Wie Google Trends verrät, ist Tinder vor allem im englischsprachigen Raum verbreitet – und in Norwegen. In Großbritannien handelt es sich offenbar um “die Dating-App, über die jede(r) spricht”. In Deutschland wiederum sticht klar Berlin als Tinder-Hochburg hervor, gefolgt von Hamburg. Damit bestätigt sich der Eindruck einer App, die vor allem bei urbanen Menschen, Expats und in der Digitalbranche tätigen Personen beliebt ist. Dass man also in Szenekreisen nicht lange warten muss, bis irgendjemand – nach gebrochenem Eis und ein paar Bier – über persönliche Tinder-EskapadenErlebnisse zu sprechen beginnt, lässt noch keine zuverlässigen Schlüsse über die Beliebtheit im ganzen Land zu. Doch trotzdem sollte man Tinder nicht unterschätzen: Denn der Aufstieg von Facebook begann hierzulande über die gleiche soziodemografische Gruppe.
Was Tinder von den Wettbewerbern abhebt, ist abgesehen von einer (vermehrt nachgeahmten) besonders spielerischen, auf das Wesentlichen fokussierten Oberfläche die Tatsache nennenswerter internationaler Aktivität. Selbst Promis rühmen sich mittlerweile damit, Tinder zu verwenden. Insofern ist es schwer vorstellbar, dass die lokalen Akteure auf globaler Bühne mit dem Startup in ernsthafte Konkurrenz treten können.
Den Aufstieg von Tinder dürfte auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit Interesse verfolgen. Die Tinder-Gründer Justin Mateen und Sean Rad streben danach, mit ihrer App nicht nur Affären und (eventuelle) Beziehungen in die Wege zu leiten, sondern ganz allgemein Menschen mit gleichen Vorlieben, Interessen und Hobbys zusammenzubringen. Genau eine solche Komponente fehlt Facebook in seinem Produktmix. Dank der voll implementierten Multi-App-Strategie könnte Zuckerberg Tinder übernehmen, ohne dass er dadurch gezwungen wäre, die App mit dem sozialen Netzwerk zu vereinen. Wobei Tinder ohnehin bereits eine (leicht kontroverse) Facebook-Integration besitzt.
Es ist davon auszugehen, dass Tinder neben Snapchat zu den angesagtesten Übernahmekandidaten der US-Techbranche avancieren wird.
Dieser Artikel ist zuerst auf netzwertig.com erschienen.