Facebook-Gegner aus China Was WeChat besser macht als WhatsApp

Seite 3/3

Apps sollen komplett in WeChat integriert werden

Währenddessen plant WeChat schon die nächste Revolution. Chef Zhang kündigte Anfang des Jahres an, Apps komplett in den Messenger zu integrieren.

Bisher gibt es drei verschiedene Arten von kommerziellen Profilen auf WeChat. Für Unternehmen, die Dienstleistungen anbieten, für Firmen, die ihre interne Kommunikation über die App organisieren, sowie für Medien. Nun soll eine weitere Kategorie nur für Apps hinzukommen. Dann müssten die Entwickler, wirbt Zhang, ihre Apps nicht mehr einzeln für Betriebssysteme wie Android von Google oder iOS von Apple anpassen. Was teuer ist. Und die Nutzer müssten nicht mehr für jede App einen neuen Account anlegen. Was umständlich ist.

Die Ankündigung des Firmenchefs stieß auf großes Interesse, vor allem bei Unternehmen, die schon in diese Richtung arbeiten. Ein Beispiel ist Yoli. Das Pekinger Start-up bietet seit Kurzem Englischkurse auf WeChat an. Der Schüler muss die App dafür nicht verlassen. Er öffnet das Yoli-Profil, ein Lehrer schaltet sich dazu und unterrichtet 15 Minuten. Per Sprachfunktion beantwortet der Schüler Fragen. Der Lehrer korrigiert in Echtzeit. Die umgerechnet rund sieben Euro Gebühr werden direkt über die App abgerechnet. „Die Nachfrage ist riesig“, sagt Gründer James Lalonde. Bereits nach einem Tag hätten sie die Entwicklerkosten der vergangenen fünf Monate verdient. Nach wenigen Tagen lagen die Nutzerzahlen im vierstelligen Bereich.

Nächster Schritt: Eigenes Betriebssystem

Lalonde hat unter anderem den Spielhersteller Yodo1 mitgegründet. Über 300 Millionen Smartphone-Besitzer spielen in China seine Spiele. Einen weiteren Ausbau der App-Funktion würde der 50-Jährige begrüßen. „WeChat ist einfach zu benutzen und jeder hat es“, sagt er. Er ist sich sicher: Kommt erst der App-Account, wird er sich zu einer harten Konkurrenz für die App-Stores von Google und Apple entwickeln. Und damit langfristig auch für die Betriebssysteme. Denn wenn niemand mehr WeChat verlassen muss, ist der nächste Schritt für Tencent ein eigenes Betriebssystem.

Noch ist das aber nur in China eine Gefahr für die internationale Konkurrenz. WeChat ist außerhalb des Landes wenig bekannt. 100 Millionen Nutzer hat die soziale Plattform im Ausland. Viele in Südostasien, in den USA und Europa nutzen sie meist Auslandschinesen. Immerhin: Es gibt auch eine deutschsprachige Version.

Bisher sind alle Expansionsversuche von Tencent gescheitert. Viele Nutzer in Europa und den USA fürchten um ihre Daten. Chinesische Internetnutzer sind da weniger sensibel. Die meisten haben nie einen Computer besessen. Das mobile Internet ist ihre zweite Heimat. Und damit WeChat.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%