Facebook, Twitter und Co. Soziale Netzwerke rauben Nutzern den Schlaf

Soziale Medien beeinträchtigen den Schlaf, zeigt eine amerikanische Studie. Wer sich häufig auf Facebook und Co. einloggt, sei besonders gefährdet für Schlafstörungen, so die Forscher.

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Amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass soziale Medien Schlafstörungen verursachen können. Quelle: Fotolia

Junge Erwachsene, die sich öfter in sozialen Netzwerken aufhalten, leiden häufiger an Schlafstörungen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universität Pittsburgh. Die Wissenschaftler hatten mehr als 1700 Amerikaner zwischen 19 und 32 Jahren zu ihren Nutzungsgewohnheiten bei Facebook, Twitter und Co. befragt und ihr Schlafverhalten beobachtet.

Das Ergebnis: Der durchschnittliche Proband verbrachte laut Forschern täglich etwa eine Stunde in sozialen Netzwerken und loggte sich 30 Mal pro Woche bei Snapchat und Co. ein. Bei jedem Dritten stellten die Wissenschaftler Schlafstörungen fest. Die Nutzer, die überdurchschnittlich viel Zeit auf den Plattformen verbrachten, hätten im Vergleich zu Abstinenzlern ein dreifach erhöhtes Risiko, an Schlafstörungen zu erkranken. "Die Untersuchung ist einer der ersten Hinweise, dass die Social-Media-Nutzung den Schlaf beeinträchtigen kann", sagt Jessica C. Levenson, Autorin der Studie.

Zehn Dinge, die uns den Schlaf rauben
Trennung von Arbeit und FreizeitSchlafstörungen haben sich nach Einschätzung von Medizinern zu einer Volkskrankheit entwickelt. „Wir schätzen, dass zwischen 5,7 und 6 Prozent der Bevölkerung an behandlungsbedürftigen Ein- und Durchschlafstörungen leiden“, sagte Hans-Günter Weeß, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM). Es gebe wissenschaftliche Hinweise, dass heute weniger geschlafen werde als vor Jahrzehnten. Ein Grund ist die mangelnde Trennung von Arbeit und Freizeit: Abends noch schnell E-Mails für die Arbeit beantworten oder am PC noch an einem Projekt feilen – die ständige Erreichbarkeit und die technischen Möglichkeiten, auch von daheim zu arbeiten, lassen die Grenzen von Arbeit und Freizeit verschwimmen. Das hindert daran, den Kopf frei zu bekommen und entspannt, einschlummern zu können. Quelle: Fotolia
Aktivierung statt Entspannung beim Internet-SurfenPCs und Smartphones verändern unser Freizeitverhalten: Statt vorm Einschlafen ein Buch zu lesen oder Fernzusehen – und dabei passiv Informationen aufzunehmen – surfen Menschen zunehmend vorm Schlafengehen im Internet. Doch beim Online-Shopping, E-Mail-Verkehr, Facebook-Chats oder Online-Spielen  muss das Gehirn sehr viele Informationen verarbeiten. Dabei wird es eher aktiviert als auf den Schlaf vorbereitet zu werden. Dabei kann helfen die Hintergrund-Beleuchtung der Displays zu dimmen, um sich auf die anstehende Nachtruhe einzustellen. Außerdem sollte nicht im Schlafzimmer gesurft werden, um den Raum gedanklich nicht mit Aktivität in Verbindung zu bringen. Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man komplett auf PCs, Smartphones und Co. verzichten. Quelle: obs
Zu viel StressStressige Lebensphasen wühlen den Körper auf, und machen es nachts schwieriger, einzuschlafen. Um so wichtiger ist, es für Entspannung zu sorgen. Quelle: Fotolia
Die Angst vor Schlafstörungen verstärkt sie nurJe mehr man sich Gedanken, um die Schlafstörungen macht, desto stärker fördert man sie. So wird die Angst zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Da man denkt, in der Nacht nicht einschlafen zu können, stellt sich der Körper auf diesen Zustand ein – und man bekommt tatsächlich kein Auge zu. Quelle: Fotolia
Unruhiger Schlaf kann zur Gewohnheit werdenWenn Menschen lange Zeit einen unruhigen Schlaf haben, etwa weil sie gerade ein Kind bekommen haben, wird dieser Zustand für den Körper irgendwann zur Gewohnheit. So können Menschen auch Jahre nachdem ihr Baby das letzte mal nach der Flasche geschrien hat, immer noch einen unruhigen Schlaf haben. Dagegen kann eine Verhaltenstherapie helfen. Quelle: dpa
Es fehlt ein EinschlafritualMenschen sollen über ihre Schlafprobleme nicht grübeln, sondern ihr Verhalten ändern. Dies kann etwa ein Einschlafritual sein. So stellt etwa die obligatorische Tasse Tee oder Milch vor dem Gang zum Bett, den Körper irgendwann darauf ein, dass nun die Schlafenszeit ansteht. Dadurch kann das Einschlafen mit der Zeit leichter fallen. Quelle: dpa/dpaweb
Verschiedene Wecker Quelle: dpa

Sie geht davon aus, dass nicht unbedingt die Dauer des täglichen Aufenthalts mit den Schlafstörungen zusammenhängt, sondern das ständige Einloggen auf diversen Plattformen – also das Checken neuer Meldungen. "Wenn das der Fall ist, sollten Ärzte ihre Patienten, die an Schlafstörungen leiden, nach ihren Online-Gewohnheiten befragen", meint Levenson.

Die Forscher sind sich zwar sicher, dass soziale Medien den Schlaf verdrängen. Allerdings könne es verschiedene Gründe dafür geben: Die Plattformen könnten die Nutzer emotional so aufregen, dass sie nachts wach liegen. Oder aber Nutzer bewegten sich nachts in sozialen Netzwerken, weil sie nicht schlafen können. Das führe wiederum dazu, dass die Schlafprobleme von Nacht zu Nacht zunähmen.

Auch das helle Licht des Displays könne den Tagesrhythmus durcheinander bringen, vermuten die Forscher. Zu ähnlichen Ergebnissen sind bereits Wissenschaftler der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften gekommen: Das Licht von mobilen Endgeräten wie das eines E-Book-Readers oder Tablet-PCs habe oft einen hohen Blau-Anteil. Das kurzwellige Licht wirke wie ein Alarmsignal auf den Menschen. Die Folge: Im Körper wird später und weniger Schlaf-Hormon freigesetzt.

Apple hat dieses Problem erkannt – und bei iOS 9.3 eine Night-Shift-Funktion integriert. Der Nachtmodus verringert in den Abendstunden den Blaulichtanteil des Displays, so dass iPhone-Nutzer besser in den Schlaf finden. Nutzer können den Modus manuell aktivieren oder zeitgesteuert einsetzen.

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