Wer in Nairobi am Flughafen in ein Taxi steigt, bemerkt bei der Ausfahrt, dass der Taxifahrer die Parkgebühr per Telefon bezahlt. Mit Bargeld ist man dort ein Bewohner von „Old Europe“ – obwohl die Nutzung von Bargeld auch in Kenia weiterhin üblich und erlaubt ist.
Kenia ist in der Nutzung der Mobiltelefonie als Grundlage für eine ganze Reihe von Dienstleistungen ein Vorreiter. Es gibt zahlreiche Mobilfunkanwendungen wie Tollwut-Tracking-Systeme oder Crowd-Sourcing-Preis-Informations-Systeme in Afrika, die wir hierzulande nicht kennen (aber natürlich auch nicht brauchen).
Diese verstärkte Nutzung der Mobiltelefonie in Entwicklungsländern spiegelt sich in der globalen Wahrnehmung der Mobiltelefonie noch nicht angemessen wider. Am Montag beginnt in Barcelona der Mobile World Congress 2016 mit über 90.000 Teilnehmern und knapp 2200 Ausstellern. Darunter befinden sich nur eine Handvoll Aussteller aus den Entwicklungsländern, obwohl im Bereich der Software-Entwicklung in Ostafrika einiges los zu sein scheint.
Diese Unterrepräsentation insbesondere Afrikas hängt vermutlich damit zusammen, dass weniger die Anbieter von Mobilfunkdiensten als vielmehr Hardware- und Software-Anbieter zu den wesentlichen Ausstellern auf der Messe gehören. Diese brauchen natürlich auch die Telefongesellschaften, damit ihre Produkte auch entsprechende Nachfrage finden; sie werden vermutlich die Messe besuchen.
Handy-Markt in Afrika boomt
Es wäre aus mindestens zwei Gründen fatal, wenn die Hersteller der Software und der Telefone die Entwicklungsländer aus dem Blick verlieren. Während die Märkte in der reichen Welt, das heißt der OECD, sich langsam der Sättigung nähern und die Mobiltelefonie-Durchdringung bei über 100 Prozent zu liegen scheint, sind die Märkte in den Entwicklungsländern die am schnellsten wachsenden.
Von 2000 bis 2012 wuchs die Anzahl der Mobiltelefone in Afrika von 16.5 Millionen auf 650 Millionen, 2015 waren 350 Millionen internetfähige Telefone im Umlauf. Das Wachstum der Nachfrage nach Smartphones wurde Anfang des Jahres 2015 auf rund 40 Prozent geschätzt.
Wohin mit dem alten Handy?
Alte oder defekte Handys dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Das wissen inzwischen immer mehr Bundesbürger. Nur noch 1 Prozent der Befragten gibt an, seine Altgeräte auf diese Weise zu entsorgen, 2013 waren es noch doppelt so viele. Für die umweltgerechte Entsorgung alter und defekter Handys gibt es seit Jahren bewährte Rückgabemöglichkeiten.
Quelle: Bitkom, Stand: Juli 2014
Alle großen Netzbetreiber nehmen Altgeräte per Post zurück. Dazu können die Kunden portofreie Versandumschläge im Internet anfordern oder im Handy-Shop abholen. Einige Betreiber nehmen alte Handys auch direkt in den Geschäften entgegen. Wer sein Gerät zurückgibt, tut damit gleichzeitig etwas Gutes: Für jedes eingesandte Mobiltelefon spenden viele Unternehmen einen Betrag an Umwelt-, Sozial- und andere Hilfsprojekte. Jeder siebte Handy-Besitzer (15 Prozent) nutzt diese Möglichkeiten und gibt sein Altgerät beim Händler oder Mobilfunkanbieter ab, jeder fünfte (19 Prozent) spendet es für einen guten Zweck.
Alte Handys können in den kommunalen Abfallsammelstellen kostenlos abgegeben werden. Rund jeder neunte (11 Prozent) Altgeräte-Besitzer tut dies. Die Standorte dieser Recyclinghöfe erfährt man bei seinem örtlichen, kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb. Von dort gehen die Geräte in die Verantwortung der Hersteller über, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung durch zertifizierte Recyclingunternehmen sorgen.
Auch ältere Geräte lassen sich häufig noch zu Geld machen. Im Internet bieten sich dazu Marktplätze wie Ebay aber auch Ankaufportale wie Rebuy, Flip4New oder Momox an.
