Eigentlich sollten die beiden Google-Gründer nur rechtszeitig die Miete bezahlen und ab und zu den Müll rausbringen. „Für ihr Geschäftsmodell habe ich mich am Anfang nicht interessiert“, erinnert sich Susan Wojcicki, die 1998 ihre Garage an Larry Page und Sergej Brin vermietet hatte. Wenig später kündigte die damals schwangere Wojcicki ihren Job bei Intel und fing bei Google an. Heutet leitet sie die Videoplattform YouTube, seit 2006 eine Tochtergesellschaft von Google.
Bei einer Diskussionsrunde in Berlin sprach Wojcicki am Donnerstag mit WirtschaftsWoche-Chefredakteurin Miriam Meckel über die Zukunft der Plattform. Ihre wichtigste Botschaft: Eine Entschuldigung an Werbekunden, deren Anzeigen im Umfeld von extremistischen Inhalten auf YouTube gezeigt wurden. „Es war nie unsere Absicht, Werbung um Inhalte zu platzieren, die unangemessen sind oder nicht im Einklang mit der Marke unserer Werbepartner stehen“, sagte Wojcicki. „Wir entschuldigen uns bei unseren Partnern, bei denen das passiert ist. Das Thema hat die höchste Priorität für uns. Jeder arbeitet rund um die Uhr daran, um das Problem zu lösen“, sagte die Top-Managerin.
Kürzlich war bekannt worden, dass Konzerne wie Daimler, Wal Mart und Starbucks ihre Werbung auf YouTube in Großbritannien abgezogen haben, da diese bei Videos ausgespielt wurde, die unter anderem für den Islamischen Staat warben. Allein in der vergangenen Woche verlor YouTube-Mutterkonzern Alphabet an der Börse 26 Milliarden Dollar an Wert.
YouTube-Chefin Wojcicki: Arbeiten weiter an Lösung für Ärger mit Werbekunden
Zugleich beklagten LGBT-Vertreter – die Abkürzung steht für Lesbisch, Schwul, Bisexuell, und Transgender – die Zensur ihrer Inhalte auf YouTube. „Das war keine Absicht“, versicherte Wojcicki. Vielmehr biete YouTube seit sieben Jahren einen „sicheren Modus“ für Bildungseinrichtungen an. So sollen beispielsweise pornografische Inhalte rausgefiltert werden.
„Wir schauen uns unseren Algorithmus jetzt genau an, werden ihn verbessern und das Problem lösen“; versprach die YouTube-Chefin. Der Streit mit den Werbekunden und der LGBT-Community seien zwei Seiten derselben Medaille. „In einem Fall haben wir zu viel gefiltert, im anderen zu wenig.“