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Google Stoppschild für WLAN-Schnüffler

Eineinhalb Jahre nachdem deutsche Datenschützern monierten, dass Google die Standorte von WLAN-Basisstationen in Deutschland erfasst, bietet der Web-Riese jetzt eine Möglichkeit, mit der WLAN-Betreiber diese Standortaufzeichnung durch Google verhindern können. Ein überfälliger Schritt, nur leider in die falsche Richtung, kritisiert WirtschaftsWoche-IT-Spezialist Thomas Kuhn.

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Groupon-Smartphone-App auf einem Motorola Quelle: REUTERS

Über die Funktion, dass ihre Smartphones den eigenen Standort immer öfter auch innerhalb von Gebäuden oder bei abgeschaltetem oder gar fehlendem GPS-Modul bestimmen können, haben sich vermutlich schon die meisten Nutzer der smarten High-End-Handys gefreut. Gefragt wie das funktioniert, haben sich wohl allerdings die Wenigsten.

Entsprechend laut war der Aufschrei der Datenschützer, als im Frühjahr vergangenen Jahr bekannt wurde, dass der Internet-Riese Google beim Fotografieren der deutschen Straßenzüge für seinen Bilderdienst Streetview nicht nur Häuserfronten aufzeichnete, sondern gleich noch die Standorte der im Vorbeifahren erkannten WLAN-Funknetze erfasste. Gestützt auf diese Informationen nämlich können später andere Handybesitzer – jedenfalls grob – die eigene Position angezeigt bekommen.

Wer nicht erfasst werden will, muss seinen Hotspot umbenennen

"Rechtswidrig", und "inakzeptabel" nannte Hamburgs Datenschutzbeauftragter Johannes Caspar das Vorgehen des Such-Giganten. Insbesondere nachdem Google kleinlaut einräumen musste, dass die Streetview-Wagen nebenbei offenbar auch konkrete Datenpakete aus den WLAN-Netzen mitgeschnitten hatten. "Ein bedauerliches Versehen", nannte Google das. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar allerdings schäumte angesichts von Art und Umfang der ungefragten Aufzeichnungen. Und sagte, er sei "entsetzt".

Nun ist Google (wie schon bei Street View) weder das erste, noch das einzige Unternehmen ist, dass die WLAN-Standorte erfasst. Auch der Dienstleister Skyhook beispielsweise hat große Teile Deutschlands längst anhand von Computerfunknetzen kartografiert. Microsoft zeichnet bei der Erfassung von Straßenzügen für seinen Dienst Streetside ebenfalls die Lage der Hotspots auf.

Die Frage, ob Google & Co. WLAN-Informationen erfassen dürfen, ohne die Betreiber der Netze überhaupt zu fragen, ist indes bis heute unbeantwortet. Immerhin wurden beim Scan, wie Datenschützer Caspar monierte, neben dem Standort auch der Name des Netzes – sie sogenannte SSID –, die MAC-Adresse, anhand derer jede einzelne Basisstation weltweit identifizierbar ist, und der Verschlüsselungsstatus  jedes WLAN erfasst.

Ziemlich genau eineinhalb Jahre nach dem Krach mit den Datenschützern hat sich Google nun noch einmal des Themas angenommen – und bietet den Betreibern von WLAN-Zugangspunkten nun eine Möglichkeit, zumindest der Aufzeichnung des eigenen Netz-Standorts durch Google zu widersprechen. Wie Googles weltweiter Datenschutzbeauftragte Peter Fleischer in Googles Konzernblog scheibt, müsse der Betreiber nicht mehr tun, als seinen WLAN-Hotspot umzubenennen und die SSID um den Anhang "_nomap" zu ergänzen. Dann werde der Hotspot in Googles Standortdatenbank nicht mehr erfasst.

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