Erstes Roboter-Hotel Warum ein japanisches Hotel seine Roboter feuert

Im henn-na-Hotel in Tokio begrüßten bis zuletzt Roboter-Dinosaurier und Roboter in Menschengestalt, sogenannte Humanoide, die Gäste. Quelle: imago images

Das erste Roboter-Hotel der Welt setzt künftig wieder mehr auf Angestellte aus Fleisch und Blut. Was bedeutet das für das Verhältnis von Mensch und Maschine?

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Sie sollten Touristen anlocken, doch manch einem Gast gingen sie vor allem auf die Nerven. Nun hat das japanische Hotel Henn na reagiert und viele seiner mehr als 200 angestellten Roboter entlassen, wie das Wall Street Journal berichtet. Denn die haben sich als unzuverlässig erwiesen.

Das Henn na hatte sich 2015 einen Namen als erstes Roboter-Hotel der Welt gemacht. Der verheißungsvolle Slogan – „Unterhalte dich mit Robotern, die menschliche Wärme ausstrahlen und effizient arbeiten“ – scheiterte zuletzt immer wieder an der harten Realität: Der Roboter-Concierge im Dino-Gewand und seine computergesteuerten Kollegen in Menschengestalt hatten auf Fragen der Gäste keine Antwort, der Sprachassistent auf dem Zimmer weckte schnarchende Gäste, und die Kofferträger erreichten nur ebene Gänge – und damit die meisten Zimmer gar nicht.

Für Tom Gross ist das ein typisches Phänomen: „Bei neuen Technologien lassen sich die Folgen nicht zu einhundert Prozent abschätzen.“ Fünf Fragen an den Professor für Mensch-Maschine-Interaktion an der Universität Bamberg:

Herr Gross, hat Sie die Nachricht aus Japan überrascht?
Tom Gross: Einerseits ja. Denn man macht sich ja Gedanken, bevor man etwas anschafft. Andererseits beobachten wir bei Technologien immer Pendelbewegungen. Die Datenbrille von Google hat sich auch zunächst nicht durchgesetzt, aber ich bin überzeugt, dass sie kommen wird.

Warum tun Service-Roboter sich so schwer?
Technologie wird dadurch besser, dass man Schwächen bemerkt und behebt. Gerade bei der Robotik muss sich erst herauskristallisieren, wofür sich Roboter überhaupt eignen.

Warum ist das so schwierig?
Rein mechanisch waren Roboter immer schon gut. In der Industrie kommen sie seit langem zum Einsatz, aber immer vom Menschen getrennt. Ich vergleiche das gerne mit dem Zoo: Im Gehege entwickelte sich die Technologie, vor dem Gehege arbeiteten die Menschen, aber sie trafen sich nicht. Nun treffen sie zusammen, und das birgt Probleme.

Hat der Einsatz von Robotern Grenzen? Manche Experten halten es zum Beispiel für unmöglich, Robotern Empathie beizubringen.
Das ist eine fast philosophische Frage. Fakt ist: Die große Stärke von Robotern und künstlicher Intelligenz liegt im maschinellen Lernen, also statistisch mit großen Datenmengen zu lernen. In der Bilderkennung oder wenn es darum geht, Mimik oder Stimmungen zu entschlüsseln, sind Algorithmen teilweise schon besser als der Mensch.

Auch in der Pflege kommen bereits Roboter zum Einsatz. Haben Sie weitere erfolgreiche Beispiele?
In der Medizin ist man schon weit. Untersuchungen zeigen zum Beispiel, dass Ärzte mit Unterstützung von Software Röntgenbilder besser auswerten als Mensch oder Computer allein. Auch im Haushalt passiert viel: Roboter-Rasenmäher und -Staubsauger gibt es schon, und ich gehe davon aus, dass uns bald der Roboter auch die Getränke bringt.

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