Digitalisierung Deutschlands Verwaltung hinkt hinterher

Staat und Politik müssen sich bei der Digitalisierung mehr anstrengen, damit die Wirtschaft nicht im Wettstreit mit den USA unterliegt.

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Erfolgsfaktoren für die Führung in digitalen Unternehmen
Anforderungen der Industrie 4.0 Quelle: dpa
Definition der Ziele Quelle: dpa
Verantwortung der Führung Quelle: Fotolia
Kommunikation Quelle: dpa
Disziplin und Lernbereitschaft Quelle: obs

Die deutsche Debatte zum Thema E-Government kreist um Zuständigkeiten und Kompetenzen, verliert sich in Kommissionen und Arbeitsgruppen zwischen Bundespolitik und kommunaler Selbstverwaltung. Auch die rigide Anforderung, bestehende Verwaltungsprozesse eins zu eins zu digitalisieren, ist ein wesentlicher Hinderungsgrund.

Ohne standardisierte E-Akte müssen Dienstgänge zum Teil mehrfach durchgeführt werden, Daten werden von allen Behörden separat erhoben und Verzögerungen in der vollständigen Umsetzung von Online-Lösungen verursachen besonders den Unternehmen hohe Kosten. Manchmal sind es Kleinigkeiten, die in der Summe dazu führen, dass das Digitalisierungsprojekt als Ganzes behindert wird – so hat Deutschland im Jahr 2016 kein flächendeckendes E-Government. Dabei würde gerade das die Administration wieder zu effizienter Arbeitsweise führen, bei gleichzeitiger Entlastung von Bürgern, Unternehmen und letztendlich der Verwaltung selbst.

Die Vereinfachung von Prozessen, ein wirksamer Bürokratieabbau und die vollständige Digitalisierung aller behördlichen Vorgänge zahlen sich mittel- und langfristig aus. Sie werden neue Geschäftsmodelle beflügeln und Bestehende weiterentwickeln.

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Der große Vorteil dieser Maßnahmen ist auch, dass sie allen Bevölkerungsschichten zugutekommen. Auch hier profitieren Politik und Unternehmen gleichermaßen. Diese Chancen eines digitalen Staates gilt es zu nutzen und die notwendigen Maßnahmen schnellstmöglich umzusetzen.

Der Staat muss mit dem Tempo der Digitalisierung Schritt halten und interministeriell sowie in der Bund-Länder Zusammenarbeit und Abstimmung die Herausforderungen der Digitalisierung proaktiv aufgreifen. Hierbei geht es um die Modernisierung der Verwaltung durch Informationstechnik selbst, aber auch um mit Open Data den Unternehmen das Potential von offenen Verwaltungsdaten besser zur Verfügung zu stellen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor wird darüber hinaus die Förderung der digitalen Kompetenz in der Aus- und Fortbildung darstellen, um mit den neuen Technologien angemessen und zielgerichtet umgehen zu können.

Digitalisierung: Gabriels Zehn-Punkte-Plan

Ebenso ist die staatliche Förderung des Ausbaus der Breitband-Infrastruktur gerade in den ländlichen Regionen von entscheidender Bedeutung, damit Unternehmen des Mittelstandes an einer nachhaltigen digitalen Transformation partizipieren können.

Zudem muss berücksichtigt werden, dass die Datenvolumina bei den Anwendungen des Internets sehr unterschiedlich sind, so ist die klassische Telefonie vom Datenvolumen vergleichsweise gering zur modernen Videoübertragung. Beim Ausbau des breitbandigen Internets sollte in der Diskussion um die Netzneutralität auch das Argument berücksichtigt werden, dass Intensivnutzer nicht durch Normalnutzer am Ende querfinanziert werden.

Was macht den Kern der Digitalisierung aus?

Die Politik muss die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen modifizieren, so dass über Forschungsförderung digitaler Technologien hinaus auch Start-up-Unternehmen diese Produkte und Dienstleistungen umsetzen können. Da die Geschäftsmodelle der digitalen Transformation unabhängig von Ländergrenzen aufgebaut sind, müssen in Deutschland wie auch von der Europäischen Union im europäischen Binnenmarkt einheitliche Regelungen geschaffen werden.

Diese Rechtssicherheit hilft nicht nur Großkonzernen sondern auch dem Mittelstand. Prominentes Beispiel ist die im Mai 2016 geschlossene EU-Datenschutz-Grundverordnung, welche der deutsche Gesetzgeber im Mai 2018 in nationale Gesetzgebung umsetzen muss. Das darin verankerte Marktort-Prinzip, wonach sich die Unternehmen hinsichtlich des Datenschutzes nun an die Regeln des Vertriebsstandortes richten müssen, ist in der Durchsetzbarkeit nur als europäische Marktmacht möglich gewesen.

Die gesamte Gesellschaft befindet sich sowohl im privaten Bereich wie im beruflichen Umfeld im Prozess der Digitalisierung. In jüngster Vergangenheit ist viel über diese Entwicklung gesagt und geschrieben worden - manches konkret manches abstrakt. Was macht den Kern der Digitalisierung aus? Die Amerikaner haben mit ihren Geschäftsmodellen auf digitalen Plattformmärkten und Smart Services mit rasantem Wachstum und teilweise ohne große Anfangsinvestitionen global durchschlagenden Erfolg gehabt. Fakt ist, dass dieser Prozess der Digitalisierung weder aufzuhalten noch rückgängig zu machen ist - das heißt, der Rest der Welt wartet weder auf Deutschland noch auf Europa, aber wir haben die Chance – wenn nicht sogar die Verantwortung - die digitale Zukunft mitzugestalten.

Gesundheit und Digitalisierung

Der Stand der digitalen Transformation der klein- und mittelständigen Unternehmen ist, differenziert nach Branche und Größe, unterschiedlich. Nachvollziehbar ist er bei ITK-Firmen und Finanzdienstleistern höher als im Baugewerbe. Ebenso tun sich  kleinere Unternehmen mit dem Einstieg in die Digitalisierung schwerer als größere. Ein Grund für die Schwierigkeit mittelständischer Unternehmen ist nach verschiedenen Studien die Einschätzung der Chancen der Digitalisierung, aber auch die Sorge hinsichtlich der damit verbundenen Risiken und Probleme – insbesondere in der IT-Sicherheit.

Ein Unternehmen wird nur dann erfolgreich die Potentiale der Digitalisierung nutzen, wenn in den Chefetagen das Thema konzeptionell und steuernd angenommen wird und hierbei die Mitarbeiter in die Veränderungsprozesse der digitalisierten Arbeitswelt aktiv eingebunden werden. Arbeitsplätze werden durch die Optimierung der technischen Infrastruktur nachhaltig verändert, organisatorische Strukturen aufgebrochen und die Arbeitsabläufe noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden abgestimmt. Gleichwohl bietet sich auch für die Arbeitnehmer die Chance von einem steigenden Maß an individuell optimierter Gestaltung des Arbeitsalltags hinsichtlich Zeit und Ort, aber auch hin zu flacheren Hierarchien.

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