Digitale Bildung Warum das Tablet in den Kindergarten gehört

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Kinder brauchen Rahmen

Kinder von digitalen Medien fernzuhalten, davon hält sie nichts: „Wir Erwachsene müssen uns mit den digitalen Medien auseinandersetzen, damit wir den Kindern einen Rahmen aufzeigen können.“ Das sei wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch. Weil das Medium so neu ist, kann sich da schon mal Verunsicherung breit machen. Es gibt keine Erfahrungswerte, auf die sich zurückgreifen lässt. Die einen sagen, dass ein Kind unter drei Jahren nichts mit einem Tablet anfangen kann. Andere behaupten, dass Kleinkinder sich nicht länger als eine Viertelstunde mit einem technischen Gerät (ganz gleich ob Fernseher, Tablet oder PC) auseinandersetzen sollten. Bei den Schlaumäusen haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die Konzentration nach etwa 15 Minuten massiv nachlässt.

Weil die Unsicherheiten auch bei Erziehern deutlich spürbar sind, hat die Politik an dieser Stelle angesetzt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte explizit den pädagogischen Einsatz digitaler Medien in der Kita über die berufliche Fort- und Weiterbildung von Erziehern und Erzieherinnen. So wurden bis 2012 im Rahmen der Fortbildung „Basisqualifizierung Medienkompetenz“ bundesweit etwa 24.000 Erziehern Grundkenntnisse in der pädagogischen Nutzung digitaler Medien für ihre Arbeit vermittelt.

Eine andere Hürde ist die schon angesprochene fehlende Software, die Lehrer oder Pädagogen stärker unterstützen könnte. Doch auch an der Hardware hapert es trotz der von Henrik Tesch positiv skizzierten Entwicklung in Kitas und Kindergärten weiter. Die 8.000 Einrichtungen, die inzwischen mit den Schlaumäusen arbeiten, decken nur einen Bruchteil der Einrichtungen ab, die es in Deutschland gibt. Die Zahl beläuft sich auf etwa 43.000 Kitas und Kindergärten. „Viele Einrichtungen tun sich mit der Anschaffung der entsprechenden Hardware schwer. Für einige Träger sind Rechner pädagogisch nicht tragbar. Andere wollen oder können keinen Internetzugang ermöglichen“, sagt Gerd Mannhaupt.

Der Flickenteppich „Bildung in Deutschland“ hat mit der Digitalisierung ganz sicher eine Baustelle mehr bekommen, an der es sich zu arbeiten lohnt.

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