Foursquare-Gründer Dennis Crowley Der bessere Mark Zuckerberg

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„Warum sollten wir es jetzt vermasseln, nur um ein bisschen mehr Profit zu machen?“

Foursquare, so erklärt es Crowley, habe eine Karte von der Welt geschaffen. Es gebe nicht viele, die über solch ein Wissen verfügen. Apple, Facebook und Google haben eine solche Karte. Aber es gebe so einige Unternehmen, die sich mit diesen großen Drei nicht einlassen wollen. „Weil es denen darum geht, andere aus dem Geschäft zu drängen.“ Und da komme Foursquare als vertrauenswürdiger Partner ins Spiel, um mit seinen Standortdaten Unternehmen wie Uber, Samsung oder Twitter zu unterstützen. „Wir sind keine Bedrohung für sie, wir sind ihr Freund.“

Crowley hat sich dieses Vertrauen verdient. Er betont, dass er es sich jeden Tag erneut verdienen muss.

Es gibt in dem Unternehmen ein Ethik-Komitee – mit Mitarbeitern aus dem Vertrieb, der Rechtsabteilung, der Entwicklung. Sie sind verschiedenen Alters und verschiedenen Geschlechts. „Wir betreiben viel Aufwand, um das richtig hinzubekommen“, sagt Crowley.

Foursquare erkundigt sich auch bei externen Entwicklern, was sie mit den angefragten Daten vorhaben – und überprüft später, ob diese sich daran halten. „Wenn wir Leute nach ihren Standortdaten fragen, muss es dafür auch einen guten Grund geben“, betont Crowley. Wer nur eine Taschenlampen-App oder Poker-App entwickelt, bekommt die Daten von Foursquare nicht. Und: Etwa 20 Prozent der Standortdaten, die bei Foursquare anfallen, gibt das Unternehmen generell nicht raus – aus Angst, dass jemand dieses Wissen einsetzen könnte, um anderen zu schaden. Wer wann zu einer Chemotherapie geht oder zum Scheidungsanwalt, hält Foursquare beispielsweise zurück.

Auf die Frage, wie sie das hinbekommen haben, entgegnet Crowley: „Weil uns das von Anfang an wichtig war.“ Er sei nie der CEO gewesen, der sich in seinem schicken Büro verschanzt. Er sei rausgegangen und habe sich auch bei den Praktikanten erkundigt, was aus ihrer Sicht gut laufe – und was nicht.

Es komme immer mal wieder jemand, der einfach alle Daten von Foursquare haben wolle – um sich dann später selbst das Passende rauszusuchen. Crowley macht, wenn er davon erzählt, ein Gesicht, als könne er das gar nicht fassen. „Warum sollten wir das tun? Wir sehen doch die Fehltritte von Facebook – und all den Schlamassel, mit dem die sich dort rumschlagen müssen.“ Die Menschen, so beobachtet Crowley es, fragen sich immer öfter, ob sie einem Techkonzern wirklich alle ihre Daten überlassen sollten, nur um dessen Dienst kostenlos nutzen zu können. Oder ob sie nicht vielleicht doch fünf Dollar im Monat dafür zahlen sollten. „Da wird sich in den nächsten drei bis fünf Jahren noch einiges tun.“

Damals, als er 2010 in Austin war, um Foursquare vorzustellen, hätten ihn mehrere Unternehmen mit Kaufangeboten umgarnt. Aber er hatte zuvor schon eine Firma gegründet – und an Google verkauft. „Und ich wusste, dass das kein Riesenspaß ist.“ Google, so sieht Crowley das, habe nicht das aus seiner Firma gemacht, was er selbst darin gesehen hat. Also hat er mit Foursquare einen zweiten Versuch gestartet. Er kann es sich leisten, auch mal einen Kunden abzuweisen, dem er nicht zutraut, verantwortungsvoll mit seinem Datenschatz umzugehen. „Warum sollten wir es jetzt vermasseln, nur um mal ein bisschen mehr Profit zu machen?“

Was der größte Unterschied zwischen dem Dennis Crowley von damals und dem von heute ist, will die CNN-Journalistin Laurie Segall am Ende von ihm wissen. Wieder atmet Crowley tief durch. Auch keine einfache Frage. „Ich bin heute glücklicher“, sagt er schließlich. Er habe sich erlaubt, sein Leben weiter zu leben. „Und nicht nur Johnny- Start-up-Guy zu sein.“

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