am Glücksspiel?2011 waren das nach Angaben des jüngsten Jahrbuchs Sucht rund drei Milliarden Euro - unter anderem über Rennwett- und Lotteriesteuer und die Spielbankabgabe. Geldspielautomaten brachten den deutschen Kommunen über die Vergnügungssteuer rund 479 Millionen Euro ein. Quelle: dpa
Wer hilft Spielsüchtigen?Bundesweit gab es nach den jüngsten Zahlen für 2011 rund 1320 ambulante Beratungsstellen. Rund 16 800 Spielsüchtige haben in diesem Zeitraum dort Angebote genutzt. In den 161 stationären Einrichtungen wurden 2011 mehr als 2500 Menschen wegen „pathologischem Spielverhaltens“ behandelt. Die Zahl der Selbsthilfegruppen für Glücksspieler hat sich zwischen 2001 und 2011 auf rund 200 verdoppelt. Quelle: dpa

Schärfster Konkurrent ist die mit rund einer Milliarde Marktwert kaum kleinere DraftKings, FanDuel und DraftKings haben bisher über 200 Millionen Euro für Werbung ausgegeben. Im US-TV kommt kaum eine Werbepause eines realen Spiels ohne Spots für Daily Fantasy aus. In Deutschland ist es noch nicht so weit. „Wir fangen gerade erst mit dem Marketing an“ sagt Handrup von Fanteam. Mit Sportportalen, Firmen aus der Sportindustrie und Bundesligisten verhandele er bereits.

Die umsatzstärksten Fußballclubs

In den USA galt Daily Fantasy Sports bislang dank einer Ausnahmeregelung nicht als Glücksspiel. Das hat der Branche geholfen. Mittlerweile sehen einzelne Bundesstaaten dies offenbar anders, sie ermitteln gegen die Anbieter. Die wollen deshalb nun in Europa wachsen. DraftKings hat gerade eine Lizenz für den britischen Markt erhalten, FanDuel einen entsprechenden Antrag gestellt. Für Deutschland gebe es noch keine konkreten Pläne, erklären die Unternehmen. Das mag auch an der schwierigen deutschen Rechtslage liegen.

Denn das bei Onlineglücksspielen federführende hessische Innenministerium hält Daily Fantasy Sports nach derzeitiger Gesetzeslage für „nicht erlaubnisfähig“. Ob das den Trend stoppt, ist fraglich. Nicht zufällig residiert Anbieter Fanteam mit seinen 15 Mitarbeiter unter dem Firmennamen Scout Limited auf Malta. Die Mittelmeerinsel bietet ein liberales Glücksspielrecht und vergleichsweise moderate Steuersätze. Auch klassische Onlinesportwettenanbieter, wie etwa Tipico, bei denen Kunden auf Spielergebnisse setzen, haben dort ihren Sitz – und bieten munter ihre Dienste in Deutschland an. Auch weil die Position der hessischen Juristen noch nicht abschließend gerichtlich geklärt ist. Bis es so weit ist, vergehen noch einige Bundesliga-Wochenenden. Für mich ein Aufschub, der es erlaubt, an der eigenen Spitzenelf zu arbeiten – denn die hat beim ersten Testspiel total versagt.

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