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Grenze zu Werbung verwischt Neuer Newsfeed soll Facebook Mehreinnahmen bescheren

Das soziale Netzwerk hat die Präsentation seines Nachrichtenstroms so überarbeitet, dass die Grenzen zwischen Inhalten und Werbung verschwimmen. Verleger könnten sich noch zu Google News zurücksehnen.

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So sieht der neue Facebook-Newsfeed aus
Mark Zuckerberg Quelle: rtr
Das neue Design ist stark an die aktuellen Apps für Smartphones und Tablets angelehnt, künftig soll Facebook auf allen möglichen Geräten gleich aussehen. Quelle: Presse
Das Unternehmen startet eine Art Kampagne, mit der Nutzern die Änderungen erklärt werden. Quelle: Screenshot
Klarere Formen: Die neue Gestaltung setzt ähnlich wie der abgeschlagene Konkurrent myspace auf großflächige Bilder. Die Nutzer bekommen auch mehr Möglichkeiten, die Informationen zu filtern. Man kann sich zum Beispiel mit wenigen Handgriffen alle Nachrichten aller Bekannten anzeigen lassen, oder nur die von besonders engen Freunden, oder auch nur Neuigkeiten zu bestimmten Themen wie Musik, Spiele, Sport oder Kino. Quelle: Presse
Diese persönlichen Einstellungen sollen sich, heißt es laut Gründer Zuckerberg, besonders leicht an der Seite der Nachrichtenanzeige einstellen lassen. Quelle: Presse
Bei der Vorstellung trug Zuckerberg auch das alte Credo vor: Er wolle die Welt offener gestalten und die Menschen verbinden. Ähnlich großspurig kündigte er an, Facebook werde durch die Änderungen, „d ie beste personalisierte Zeitung der Welt". Quelle: AP/dpa
Ende Januar hatte Zuckerberg die „graph search“ vorgestellt. Ausgehend von einem Ort sollen so Freunde gefunden werden. Quelle: AP/dpa

Marissa Mayer dürfte die jüngste Facebook-Pressekonferenz mit Sorge beobachtet haben. Genau das, was die neue Yahoo-Chefin erreichen will, nämlich Nachrichten aus verschiedensten Kanälen stärker auf ihren Nutzer zu personalisieren, präsentierte Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Donnerstag im Hauptquartier seines Unternehmens im kalifornischen Menlo Park.

Facebook Design-Chefin Julie Zhuo hat den Facebook Newsfeed, also den gebündelten Nachrichtenstrom von Freunden und Medien, komplett überarbeitet. Er ist aufgeräumter, übersichtlicher, interaktiver und lässt sich besser auf die Interessen des Nutzers zuschneiden.

Das Resultat erinnert ein wenig an den Konkurrenten Google+. Das neue Design ist vor allen Dingen vereinheitlicht – es sieht auf dem Desktop genauso aus wie auf Smartphones und Tablets. „Wir haben uns schon zum Start an Smartphones orientiert“, verriet Produktchef Chris Cox. „Der kleinere Bildschirm zwingt zu mehr Disziplin.“

Ansonsten ist Größe angesagt, vor allem bei den Vorschaubildern. Fünfzig Prozent der geteilten Inhalte seien inzwischen Bilder, so Zuckerberg.  Der Newsfeed wirkt damit nicht mehr so kleinteilig wie die Branchenverzeichnisse der Gelben Seiten. „Wir wollen eine Art personalisierte Tageszeitung sein“, bekräftigte der Facebook-Chef. Freunde sollen dabei stärker als Filter wirken. So lässt sich auf einen Blick sehen, welche Inhalte – beispielsweise von traditionellen Medien – von wie vielen Freunden empfohlen wurden.

