So bleiben Zweifel an der Echtheit von Fans und Bewertungen. Daher soll nun juristischer Druck helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Gartner prognostiziert, dass in den nächsten Jahren zwei der 500 größten US-Unternehmen von der Handelskommission FTC wegen Bewertungsmanipulationen verklagt werden. 2011 hatten die Wettbewerbshüter bereits eine drakonische Strafe verhängt: Das Unternehmen Legacy Learning Systems aus Nashville, ein Anbieter von Bildungs-DVDs, hatte Bewertungen seiner Produkte gekauft. Die Strafe: 250 000 Dollar.
Bei gekauften Facebook-Fans ist die Sache komplizierter – hier fehlen bislang einschlägige Gerichtsurteile. Doch das wird sich ändern. Anfang des Jahres erhielten Freundehändler in den USA Post von Zuckerbergs Anwälten, die mit saftigen Rechnungen drohten. Und seit einem halben Jahr geht auch Facebook selbst verstärkt gegen Betrugsversuche vor. Das zeigt Wirkung: "Unsere Kunden werden vorsichtiger", sagt Maik Satzer, der ebenfalls mit Freunden handelt.
Die Anbieter im Freundegeschäft ahnen, dass es nicht ewig so weitergehen kann. "Ich mache das, solange es geht", sagt Promokönig Müller. Immerhin verdienen die bekannten Freundehändler 10 000 Euro im Monat. Für den Erfurter Rönsch ist der Ausstieg schon beschlossene Sache. Man solle aufhören, wenn es am schönsten sei, sagt er. Das will er tun. Seine Plattform steht schon zum Verkauf: Eine halbe Million Euro hätte er gern für Fandealer.
So richtig scheint aber niemand mehr an das Geschäft zu glauben. Für die Seite, die laut Rönsch jährlich zwischen 200 000 und 250 000 Euro abwirft, gingen 17 Angebote ein. Aber das höchste Gebot lag gerade einmal bei 25.000 Dollar.