Elon Musk Wer zum Hitler-Vergleich greift, hat sich in jeglicher Hinsicht diskreditiert

Wer den absurden Personenkult um Musk mitmacht, sollte sich bewusst sein, dass er damit auch einen Mann auf ein Podest hebt, der den moralischen Kompass verloren, vielleicht nie besessen, hat. Quelle: Imago

Elon Musk greift auf Twitter zum Hitlervergleich. Für alle, die den Unternehmer nicht schon für überschätzt hielten, sollte dies das definitive Signal sein: Dieser Mann verdient unsere Begeisterung nicht. Ein Kommentar.

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Nun also auch noch ein Hitlervergleich. Die ganz große Keule in der unerbittlichen Schlacht um Aufmerksamkeit. Nachdem Elon Musk bereits mit zweifelhaften Tweets Börsen- und Kryptokurse bewegt, amerikanische Politiker für ihre Maßnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie und deutsche Behörden für die nicht ganz so geschwinde Genehmigung seiner Gigafactory in Grünheide abgewatscht hatte, folgte jetzt der Hitlervergleich.

Am Donnerstag postete der Chef des Elektroautobauers Tesla auf Twitter ein Bild von Adolf Hitler – versehen mit den Worten „Hört auf, mich mit Justin Trudeau zu vergleichen. Ich hatte einen Haushalt.“ Zur Einordnung: Der kanadische Premier Trudeau hatte sich mehrfach schwergetan, einen Haushalt zu verabschieden. Und derzeit müht er sich, die Proteste von Truckern gegen seine Coronapolitik in den Griff zu bekommen.

Witzig wird Musks Meme aber auch mit diesen Erklärungen nicht. Im Gegenteil. Es ist geschmacklos, weil es die Ermordung von mehr als sechs Millionen Juden während des Dritten Reichs relativiert – so wie das Leid, das das Hitlerregime über unzählige weitere Menschen brachte.

Und es ist dumm. Denn wer in einem Land nicht nur viele Autos verkaufen will, sondern mit seinem Unternehmen auch in den Branchenverband drängt, um den industriepolitischen Kurs mitzubestimmen, der sollte eine gewisse Sensibilität für die dort geltenden moralischen Standards mitbringen. Und zu denen zählt aufgrund der historischen Schuld, die Deutschland auf sich geladen hat, eben auch das Grundverständnis, diese Schuld nicht zu relativieren. Wer zum Hitlervergleich greift, hat sich in jeglicher Hinsicht diskreditiert.

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Gewiss, Musk hat für sein Meme bei Twitter bereits entschiedenen Widerspruch erhalten. Und der Tweet wurde inzwischen auch gelöscht. Doch das macht die Entgleisung nicht ungeschehen. Und jeder, der den absurden Personenkult um den vermeintlichen Ausnahmeunternehmer Musk mitmacht, sollte sich bewusst sein, dass er damit auch einen Mann auf ein Podest hebt, der den moralischen Kompass verloren, vielleicht nie besessen, hat.

Unternehmertum erschöpft sich eben nicht darin, technologische Möglichkeiten frühzeitig zu erkennen – und daraus coole Produkte zu erschaffen. Weder Ingenieurskunst, noch Geld verdienen sind ein Selbstzweck. Es geht schon auch darum, eine Antwort auf die drängenden gesellschaftlichen Fragen zu finden – und zu denen zählen nicht nur die Eindämmung klimaschädlicher Abgase, sondern auch der Einsatz gegen Rassismus und menschenverachtende Haltungen. Da erweist sich Musk als Totalausfall.

Das beste Mittel im Umgang mit nach Aufmerksamkeit gierenden Männern ist übrigens der Entzug selbiger. Es genügt, bei Twitter auf „Entfolgen“ zu klicken. Oder in der nächsten Runde, in der Elon Musk wieder einmal als Genie gefeiert wird, das Thema zu wechseln.

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