
Dass Google und andere Internetunternehmen sogenannte Webtracker nutzen, um die Bewegungen von Internetnutzern innerhalb des World Wide Webs zu verfolgen und auf deren Basis Profile zu erstellen, die wiederum für zielgerichtete Werbung genutzt werden, ist bekannt. Weniger bekannt ist, wie die gesammelten Informationen verwendet werden und welche Auswirkungen etwaige Unterschiede im Surfverhalten des Nutzers darauf haben, was Google ihn letztendlich sehen lässt.
Forscher der Carnegie Mellon University und des International Computer Science Institute haben eine Studie veröffentlicht, die darüber zumindest etwas Aufschluss gibt.
Was Google über Sie weiß
Wer über einen Google-Account verfügt und sich einloggt, kann über folgende Links einen kleinen Einblick darüber gewinnen, wie Google einen sieht.
Wie alt bin ich und welchen Geschlechts? Wofür interessiere ich mich? Anhand der von den Nutzern besuchten Seiten gibt Google eine ziemlich passgenaue Schätzung ab.
An welchen Tagen suche ich besonders häufig? Um welche Uhrzeit? Google listet all das für seine Nutzer einsehbar auf – inklusive der Suchanfrage und den angeklickten Links.
Wer ein Android-Handy nutzt und den Ortungsdienst nicht deaktiviert, kann auf Schritt und Tritt von Google verfolgt werden. Google listet den Bewegungsverlauf im Überblick auf.
Google merkt sich auch, mit welchen Geräten seine Nutzer die Dienste nutzen – inklusive Ortsangaben und Uhrzeit.
Mithilfe eines Programms, das die Forscher AdFisher tauften, simulierten sie mehrere Nutzer, die verschiedene Websites aufriefen, auf denen Anzeigen des Google-Werbenetzwerks DoubleClick ausgespielt wurden. Das Programm zeichnete die dabei ausgespielten Werbeanzeigen auf und berechnete dann, ob etwaige Unterschiede statistisch relevant sind.
Frauen sehen andere Stellenanzeigen als Männer
Insgesamt führten die Forscher 21 Experimente mit dem AdFisher durch. In einem wollten sie herausfinden, welchen Einfluss das Geschlecht auf die Jobanzeigen hat, die präsentiert werden.
So simulierten die Forscher eine Gruppe weiblicher und eine Gruppe männlicher Nutzer, die die 100 größten Webseiten besuchten, die Jobanzeigen ausspielen. Beide Gruppen umfassten 500 Nutzer. Ihr Surfverhalten war dabei identisch – sie suchten ausschließlich nach Jobs.
Die zehn teuersten Google-Käufe
Admeld
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2011
Preis: 400 Millionen Dollar
Wildfire Interactive
Typ: Social-Media-Vermarktung
Jahr: 2012
Preis: 450 Millionen Dollar
Postini
Typ: E-Mail-Sicherheit und Archivierungsdienst
Jahr: 2007
Preis: 625 Millionen Dollar
ITA-Software
Typ: Software für die Reiseindustrie, u.a. Flugsuchen
Jahr: 2010
Preis: 676 Millionen Dollar
AdMob
Typ: Mobiles Werbenetzwerk
Jahr: 2009
Preis: 750 Millionen Dollar
Waze
Typ: GPS-gestütztes Navigationssystem für Smartphones
Jahr: 2013
Preis: 966 Millionen Dollar
Youtube
Typ: Videoportal
Jahr: 2006
Preis: 1,65 Milliarden Dollar
DoubleClick
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2007
Preis: 3,1 Milliarden Dollar
Nest
Typ: Automatisierungsunternehmen, produziert u.a. selbst lernende Thermostate
Jahr: 2014
Preis: 3,2 Milliarden Dollar
Motorola Mobility
Typ: Hersteller von Mobiltelefonen
Jahr 2011
Preis: 12,5 Milliarden Dollar
Das Ergebnis: Wenn Google Nutzer für männlich hält, spielt es sechs Mal so oft Anzeigen für hochdotierte Posten aus (ab 200.000 US-Dollar) als für weibliche Nutzer. Männern zeigte Google 1852 solcher Anzeigen an, Frauen lediglich 318.
Neben den Werbeanzeigen untersuchten die Forscher die Einstellungen für Werbung. Unter folgendem Link können Nutzer, die mit ihrem Google-Account eingeloggt sind, einsehen, welches Geschlecht, Alter, welche Sprachen und Interessen der Google-Algorithmus ihnen zuordnet.
Um zu überprüfen, wie viel Transparenz die Einstellungen für Werbung wirklich zulassen und wie Google-Anzeigen und die Werbeeinstellungen auf das Nutzerverhalten reagieren, haben die Forscher eine Gruppe Nutzer simuliert, die Webseiten besuchten, die mit Alkohol- und Drogenmissbrauch verbunden sind. Eine ansonsten identische Kontrollgruppe simulierter Nutzer besuchte diese Webseiten nicht.