Deutschland-Ticket Funktioniert das Abo zum Start wirklich bundesweit?

Ab dem 1. Mai soll das neue Deutschlandticket Reisenden für 49 Euro monatlich freie Fahrt in allen Nahverkehrsmitteln bundesweit ermöglichen. Quelle: imago images

Knapp zwei Monate vor dem Start des bundesweiten Nahverkehrs-Abos wächst die Zahl der Apps, über die Reisende das 49-Euro-Ticket nutzen können. Eine entscheidende Frage aber bleibt noch unbeantwortet.

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Sie heißen deutschlandticket.app, deutschlandticket.de oder auch dein-deutschlandticket.de – die Zahl der Angebote wächst, bei denen Reisende das neue bundesweite 49-Euro-Abo für den Nahverkehr nutzen können, das voraussichtlich im Mai startet. Nach Konkurrenten wie der Hamburger Hansecom, dem Anbieter hinter der etablierten HandyTicket-App, nach der Deutschen Bahn und zahlreichen regionalen Verkehrsverbünden hat als jüngster Anbieter auch der in Frankfurt ansässige Dienstleister Mobility Inside seine Smartphone-App vorgestellt, die Reisen durch die Republik zum Pauschaltarif ermöglicht.

Mit deren Hilfe, verspricht Geschäftsführerin Britta Salzmann, werde erstmals möglich, „deutschlandweit anbieterübergreifend Verbindungsauskünfte für Bus, Bahn und Sharing-Angebote sowie Fahrrad- und Autoverleihsysteme abzufragen, sowie diese aus der App heraus zu buchen und zu bezahlen“. Damit entfalle die umständliche Installation mehrerer getrennter Anbieter-Apps. 

Tatsächlich löst die Einführung des bundesweiten Pauschaltarifs einen bislang ungekannten Innovationsschub im Nahverkehr aus. Und zwar sowohl technologisch als auch wirtschaftlich. Denn der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird dadurch sowohl für einen Großteil der bisherigen Kunden als auch für neue Nutzer deutlich günstiger als bisher. Zudem endet die jahrelange Kleinstaaterei unterschiedlicher Abomodelle in den rund 70 deutschen Verkehrsverbünden. Das bundesweite Pauschalabo soll, so die Hoffnung von Bund und Ländern, mehr Menschen zum Umstieg auf den ÖPNV bewegen und die Verkehrswende beschleunigen.

Dabei sind hohen Kosten, komplexe Tarife oder schlicht fehlende Angebote, speziell auf dem Land, bisher nicht die einzigen Probleme, die Menschen davor zurückschrecken ließen, mit dem Nahverkehr zur Arbeit zu pendeln oder Freunde und Bekannte zu besuchen. Eines der größten Hindernisse war bisher auch, zunächst überhaupt einen Überblick über die möglichen Reiseoptionen zu bekommen – vom Anrufsammeltaxi über Privatbahnen und Car-Sharing-Diensten bis zum E-Roller, die in den verschiedenen Regionen der Republik verfügbar sind.

Um hier mehr Durchblick zu schaffen, hatte das Bundesverkehrsministerium seit 2019 bereits mehr als zehn Millionen Euro Fördermittel in die Entwicklung der Verkehrsinformationsplattform von Mobility Inside investiert. Ziel, so eine Sprecherin, sei es „eine diskriminierungsfreie technischen Plattform und App-Lösung für einfaches deutschlandweites Routing und den Ticketverkauf aufzubauen“.



Viele Köche, ein Angebot

So verantworten innerhalb des Projekts etwa die Stadtwerke München das Routing, also die Kalkulation von Verbindungsvorschlägen. Vom Rhein-Main-Verkehrsverbund in Frankfurt stammt das Hintergrundsystem für die Ausgabe von Fahrkarten und deren Abrechnung. Und der Deutsche-Bahn-Ableger Mobimeo liefert unter anderem Software zur Verknüpfung verschiedener Verkehrsdienste zu.

Noch allerdings mit eingeschränktem Erfolg. Bis Ende 2022 erreichten die bei Mobility Inside organisierten bisher 15 Partner – neben verschiedenen kommunalen Nahverkehrsanbietern sowie regionalen Verkehrsverbünden auch die Deutsche Bahn – nur rund 40 Prozent der deutschen Bevölkerung. Teils, weil größere Verbünde die Entwicklungen eigener Apps und Abrechnungssysteme vorantrieben, teils, weil es in einigen Regionen der Republik noch gar keine digitalen Verkehrsapps gibt.

Zumindest das wird sich durch die diversen Apps fürs Deutschlandticket jetzt ändern. Wenn der Tarif Anfang Mai tatsächlich an den Start geht, müssen Kontrolleure die Abos in den Smartphone-Apps auch dort akzeptieren, wo es bisher keine digitalen Fahrkartenplattformen gab.

Wer kann das kontrollieren?

Genau da aber liegt auch eine bisher noch ungeklärte Frage der Digitalisierungspläne rund ums 49-Euro-Abo: Ob die Tickets tatsächlich vom Start weg in allen Bus- und Bahnlinien auf ihre Gültigkeit geprüft werden können? Zwar gibt es bundesweit einen gemeinsamen Branchenstandard der Nahverkehrsunternehmen, der regelt, wie Ticketdaten digital codiert und gespeichert werden sollen. Doch noch ist offen, ob sich die neuen D-Ticket-Apps oder die Chipkarten, in denen einzelne Verkehrsverbünde die Abos von Kunden ohne Smartphone speichern wollen, tatsächlich bundesweit in jedem Verkehrsmittel lesen lassen? 

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„Formal muss auch ein nordfriesischer Busfahrer ein bei einem niederbayrischen Verkehrsunternehmen ausgestelltes D-Ticket akzeptieren“, sagt ein hochrangiger Branchenvertreter. Doch ob diese Kontrolle ab dem 1. Mai wirklich bundesweit funktioniere, sei längst nicht sicher. Niemand in der Branche wisse nämlich derzeit, ob jeder Verkehrsbetreiber tatsächlich die nötigen Lesegeräte für die Digitaltickets schon in all seinen Verkehrsmitteln schon installiert habe. Mindestens in der Anfangszeit, so der Verkehrsmanager, „braucht es da sicher noch einiges an Flexibilität bei allen Beteiligten.“

Lesen Sie auch: Der Bund sichert die Finanzierung des Deutschlandtickets durch Zuschüsse bis 2025. Und dann? Steigt der Preis?

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