
Digitalisierung ist ein top-down-Prozess. CEO und Manager müssen Treiber der digitalen Transformation werden. In der Theorie. Doch häufig ist es umgekehrt: Digitaler Wandel treibt die Manager. Das führt zu digitalem Aktionismus, der mindestens genauso groß ist, wie die Unwissenheit. Das ist eine riskante Kombination. Die Ursachen der Unwissenheit beginnen damit, dass der Begriff nicht eindeutig definiert ist: Jeder verwendet und interpretiert Digitalisierung unterschiedlich. Einerseits bedeutet Digitalisierung das Umwandeln analoger Daten in digitale.
Andererseits beschreibt es die Automation von Prozessen und Geschäftsmodellen durch das Vernetzen digitaler Technik, Informationen und Menschen.
Zur Person
Bernd Holitzner ist seit 2010 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens menovo GmbH, das sich auf Automation, Optimierung und Beratung von Geschäftsprozessen spezialisiert hat.
Der Konflikt hierbei: Die Technik wird vor den Bedarf und den Prozess gestellt. Technik ist nur das Mittel zum Zweck. Deswegen bleibt der Bedarf häufig auf der Strecke. Oder es werden schwammige, digitale Strategien formuliert, die weder Bedarf noch Unternehmensstrategie berücksichtigen. Die Ergebnisse einer Fujitsu-Studie zum Thema digitaler Reife europäischer Unternehmer bestätigt dies: Zwei von fünf Unternehmen gaben an, dass ihre digitale Strategie unklar und diffus ist. Nur jeder dritte Befragte schätzt, dass digitale Ziele mit der Unternehmensstrategie harmonieren. Die Hälfte der Befragten betrachtet die Umsetzung der Digitalisierung als alleinige Aufgabe der IT-Abteilung. Weitere Infos zu diesem Thema finden Sie hier.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Ein HR-Manager soll ein Big Data Analytics Tool einführen. Aber die eigentliche Aufgabe ist, den Erfolg eines Recruiting-Prozesses messbar zu machen. Statt nach irgendwelchen Tools zu suchen, sollte man zuerst den Einstellungsprozess ganzheitlich optimieren. Dann erst wird die darüber hinaus notwendige Technik definiert – in diesem Fall vielleicht ein Big Data Analytics-Tool.
Zu kompliziert? Wie Sie wettbewerbsstark, agil und kundenorientierter werden, bleiben und gleichzeitig Bedarf und Unternehmensstrategie berücksichtigen, beschreiben folgende Tipps
So entwickeln Sie die richtige Digitalstrategie
Bernd Holitzner ist seit 2010 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens menovo GmbH, das sich auf Automation, Optimierung und Beratung von Geschäftsprozessen spezialisiert hat.
Er rät: "Ermitteln Sie den aktuellen Prozessablauf – über Abteilungsgrenzen hinweg. Stellen Sie Start- und Endpunkt des Gesamtprozesses fest und definieren Sie Haupt- und Subprozesse. Zum Schluss eruieren Sie die verwendeten Tools. Wahrscheinlich haben Sie erste Schwachstellen und Optimierungspotenziale aufgedeckt. Jetzt können Sie sich vergewissern, ob die gestellte Anforderung diese berücksichtigt."
"Prüfen Sie, ob die Anforderung die Unternehmensstrategie berücksichtigt. Ein Beispiel ist der Onboarding-Prozess. Die IT-Abteilung erwartet, dass Software installiert und Berechtigungen angelegt werden. Die Unternehmensstrategie fordert, dass der Prozess effizienter wird. Diese Bedürfnisse müssen Sie in Einklang bringen."
"Analysieren Sie die Optimierungspotenziale des aktuellen Prozesses. Das sind Prozessschritte, die die Unternehmensstrategie nicht unterstützen. Wenn Sie eine fundierte Auswertung benötigen, führen Sie eine Prozesskennzahlenanalyse durch. Dokumentieren Sie die Optimierung anschließend detailliert."
"Anhand des Optimierungskonzeptes erkennen Sie, wo technische Unterstützung sinnvoll ist. Formulieren Sie, welchen Bedarf die Technik erfüllen soll. Soll die Fehleranfälligkeit im Dokumentenmanagement reduziert werden? Sollen Informationen firmenweit zugänglich werden?"
"Häufig existieren in Unternehmen Tools, die die Anforderungen erfüllen. Durch Kommunikationsdefizite oder mangelnde Prozesskenntnis werden diese nicht berücksichtigt. Überprüfen Sie genauer den Nutzen und die Potenziale der eingesetzten Tools. Erfüllen bestimmte Tools den Bedarf nicht? Dann untersuchen Sie mit der gleichen Akribie die Auswahl neuer Tools."
"Heutzutage ändert sich der Bedarf eines Unternehmens kontinuierlich. Stellen Sie sicher, dass Tools schnell und mit geringem Aufwand angepasst werden können. Zum Beispiel indem Funktionen via Konfiguration geändert werden können."
"Nachdem die Digitalisierung erfolgreich umgesetzt wurde, ist die größte Herausforderung, sie kontinuierlich anzupassen. Der digitale Prozess muss kontrolliert, hinterfragt und weiterentwickelt werden."