Flugstunden für Drohnenpiloten Sicheres Fliegen will gelernt sein

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Sensible Steuerung und guter Aufprallschutz

Mit einem Spielzeughelikopter für zu Hause hat das nichts zu tun. Die Drohne reagiert viel empfindlicher auf Kommandos, hat mehr Funktionen und vor allem viel mehr Sticks, Hebel und Knöpfe auf dem Controller. Dank der Schaumstoffpolsterung kann die Drohne auch gegen die Decke oder Wände fliegen, ohne gleich kaputtzugehen. Das ist offensichtlich schon das ein oder andere Mal passiert: Ein paar Dellen hat sie. Ein spektakulärer Absturz aus mehreren Metern Höhe auf den Hallenboden wäre trotz des Schaumstoffes wahrscheinlich zu viel für die Drohne.

„Die meisten ‚Consumer‘-Geräte fliegen fast von alleine“, erklärt Andreas Müller. „Jedoch kann es bei allen Drohnentypen zu technischen Problemen kommen, beispielsweise kann das GPS gestört werden. Wenn ich das Gerät dann nicht auch manuell beherrsche, ist ein Absturz beinahe programmiert. Eine Schulung kann da vorbeugen und es wäre sinnvoll, wenn sie Teil des Kenntnisnachweises wäre.“ Denn so ein Absturz kann schnell teuer werden: Professionelle Drohnen, etwa vom weltweiten Marktführer DJI, kosten mehrere tausend Euro.

Die verworrene Bürokratisierung von Drohnen

Bis zum Start muss man es allerdings erstmal schaffen: Die Regularien rund um Aufstiegsgenehmigungen und Zuständigkeiten sind für Laien nicht immer verständlich. Hier hilft die theoretische Prüfung zwar beim grundsätzlichen Verständnis, macht das Ganze für Piloten in der Praxis aber nicht einfacher. Nicht einmal für erfahrene Unternehmen wie Spectair: „Für viele Einsätze kriegen wir von den Landesluftfahrtbehörden Freigaben. Das kostet aber immer Geld, dauert teilweise recht lange und muss in jedem Bundesland separat beantragt werden. Zudem unterschieden sich bestimmte kommunale Regelungen, die einen Einsatz erschweren können“, erklärt Müller.

„Auch europaweit kocht jedes Land sein eigenes Süppchen. Wir erwarten, dass die Europäische Agentur für Flugsicherheit demnächst eine einheitliche europäische Lösung auf den Weg bringt. Das würde dem Fortschritt der Technologie helfen.“ Tatsächlich stecken Drohnen in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen. Anders ist das vor allem bei der Überwachung und Inspektion von Industrieanlagen. Das ist das Hauptgeschäftsfeld von Spectair. Mit ihren eigenen Kameradrohnen untersuchen sie für Kunden Schornsteine, Tanks oder riesige Werften in oft tagelanger Arbeit nach Mängeln, die beseitigt werden müssen.

Mit solcher Arbeit verdient Spectair in der Hauptsache Geld, doch die Flugstunden machen Andreas Müller sichtlich Spaß. Konzentriert versucht er die Drohne durch einen grünen Hula-Hoop-Reifen zu steuern. Beim ersten Versuch berührt er den Ring noch leicht, beim zweiten fliegt die Drohne mitten durch. Ich versuche das erst gar nicht, doch kann mit meiner Flugerfahrung – die aus wenigen Minuten besteht – schon mehr, als ich das müsste, um auch außerhalb der Übungshalle mit einer professionellen Drohne aufsteigen zu dürfen. Eine Gefahr für den Luftraum wäre ich wohl trotzdem. Eine theoretische Prüfung würde daran nur wenig ändern.

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