Drohnen aus Deutschland Googles fliegende Augen?

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Brand auf Industrieanlage in Hannover

Denn die Zahl der Drohneneinsätze nimmt ständig zu. Offizielle Statistiken gibt es zwar nicht. Aber „durch neue Techniken steigt die Nachfrage nach professionellen Kleinstflugplattformen“, sagt Christian Wietfeld, Experte für Kommunikationsnetze an der Technischen Universität Dortmund.

Kurz vor dem Durchbruch steht beispielsweise die Idee, kamerabestückte Flieger in Schwärmen in die Luft zu schicken. Bei solchen Manövern filmt jede Drohne via 3-D-Kamera eine andere Perspektive. Ein Computer fügt die Bilder anschließend zu einer dreidimensionalen Fotowelt zusammen.

Google könnte mit dieser neuen Schwarmtechnik für seinen beliebten Dienst Google Earth imposante Bauten wie den Eiffelturm dreidimensional ins Netz stellen. Nutzer könnten ihn anschließend von allen Seiten virtuell umfliegen. Anbieter von Hotel- und Ferienanlagen wiederum können potenziellen Gästen den Panoramablick vom Balkon hinaus aufs Meer zeigen und sie zu einem virtuellen Segeltrip über den Strand einladen.

Für noch bessere 3-D-Aufnahmen sollen die Drohnen nun intelligentes Verhalten lernen: Forscher wie Wietfeld arbeiten an Techniken, mit denen die Miniflieger jederzeit über Funk die Positionen der anderen Gruppenmitglieder feststellen können, um den Abstand zu ihnen konstant zu halten. Der fliegende Roboterverband kann sich so flächendeckend über eine Region verteilen.

Lebensrettende Flugroboter

Künftig soll die Armada auch vollkommen selbstständig Hindernissen ausweichen können. Dafür haben Forscher die sogenannte Sense-and-Avoid-Sensorik entwickelt, ein neuartiges Kamerasystem, das Distanzen misst und den Drohnen ermöglicht, im Notfall um Bäume und Oberleitungen herumzufliegen.

Solche Roboterschwärme liefern Stadtplanern 3-D--Modelle ganzer Viertel. Diese können anhand der Bilder prüfen, welche Hausdächer sich für Solaranlagen eignen würden. Auch bei Großveranstaltungen haben sich die Drohnen schon bewährt: als fliegende Funkstationen, die knappe Mobilfunkreserven überbrücken.

Der Handwerksbetrieb Megalith wiederum, ein Spezialist für Kirchenrenovierungen, nutzt die Miniflieger, um Schäden an alten Bauwerken zu finden: Erst vor wenigen Wochen testete das Unternehmen die neue Technik zum ersten Mal. Der 70 Meter hohe Kirchturm der Dortmunder St. Petri Kirche musste auf Schäden inspiziert werden. „Früher hätten wir einen Kranwagen für 2000 Euro ordern müssen“, sagt Firmenchef Wolfgang Piechota. Heute mietet er stattdessen eine Drohne. Dienstleister wie Cenalo aus Herne verleihen kamerabestückte Miniflieger für knapp 900 Euro am Tag.

Künftig sollen die zivilen Flugroboter sogar Leben retten. In einem Modellversuch namens Air Shield wollen Unternehmen und Forschungseinrichtungen die Arbeit von Rettungsdiensten mithilfe fliegender Messroboter koordinieren. Dafür statten Forscher Drohnen mit Sensoren aus, die Schadstoffe nach Großbränden identifizieren. Damit können sie kilometergroße Areale nach Giftstoffen absuchen und eventuelle Gefahren an die Einsatzleitung melden.

Die Idee kommt an: „Wenn nächstes Jahr die Sensorik verfügbar ist, sind wir dabei“, sagt etwa Manfred Soller, Notfallmanager von Infraserv Gendorf. Sein Unternehmen überwacht die Sicherheit eines Industrieparks im oberbayrischen Burgkirchen, in dem rund 4000 Mitarbeiter von 15 Unternehmen arbeiten.

Umgeben von einem zehn Kilometer langen Zaun, ist das mit Bewegungsmeldern und Infrarotsensoren gesicherte Gelände Standort chemischer Betriebe, die mit hochgiftigen Stoffen hantieren. Zur Routine der Notfallsimulationen gehören daher Luftübungen mit drei Werksdrohnen.

Im Ernstfall sollen sie der Werkfeuerwehr Informationen darüber liefern, wie stark der Brand ist, ob Menschen in Gefahr sind und wo der Rauch am stärksten emporquillt. Aber bei Infraserv werden die Drohnen längst auch anderweitig eingesetzt: „Für Planungs- oder Renovierungsarbeiten an den hohen Gebäuden liefern sie hervorragende Fotos“, sagt Sicherheitsexperte Soller, „und das ohne Gerüst und lange Aufbauzeiten.“

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