Der Test Plattenspieler mit Laserabtastung

Der Laserplattenspieler ELP spielt Vinyl-Scheiben ab, ohne sie abzunutzen. Klangqualität und Bedienung beeindrucken, der Preis aber ist nur etwas für absolute Hi-Fi-Enthusiasten, meint Dieter Dürand.

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Laserplattenspieler ELP: Toller Klang, hoher Preis

Eingefleischte Fans der Rille lassen mit sich nicht darüber diskutieren: Keine noch so ausgefeilte Digitaltechnik kommt an die Klangnuancen, das Volumen, die Wärme und die Authentizität analoger Musikaufnahmen heran, egal, ob Klassik, Rock oder Jazz. Punkt. Aus. Basta. Umso schmerzlicher ist es für sie, dass jede Umdrehung der geliebten Platte deren Alterung beschleunigt. Das Abtasten durch die Nadel endet irgendwann in unüberhörbarem Knistern, sei das Tonabnehmersystem noch so sanft zur Pressung und die Pflege noch so fürsorglich. Dann heißt es nachkaufen – sofern es die Platte noch gibt.

Eine Erfindung des US-Amerikaners Robert Stoddard erlöst die Schallplattenliebhaber nun aus diesem Dilemma. Der Wissenschaftler hat ein optisches Tonabnehmersystem entwickelt, das die eingepresste Musik berührungslos und damit verschleißfrei wiedergibt. Es haucht Vinyl- und Schellackplatten aller Größen und Abspielgeschwindigkeiten ewiges Leben ein. Drei Laser erfassen den Verlauf der Rille und halten den Tonarm mittels eines Servomotors in einem konstanten Abstand zur Platte. Zwei weitere Laser lesen die Audiosignale in der Rille, und zwar in einem Bereich, der von keiner Nadel malträtiert wurde. Dadurch sind Kratzer auf einmal nicht mehr zu hören.

Jetzt, nach über 20 Jahren ständiger Verbesserung am Ursprungssystem, ist der Laserplattenspieler so ausgereift, dass Stoddard und sein japanischer Partner ELP es wagen, ihn in Serie zu vermarkten.

Interessenten müssen für den schonenden Genuss alter Tonkunst allerdings tief in die Tasche greifen. Zwischen 9900 und 14.900 Euro kosten die ELP-Modelle. Dass sich die Anschaffung nur in Verbindung mit einem leistungsfähigen Verstärker und erstklassigen Lautsprechern lohnt, versteht sich von selbst. Und auch der Kauf eines Schallplattenwäschers, der mithilfe einer antistatischen Flüssigkeit den Staub aus den Rillen spült, empfiehlt sich. Je weniger Partikel den Empfang des Audiosignals stören, desto sauberer der Klang. Das Signal werde rein analog verarbeitet, versichert Andreas Matheis, Geschäftsführer von Digisol in Langenaltheim, bei der Testvorführung. Die Bayern vertreiben das Gerät exklusiv in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Da geht selbst in Extrembereichen keine Nuance verloren.“

Die Hörprobe bestätigt das. Ob Mozarts kleine Nachtmusik, Beethovens Klavierkonzert Nummer 1, gespielt von den Wiener Symphonikern, die furiose Langspielplatte „Spectrum“ des Jazzrock-Schlagzeugers Billy Cobham aus den Siebzigerjahren oder Aufnahmen aus der Anfangszeit von Pink Floyd – die Wiedergabe hält in Sachen Originaltreue, Volumen, Dynamik und „warmem“ Klang jedem Highend-Nadelplattenspieler stand. Seine Stärke spielt das Lasergerät vor allem bei stark abgenutzten Scheiben aus. Kratzer, Verformungen oder auch Cola-Rückstände ignoriert es weitgehend – selbst zerbrochene und sorgsam zusammengeklebte Platten sind auf einmal wieder hörbar. Ebenso wenig bringt ein kleiner Schubs den ELP aus dem Takt.

Seine Bedienung ist einfach und praktisch. Eine mitgelieferte Kalibrierungsschallplatte justiert nach dem Aufstellen die Laser, dann ist das Abspielgerät einsatzbereit. Ein Schubfach zieht die Schallplatte ein wie eine CD. Die Elektronik erkennt die Anzahl der Titel, jedes Stück kann per Fernbedienung einzeln angewählt werden. Ein Display zeigt die Länge jedes Titels und die Restlaufzeit an. Fünf Jahre Garantie gewährt Digisol auf den Plattenspieler und stellt bei Reparaturen ein Ersatzgerät, verspricht Matheis. Das darf man bei dem Preis auch erwarten.

Lohnt sich also der Kauf? Für den bekannten Jazzpianisten Keith Jarrett steht das außer Frage. Sein Urteil: „Der ELP beweist die Überlegenheit von Vinylscheiben mit ihrer unvergleichlichen Transparenz, die alle digitalen Formate in den Schatten stellt. Hi-Fi-Fans mit einer großen Plattensammlung sollten nicht zögern, zuzugreifen.“ Mir ist das etwas zu viel Euphorie. Aber für Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld könnte der Apparat eine Überlegung wert sein.

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