Welche sozialen Netzwerke wirklich genutzt werden
So lange werden soziale Netzwerke wirklich genutztGoogle+ - Mit allen Mitteln versucht Google sein soziales Netzwerk zum Erfolg zu bringen. Vor allem die Verknüpfung mit den eigenen Diensten wie Google Mail oder Youtube soll Google+ helfen. Seit dem Start haben sich auch immerhin 90 Millionen Nutzer registriert, allerdings bleibt es oft auch dabei. Nach einer Erhebung der US-Marktforscher Comscore haben sich die Nutzer seit September im Schnitt nur drei Minuten pro Monat bei Google+ aufgehalten. Das „Wall Street Journal“ schreibt daher schon von einer „virtuellen Geisterstadt“. Quelle: dapd
Myspace - Selbst das schon oft totgesagte MySpace wird intensiver genutzt – mit acht Minuten sogar fast drei Mal solange wie Google+.
LinkedIn - 17 Minuten pro Monat halten sich die Nutzer des Online-Karrierenetzwerks LinkedIn auf der Seite auf. Für den deutschen Wettbewerber Xing lagen keine Daten vor. Quelle: REUTERS
Twitter - Mit 21 Minuten nur knapp davor liegt der Kurznachrichtendienst Twitter. Allerdings erfasst Comscore nur Besucher der Twitter-Website, gerade die intensiven Nutzer greifen jedoch gern auf spezielle Zusatzprogramme wie Tweetdeck zurück, so dass die echte Zahl höher liegt. Auch die mobilen Zugriffe wurden nicht erhoben, was jedoch alle Netzwerke betrifft. Quelle: dpa
Pinterest - Erstaunlich ist, dass sich zwei relative junge Netzwerke ganz vorn platzieren konnten. So gelang Pinterest mit 89 Minuten der Sprung aufs Treppchen. Auf der Seite können Nutzer Bilder und Netzfundstücke teilen. P interest ist derzeit eine der angesagtesten und am schnellsten wachsenden Seiten überhaupt.
Tumblr - Ebenso lange wie Pinterest wird Tumblr genutzt. Der Dienst bietet ist eine besonders schnelle und einfache Art des Bloggens. Auch bei Tumblr werden oft besondere Fotos geteilt – Musikstar Beyonce Knowles veröffentlichte beispielsweise exklusiv Fotos ihres Babys Blue Ivy Carter auf einer eigenen Tumblr-Seite. Beliebt sind auch die „Looking at Things“-Reihen, beispielsweise von Kim Jong-Il oder Christian Wulff.
Facebook - Mit riesigem Abstand steht Facebook an der Spitze: 405 Minuten halten sich die Nutzer im Schnitt jeden Monat in dm Netzwerk auf.     Quelle: dapd

Zwar offerierte Facebook auch bisher schon das Zuschneiden von Nachrichtenströmen durch Unterkanäle. Das Personalisieren wird jetzt durch vorgefertigte Filter vereinfacht. So lässt sich ein Feed wählen, der nur die Nachrichten von Freunden enthält oder nur deren Fotos. Ein Hauptkanal ist auf Musik zugeschnitten, ein weiterer auf abonnierte Inhalte von Nutzern.

Einen wesentlichen Unterschied gibt es allerdings zur Tageszeitung. Während dort die Anzeigen – zumindest in der Regel -  deutlich abgetrennt sind, können Werbekunden ihre „Inhalte“ großzügiger in den Newsfeed einblenden lassen. Die Grenzen zwischen Inhalt und Werbung verschwimmen damit immer stärker, vor allem wenn die Offerten von Freunden empfohlen werden. „Anzeigen, die wie Inhalte wirken, dürften viel stärker wirken als traditionelle Werbeformen“, schwärmt Morgan Stanley Internet-Analyst Scott Devitt.

Weil die Werbung so stärker auf den Adressaten zugeschnitten werden und von ihm quasi nicht ausgeblendet kann, wird Facebook dafür Premiumpreise verlangen können. Und hat gleichzeitig das Problem gelöst, wie sich Desktop-Anzeigenwerbung aufs Mobiltelefon übertragen lässt. Es gibt im Newsfeed künftig keinen Unterschied mehr zum Desktop.

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