Digital Champions Award Wie der Mittelstand den Sprung in die Zukunft schafft

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Talentwunder und Qiagen

Digitale Produkte und Dienstleistungen Talentwunder
Das Start-up hat erkannt: Wenn Bewerber nicht von selbst kommen, muss man sie suchen, wo sie unterwegs sind.

Wer früher einen Job suchte, bewarb sich bei Unternehmen. Heute ist es andersherum. Gerade in der IT-Branche konkurrieren viele Firmen um wenige Top-Talente – Firmen sprechen Studenten an, um sie von sich zu überzeugen. Nur: Wo sollen die Unternehmen überhaupt suchen? Auf den Karriereplattformen LinkedIn und Xing, im sozialen Netzwerk Facebook oder doch besser gleich im Entwicklerforum GitHub? Wie finden die Firmen auf den Plattformen unter Millionen Menschen genau die Kandidaten, die sie suchen?

Das Start-up Talentwunder hat dafür ein gleichnamiges Tool entwickelt, das mehr als 75 soziale Netzwerke mit insgesamt 1,7 Milliarden Profilen nach passenden Kandidaten durchforstet. Dafür führt die Software datenschutzkonform allerlei öffentlich verfügbare und beruflich relevante Informationen zusammen. Unternehmen können so etwa gezielt nach Java-Entwicklern oder Herzchirurgen auf der ganzen Welt oder in einer bestimmten Region suchen – und Kontakt zu ihnen aufnehmen, um sie an- und abzuwerben. Und nicht nur das: „Wir können mithilfe unserer Algorithmen zum Beispiel berechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Kandidaten offen für einen Jobwechsel oder Umzug sind“, sagt Andreas Dittes, Geschäftsführer von Talentwunder.

Die Jury des Digital Champions Awards sieht in dem Ansatz von Talentwunder „eine digitale Lösung für eine der zentralen Herausforderungen der digitalen Wirtschaft, die Suche nach sehr guten Kandidatinnen und Kandidaten“.

Und die Kandidaten? Denen kommt das Angebot von Talentwunder gerade recht: Laut einer Studie der Universität Bamberg wird etwa die Hälfte der Jobsuchenden lieber direkt von Personalern in sozialen Netzwerken kontaktiert, als sich aus eigener Initiative bei einem Unternehmen zu bewerben.

Digitale Prozesse und Organisation: Qiagen
Das Biotechunternehmen hat einen digitalen Onlineshop entwickelt, der auch auf Beratung setzt.

Mehr als 20 Jahre ist es her, dass Jeff Bezos auf die Idee kam, Bücher übers Internet zu verkaufen. Der Gründer von Amazon hat damit auch andere Branchen inspiriert: Mode, Musikinstrumente, Medikamente – fast alles kann man inzwischen im Netz kaufen. Doch längst nicht jedes Produkt ist so selbsterklärend, dass es sich problemlos in einen Onlineshop stellen und verkaufen lässt.

Das Biotechunternehmen Qiagen beispielsweise bietet Laborinstrumente zur Aufreinigung, Verarbeitung und Analyse von biologischen Proben, für DNA etwa oder Proteine aus Blut oder Gewebe. Sie kommen bei der Diagnose von Krankheiten, der Aufklärung von Verbrechen oder der Qualitätsprüfung von Lebensmitteln zum Einsatz. Und auch Qiagen sieht sich als eine Art Amazon.

Quiagen hat einen digitalen Onlineshop entwickelt, der auch auf Beratung setzt. Quelle: PR

Nur dass die 500 000 Kunden des Unternehmens mit Sitz in Hilden bei Düsseldorf hier nicht nach einem Buch suchen, sondern beispielsweise bestimmte chemische Lösungen oder Instrumente fürs Labor benötigen. Und gleichzeitig wissen wollen, wann sie sie erneuern müssen. Im Portal können sie deshalb nicht nur neue Produkte bestellen, sondern auch den Verbrauchsstatus der gekauften Geräte einsehen. Algorithmen schlagen ihnen nach dem Einloggen Produkte vor, die sie bereits bestellt haben oder die augenblicklich hilfreich sein könnten.

Nach eigenen Angaben erwirtschaftet das Unternehmen bereits einen zusätzlichen Umsatz im einstelligen Millionenbereich. Ein Onlineshop an sich stelle zwar heute keine große Innovation mehr dar, räumt die Jury des Digital Champions Awards ein. Aber: In dem besonderen geschäftlichen Umfeld von Qiagen sei die Lösung durchaus prämierungswürdig, heißt es in der Begründung.

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