Gesetz gegen Hasskommentare YouTube-Chefin Wojcicki warnt vor Zensur

Seite 2/2

„Das Prinzip der Selbstregulierung hat sich bewährt“

Trotz der Patzer auf Seiten von YouTube hält die Managerin nicht viel von staatlichen Interventionen. Im Gegenteil: Wojcicki geht auf Konfrontationskurs mit der deutschen Bundesregierung. Zwar würden sich Google und YouTube immer an bestehende Gesetze halten. Von dem Gesetzesentwurf, wonach Facebook oder YouTube bis zu 50 Millionen Euro Strafe zahlen müssten, wenn sie offensichtlich strafbare Inhalte nicht innerhalb von 24 Stunden löschen, hält Wojcicki aber nichts. „Ich denke, dass sich das Prinzip der Selbstregulierung bewährt hat.“

Die Debatte um Hasskommentare konzentriert sich vor allem auf Facebook, das bedeutendste und wichtigste soziale Netzwerk derzeit. Aber auch die Videoplattform YouTube ist ein social network, auf dem tagtäglich millionenfach neue Videos hochgeladen und kommentiert werden. Insofern schauen auch Google und YouTube besorgt auf das Vorhaben von Bundesjustizminister Maas. Doch selbst aus dessen eigener Partei, der SPD, kommt Widerstand, allen voran von netzaffinen Sozialdemokraten, die sich im Verein D64 organisieren. Der Gesetzentwurf sei unausgegoren und missachte „zum wiederholten Male Grundsätze des Internets“, kommentierten die Experten Maas’ Pläne.

Die Sorge von vielen: Facebook oder Google könnte Inhalte selbst in großem Maße löschen, um sicherzugehen, gegen keine Gesetze zu verstoßen. Susan Wojcicki meint, dass das genau jener staatliche Einfluss sei, der gefährlich werden könnte. „Ich möchte mich nicht in einer Umgebung wiederfinden, in der zensiert wird“, sagte die YouTube-Chefin in Berlin.

Auch die Rolle von Frauen im Silicon Valley und bei Tech-Unternehmen allgemein war beim „Fireside-Chat“ ein Thema. Unter Wojcickis Ägide konnte der Anteil weiblicher Mitarbeiter von 24 auf 30 Prozent gesteigert werden. 50 Prozent ist ihr Ziel. Doch warum ist das so schwer? „Zu wenige Frauen studieren Informatik“, sagte Wojcicki. Sie habe sogar mal ihre eigene Tochter in einen Ferienkurs geschickt, um sich mehr mit Computern zu beschäftigen. „Als sie nach Hause kam, hasste sie Computer noch mehr als vorher.“ Ihre Lösung: Spezielle Kurse für Mädchen und Frauen, in denen die relevanten Inhalte geschlechtsspezifisch vermittelt werden. Bei ihrer eigenen Tochter hatte Wojcicki Erfolg. „Sie studiert jetzt Informatik“, sagte die YouTube-Managerin stolz.

Welche Zukunftsvisionen hat YouTube-Chefin Susan Wojcicki? WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel diskutierte exklusiv. Das Kamingespräch können Sie sich hier im Video ansehen.

Wir haben am Rande des Kamingesprächs ein exklusives Interview mit Susan Wojcicki geführt, das Sie in der nächsten Ausgabe der WirtschaftsWoche (Nummer 15, ab 7. April am Kiosk) lesen. Mit dem WiWo-Digitalpass erhalten Sie zudem die komplette Ausgabe bereits am Vorabend als eMagazin. Alle Abo-Varianten finden Sie auf unserer Info-Seite.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%