Fotografie Die neuen Lieblinge der Fotofans

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Kein Ende in Sicht

Fotograf Peter Lindbergh bei der Arbeit Quelle: Laif/Peter Rigaud

Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht. Denn immer mehr Hersteller drängen ins Geschäft. Neben Olympus und Panasonic, die 2008 den Markt mit ihren ersten Modellen aufmischten, konkurrieren heute Sony, Samsung und Pentax um Fotofans. Im Januar hat zudem Fujifilm mit der X-Pro1 seine erste Systemkamera vorgestellt. Und angesichts des Markteinstiegs von Nikon gilt in der Branche als ausgemacht, dass auch Erzrivale Canon schon bald nachzieht.

Gezwungener Einstieg

Beide Branchenriesen hatten sich bisher lange zurückgehalten, um ihr profitables Geschäft mit Spiegelreflexkameras nicht zu gefährden. Nun zwingt sie der Erfolg der Konkurrenz im Wachstumssegment zum Handeln.

Ein Grund dafür ist, dass die Systemkameras bei Lichtstärke, Auflösung und Geschwindigkeit immer mehr aufgeholt haben. Das verdanken sie insbesondere den immer empfindlicheren Fotosensoren. Bei Olympus und Panasonic sind die knapp vier Mal größer als bei normalen Kompaktkameras. Samsung, Sony und Fujifilm bauen gar noch größere Fotochips im APS-C-Format ein, wie sie auch in semiprofessionellen Kameras stecken. Selbst der Sensor der neuen, sehr kleinen N 1 von Nikon ist noch doppelt so groß wie die der Kompaktknipsen.

Dank der besseren Chips bannen Pen, Nex & Co. noch Szenen ohne Blitz rauschfrei aufs Bild, die Kompaktknipsen nicht einmal mehr mit Blitz brauchbar ablichten. Sogar bei nominell gleicher Sensorauflösung liefern Systemkameras detailreichere Bilder. Zum einen sind ihre Objektive deutlich besser. Zum anderen stecken in den Apparaten stärkere Bildprozessoren, die die Fotos für die Speicherung optimieren.

Systemkameras haben aufgeholt

Für Fachleute ist daher die Linienauflösung – die Zahl tatsächlich auf dem Bild unterscheidbarer Linien – ein wichtigeres Kriterium als vermeintliche Rekorde von 14 oder gar 16 Megapixeln, die viele Kompaktknipsen heute bieten. In Tests, etwa im Fachmagazin „Chip Foto-Video“, fallen Top-Systemkameras nicht einmal mehr stark gegen High-End-Profimodelle ab: Panasonics Lumix G3 etwa erreicht bis zu 1590 Linien, Canons EOS 5D Mark II maximal 1670.

„Technisch haben die Neulinge massiv gegenüber den Spiegelreflexkameras aufgeholt“, urteilt daher Rolf Nobel, Professor für Fotojournalismus an der Fachhochschule Hannover. Abgesehen von Sportfotos, bei denen extrem schnelle Bildfolgen zählen, oder nächtlichen Reportagen, wo nur absolute Profikameras noch ohne Blitz gute Fotos lieferten, sagt Nobel, „reichen Systemkameras heute für 95 Prozent der professionellen Fotoszenarien völlig aus“.

Und weil sie dabei viel unauffälliger sind als die klobigen SLR-Modelle, greift auch Starfotograf Lindbergh speziell bei Porträts immer öfter zur Systemkamera: „Gegenüber einer so kleinen Kamera sind die ,Opfer‘ weniger gehemmt“, sagt er. „Da kommt man oft zu besseren Resultaten.“

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