Nutzer sollten gezielt private Daten wie das Adressbuch, Nutzerprofile von sozialen Netzwerken, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips löschen. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes in den Auslieferungszustand“) komplett zu löschen. Externe Speicherkarten sollten vor dem Entsorgen entfernt oder komplett mit einer speziellen Software gelöscht werden. Wer ganz sicher gehen will, dass die Daten einer externen Speicherkarte nicht wiederhergestellt werden können, sollte die Karte physisch zerstören, also beispielsweise zerschneiden.
Dieses Wachstum dürfte sich fortsetzen. Daran beteiligt zu sein, dürfte für viele Anbieter von Hardware überlebenswichtig sein und erfordert sicherlich spezifische Lösungen für Kunden aus Entwicklungsländern, denn die Kaufkraft dort ist natürlich geringer als in den Wohlstandsgesellschaften des globalen Nordens.
Handys sind in Entwicklungsländern eine ökonomische Notwendigkeit
Dort sind das Mobiltelefon und dessen Anwendungen eher Lifestyle-Produkte denn ökonomische Notwendigkeit. Dies ist in den Entwicklungsländern ganz anders, in denen viele Anwendungen der Mobiltelefonie bare Notwendigkeit und vor allem instrumentell für weitere Entwicklung sind.
Dabei fällt auf, dass zum Einen der Verkauf der Anwendungen Einkommen generiert, sich aber zum Zweiten mit Hilfe dieser Anwendungen deutliche Mehrwerte erzielen lassen. Dies zeigt sich an vielen Beispielen, zum Beispiel der Gesundheitsversorgung.
Eine Masterarbeit an der Friedrich-Schiller-Universität hat jüngst gezeigt, dass die Durchdringung mit Mobiltelefonie in Afrika positiv mit der Lebenserwartung korreliert ist. Spezielle Anwendungen beziehen sich auf Beratung von Patienten, Unterstützung von Operationen durch externe Experten via Internet und das Nachvollziehen der räumlichen Verbreitung einer Krankheit (Tracking). Afrikanische Software Entwickler arbeiten dabei zusammen mit Anbietern der Hardware und mit Gesundheitsunternehmen in der OECD.
Ein weiteres Beispiel ist die Landwirtschaft. Durch die Anwendungen der Mobiltelefonie können sich Landwirte über Nachfragegewohnheiten, Marktpreise, und regionale Unterschiede informieren. Die Funktionsfähigkeit der Märkte wird dadurch unterstützt, überflüssige Wege und Fehlallokationen werden so vermieden.
Finanzdienstleistungen per Smartphone
Auch in diesem Sektor sind afrikanische Software-Unternehmen unterwegs, die zum Teil in mehreren Ländern operieren. Das prominenteste Beispiel ist das Finanzwesen. Entwicklungsländer leiden nach wie vor unter einer zu geringen Sparquote und einem schwach entwickelten Finanzmarkt. Allein die Infrastruktur (Bankfilialen, Geldautomaten) ist schwach, was auch zum Teil mit der geringen Bevölkerungsdichte in manchen Regionen zu tun hat.
In Kenia hat ein Mobiltelefonanbieter einen enorm erfolgreichen Strauß an Finanzdienstleistungen angeboten, der den Finanzmarkt dort und in ganz Afrika enorm beflügelt hat. Damit wird es erheblich leichter, Geschäfte zu machen, Kredite zu erhalten und so Wachstumsprozesse in Gang zu setzen.
Schließlich sind noch Bildungsangebote (e-learning) und staatliche Verwaltung bis hin zur Wahl oder der Steuerzahlung mithilfe des Telefons (e-government) zu nennen. Diese Trends bedeuten für Regierungen, dass die Bürger sich besser und schneller informieren können – auf diese Weise könnte die Mobiltelefonie sogar dazu beitragen, dass sich Schwächen in der Governance in einigen Entwicklungsländern, zum Beispiel die hohe Korruption, schneller überwinden lassen.
Tatsächlich ist die Mobiltelefonie ein echter Entwicklungstreiber geworden. Sie ist aus dem täglichen Leben in Entwicklungsländern nicht mehr wegzudenken. Es besteht somit die berechtigte Hoffnung, dass es diesen Ländern mithilfe moderner Kommunikations- und Informationstechnologien gelingen kann, einige technologische Entwicklungsschritte zu überspringen (Leapfrogging).
Natürlich ist das Mobiltelefon nur ein Baustein für Entwicklung, aber es kann ein wichtiger Baustein sein – auf der Messe wird das sicherlich berücksichtigt.