Flytrex selbst stellt keine Drohnen her, sondern beschreibt sich selbst als Drohnen-Dienstleister. Das israelische Start-up greift in Island auf ein vorhandenes Modell vom chinesischen Hersteller und Marktführer DJI zurück. Flytrex stattet die Drohnen mit einer spezialgefertigten Transportbox aus und einer eigenen Software. So sind die Drohnen über die Cloud untereinander verbunden und können per GPS die Routen über Reykjavik autonom abfliegen.
Zwei dieser Drohnen kommen bislang in Island zum Einsatz. Allerdings nur, wenn das Wetter stimmt. „Drohnen sind aktuell nicht wirklich wettertauglich – Regen, Nebel und stärkeren Wind vertragen sie nur bedingt“, sagt Susanne Arnoldy von PwC. Und regnerisches oder stürmisches Wetter ist in Island keine Seltenheit.
Deshalb rüstet Aha jetzt nach und hat eine dritte Drohne bei Flytrex bestellt, die witterungsbeständiger sein soll. Die Drohnen können Routen mit einer Länge bis zu zehn Kilometer abfliegen und bis zu drei Kilogramm schwere Pakete tragen. Damit werden sie natürlich keine Lieferwagen ersetzen. Doch für sogenannte „On-Demand-Lieferungen“ wie etwa Fastfood, die innerhalb weniger Minuten beim Kunden sein müssen und nicht den ganzen Tag im Lieferwagen liegen können, sind sie eine saubere und vor allem schnelle Alternative.
Eines der fortschrittlichsten Projekte
Das gemeinsame Projekt von Aha und Flytrex stellt einen der ersten regulären Drohnenbetriebe in einem urbanen Raum dar. Nach Angaben von Flytrex ist der Service derzeit die einzige autonome Essenslieferung per Drohne auf der Welt.
Natürlich ist Reykjavik nicht ohne weiteres mit New York, Paris oder Berlin zu vergleichen. Etwas mehr als 120.000 Menschen leben in der isländischen Hauptstadt. Es gibt kaum Hochhäuser, wenig Flugverkehr und viele flache, grüne Flächen. Das erleichtert die Arbeit für Aha und Flytrex ungemein und macht Islands Hauptstadt zum idealen Fluggebiet. Anderswo versuchen sich Unternehmen in der Regel lediglich an Testprojekten.
So auch Autobauer Daimler: Gemeinsam mit dem Drohnenhersteller Matternet und dem Schweizer Online-Händler Siroop hat Daimler zwei Wochen lang in Zürich testweise Pakete mit Drohnen ausgeliefert, die einfach von Lieferwagen aus starten können. Auf der Nordseeinsel Juist hat die Deutsche Post die Medikamentenlieferung mit einem Quadrocopter getestet. In Reykjavik ist deutlich mehr möglich. Laut Susanne Arnoldy von PwC könne man hierzulande erst in etwa fünf bis zehn Jahren mit einem regulären Betrieb von Drohnen als Paketboten rechnen.
In den USA liefert Flytrex Burger auf Golfplätze
In Island ist man schon weiter: Dort sollen die Drohnen laut Aha für eine Lieferung im Schnitt nur vier Minuten brauchen. Zum Vergleich: Ein Lieferwagen von Aha benötigt während der isländischen Rush Hour bis zu 25 Minuten.
Mit dieser Zeitersparnis will Flytrex auch andere Unternehmen von der Drohnenlieferung überzeugen und setzt sich hohe Ziele: „Wir planen, unsere Technologie flächendeckend in die USA und weitere Länder in der ganzen Welt zu expandieren“, sagt Amit Regev. Der Mitgründer zweifelt nicht daran, ob sich Drohnenlieferungen überhaupt durchsetzen werden. „Die Lieferung mit Drohnen ist zwar ein ziemlich neues Konzept, das noch entwickelt wird. Wir glauben allerdings, dass es bis 2020 allgemein bekannt sein und vor allem in Großstädten etablierter sein wird.“
Neben Island fliegen die Drohnen von Flytrex bislang nur im US-Bundesstaat North Carolina und versorgen dort hungrige Golfspieler auf einem Golfplatz mit Fastfood und liefern Pakete testweise in der Kleinstadt Holly Springs aus. Aber bis 2020 ist ja noch etwas Zeit, um neben Reykjavik auch in anderen Großstädten Lieferungen abzuseilen.