Seit Informations- und Kommunikationstechnik zum mobilen Netz verschmolzen sind, begleitet uns das mobile Internet in Form von Smartphones, Tablets und Notebooks auf Schritt und Tritt. Es lässt uns sogar dann nicht mehr los, wenn wir es getrost für ein paar Stunden vergessen sollten.
Mit exponentiellen Wachstumsraten verbreiten sich die Smartphones zurzeit auf der ganzen Welt. Nach jüngsten Prognosen hat die Invasion sogar gerade erst richtig begonnen: Rund 1,9 Milliarden Smartphones sind derzeit global in den Mobilfunknetzen angemeldet. 5,6 Milliarden, also fast dreimal so viele, könnten es nach Schätzung des Mobilfunkausrüsters Ericsson in fünf Jahren schon sein. Der mobile Datenverkehr soll sich im selben Zeitraum sogar verzehnfachen.
Die Gründe für den Smartphone-Boom kann jeder Benutzer aus eigener Erfahrung nachvollziehen: Die Kombination von jederzeit und (fast) überall bequem verfügbarem mobilem Datenzugang einerseits und dem handschmeichlerischen Alleskönner in der Tasche andererseits ist einfach unwiderstehlich: immer dabei, jederzeit griffbereit, stets schlau und auskunftsfreudig... ein smarter kleiner Helfer, auf den immer Verlass ist, dem man sich willig anvertraut und den man partout nicht mehr missen mag.
Auf dem Nachhauseweg in der S-Bahn noch schnell online einkaufen? In der fremden Großstadt mühelos zur Adresse des nächsten Termins navigieren oder im Urlaub ein paar Schnappschüsse von der Skipiste für die Daheimgebliebenen ins Facebook stellen? Bei Gesprächen unter Freunden mal eben ein schlagendes Argument für die Diskussion googeln? Alles kein Problem.
So viel Komfort schafft feste Bindungen, um nicht zu sagen Hörigkeit. Aber noch nie haben die Menschen den Gang in die Abhängigkeit so beschwingt und lustvoll angetreten wie jetzt mit dem Smartphone in der Tasche. Die liebsten und stabilsten Fesseln sind schließlich die, die man sich selber anlegt. Und die dauerhafteste Unfreiheit ist die, in die sich der Mensch aus freien Stücken begibt: ständige Verfügbarkeit per Whatsapp, E-Mail und SMS; fortgesetzte Status-Updates per Facebook, Twitter, Foursquare; visuelle Kommunikation in Echtzeit per Instagram, Skype und Chat-Diensten.
Wer sich dann den Luxus herausnimmt, einfach einmal abzuschalten, um ein paar Stunden lang „incommunicado“ zu sein, lebt nicht nur mit dem geheimen Unbehagen, etwas verpassen zu können. Offline zu gehen, erzeugt heute geradezu Schuldgefühle. War das Crackberry-Syndrom – die Sucht nach ständiger Erreichbarkeit – einst eine typische Managerkrankheit, so ist digitales Junkietum heute eher Volkskrankheit geworden. Bezeichnend ist eine Forsa-Umfrage unter jugendlichen Handybenutzern, die ergab, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten lieber auf Sex als aufs Smartphone verzichten würden.
Vielleicht wäre das ja anders, wenn sich auch das Liebesleben in Bits und Bytes quantifizieren ließe. Denn kaum etwas liegt bei der Generation Smartphone so sehr im Trend wie das Phänomen des quantifizierten Selbst. Sichtbarer Ausdruck für diese digital gestützte Form des Körperkults ist das lustvolle Sammeln, Protokollieren und Veröffentlichen eigener Körperdaten.