Hacker Im Netz von Anonymous

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"Wir wissen, wie oft er am Tag aufs Klo geht"

Wie Unternehmen ihre IT-Systeme schützen können
Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum im Gebäude des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik Quelle: REUTERS
Eine Viren-Warnung auf einem Computer-Bildschirm Quelle: dpa
Ein Mann ist via WLAN mit seinem Laptop im Internet Quelle: dpa
Kabel an einem Server Quelle: dpa
Ein E-Mail-Postfach Quelle: AP
Eine Frau vor einem Computer Quelle: REUTERS
Eine Hand hält einen USB-Stick Quelle: dpa

Inzwischen wussten die Hacker, dass Barr unter dem Spitznamen CogAnon in Anonymous-Chatrooms zu finden war und dass er in Washington D. C. lebte. „Wir haben alles von seiner Sozialversicherungsnummer über seine Militärakten bis zu seinen Sicherheitseinstufungen“, schrieb Sabu an die anderen. „Wir wissen sogar, wie oft er am Tag aufs Klo geht.“ Gegen acht Uhr morgens Ostküstenzeit am Sonntagmorgen beschlossen sie, ihm schon mal ein wenig Angst zu machen. Als Barr sich als CogAnon in das Anon-Ops-Chatnetzwerk einloggte, schickte Topiary ihm eine private Nachricht. „Hallo“, begann Topiary. „Hi“, schrieb CogAnon zurück. „Wir suchen Freiwillige für einen Einsatz im Bereich Washington. Interessiert?“ Barr ließ 20 Sekunden verstreichen, dann antwortete er: „Vielleicht. Hängt davon ab, worum es geht.“ Topiary kopierte die Antwort zum Mitlesen in den anderen Chatroom. „Hahahahaa“, schrieb Sabu.

„Ich sehe an deinem Hostserver, dass du in der Nähe unseres Ziels wohnst“, schrieb Topiary an Barr. In Washington D. C. Barr stockte der Atem. „Ist das Ziel konkret oder virtuell?“, tippte er.

Wie hatten sie entdeckt, dass er in D. C. wohnte? „Virtuell“, antwortete Topiary. „Alles an Ort und Stelle.“ Dann ließ er die Anons wieder mitlesen. Topiary wollte ihm noch etwas Angst einjagen: „Unser Ziel ist ein Sicherheitsdienstleister“, schrieb er. Barr wurde es flau im Magen.

Merkregeln für sichere Passwörter

Das hieß also, dass Anonymous es auf HBGary Federal abgesehen hatte. Er öffnete sein E-Mail-Programm und schrieb eine Mail an andere HBGary-Manager, unter anderem Hoglund und Penny Leavy. „Jetzt werden wir direkt bedroht“, schrieb er. „Ich werde das morgen mit dem FBI besprechen.“

Sabu und die anderen sahen ruhig zu, wie er die Mail abschickte. Er klickte sich in den Chat mit Topiary zurück. „Okay, lass mich wissen, was ich tun kann“, schrieb er. „Hängt davon ab“, antwortete Topiary. „Was kannst du denn alles? Wir brauchen Hilfe, um an Info über Ligatt.com zu kommen.“ Barr atmete tief durch.

Falsche Sicherheit

Ligatt war eine Sicherheitsfirma, die ähnlich wie HBGary arbeitete; es sah also so aus, als ob seine Firma (vorläufig) noch verschont bleiben würde. „Ahhhh, Okay; ich schau mal, was ich finde“, schrieb Barr fast dankbar zurück. „Habe sie mir schon eine Weile nicht mehr angesehen. Sucht ihr was Bestimmtes?“ Er schien zu allem bereit, um HBGary aus der Schusslinie zu halten: „Mann, ich weiß gar nicht mehr, warum die vor einer Weile so beliebt waren. Es gab auch ziemlich viel Ärger wegen ihnen, oder?“ Nichts. „Bist du noch dran?“

Topiary hatte zu tun. Er saß mit den anderen an der Planung der Attacke. Es war nicht mehr viel Zeit, und er musste die Anonymous-Botschaft schreiben, durch die sie die Homepage von HBGaryFederal.com ersetzen würden. Erst eine Dreiviertelstunde später meldete er sich wieder: „Sorry wegen der Unterbrechung – bleib dran!“

Einige Stunden später, etwa sechs Stunden vor dem Super-Bowl-Anstoß, saß Barr dann in seinem Wohnzimmer und starrte entsetzt auf das Display seines Telefons, nachdem er begriffen hatte, dass er gerade aus seinem E-Mail-Account ausgesperrt worden war. Er rief Greg Hoglund und Penny Leavy an, um sie zu informieren, was gerade passierte. Dann rief er seine IT-Administratoren an. Die wollten sich mit Google in Verbindung setzen und versuchen, die Kontrolle über die Web-Seite von HBGary Federal zurückzugewinnen. Wegen der gestohlenen E-Mails könne man aber nichts mehr machen.

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