
Noch sind Putzfrauen und Haushaltshilfen für viele gestresste Doppelverdiener unverzichtbar, um den Alltag zu bewältigen. Doch das könnte sich bald ändern. Fensterputzroboter, autonome Staubsauger und intelligente Hauselektronik sind im Begriff, viele Aufgaben der Helfer aus Fleisch und Blut zu übernehmen.
Und die Bundesbürger scheinen nicht abgeneigt, den technischen Fortschritt zu nutzen. Fast drei Viertel der Deutschen können sich nach einer repräsentativen Umfrage inzwischen vorstellen, einen Roboter anzuschaffen, der das Staubsaugen, das Fußbodenwischen, das Fensterputzen oder andere lästige Aufgaben erledigt.
Wolfgang Gründinger, Referent des Bundesverbands Digitale Wirtschaft, ist überzeugt: „Bereits im Jahr 2026 werden fast alle Menschen in Deutschland mehrere Smart-Home-Produkte besitzen.“ Das könnten automatische Putzroboter sein, die vollkommen autonom die Wohnung reinigen, oder smarte Fußmatten, die Alarm schlagen, wenn sich ein älterer Mensch längere Zeit nicht mehr bewegt.
Putzplan - was, wann, wie lange
Jede Woche gehören laut der Verbraucherzentrale NRW die Reinigung von Polstermöbeln, Tischen, Stereoanlage und Fernsehen zu den notwendigen Erledigungen. Alles in allem werden dafür 20 Minuten berechnet – Böden und Teppiche kommen noch dazu. Bücher abstauben sollte man nach diesem Putzplan mindestens zwei Mal im Jahr. Das dauert dann etwa eine Stunde.
Waschbecken, Badewanne und Schränke von außen wischen gehört für die Verbraucherzentrale NRW jede Woche ebenso dazu wie die WC-Reinigung, Handtücher und Fußmatte wechseln und Fließen reinigen. Alles in allem dauert etwa eine halbe Stunde.
Gerade mal 15 Minuten sind im Putzplan der Verbraucherzentrale NRW für die Küche vorgesehen – Böden außen vorgelassen. Dazu gehören Arbeitsplatte, Herd, Spüle und Küchengeräte wie die Kaffeemaschine oder die Mikrowelle reinigen.
Betten abziehen und neu beziehen dauert nur fünf Minuten bei der Verbraucherzentrale NRW und sollte zwei Mal im Monat gemacht werden.
Fußböden saugen und fegen gehört zwei Mal die Woche in den Putzplan der Verbraucherzentrale NRW und soll rund 15 Minuten dauern. Fußböden wischen dauert 20 Minuten und gehört einmal die Woche zum Putzprogramm. Ebenso das Möbel und die Regale abzustauben – dafür berechnet die Verbraucherzentrale etwa zehn Minuten.
Die Essener Minijob-Zentrale, die bundesweit Haushaltshilfen vermittelt, hat deshalb rechtzeitig zum Internationalen Tag der Putzfrau an diesem Dienstag (8. November) zusammen mit dem Heidelberger Institut für Trend- und Zukunftsforschung (ITZ) untersucht, welche Rolle „Haushaltsjobs im Smart-Home der Zukunft“ noch spielen werden.
In unterschiedlichen Szenarien spielten die Experten dabei mögliche Entwicklungen in den nächsten Jahren durch. Für den Zukunftsforscher und ITZ-Gründer Eike Wenzel steht danach fest: „Der vollautomatische Putz- oder Pflegeroboter wird die Haushaltshilfe nicht ersetzen, so viel ist sicher.“
Zum Teil werde die neue Technik die Haushaltshilfen schlicht entlasten, erwarten die Experten. „Während der Saugroboter den Wohnzimmerteppich selbstständig vom Staub befreit, hat die Reinigungskraft genügend Zeit, das Bad zu putzen oder die Küche aufzuräumen“, heißt es in einem Szenario.
Vor allem ein Trend sichert nach Einschätzung der Trendforscher aber die Zukunft der Haushaltshilfen: die Alterung der Gesellschaft. Wegen des demografischen Wandels werde der Bedarf an Betreuungsdienstleistungen für Senioren in den kommenden Jahren stark ansteigen. Dabei mangele es bereits heute an ausgebildeten Fachkräften.
5 Gründe gegen Schwarzarbeit
Schwarzarbeit im Haushalt ist eine Ordnungswidrigkeit. Wer erwischt wird, muss deshalb mit einer Geldbuße von bis zu 300.000 Euro rechnen. Außerdem haben Haushaltshilfen, die ohne Anmeldung arbeiten wollen, schwierige Gründe dafür – so haben sie zum Beispiel keine Arbeits- oder sogar keine Aufenthaltserlaubnis. Werden sie erwischt, droht ihnen in diesem Fall die Ausweisung.
Eine Putzhilfe, die nicht gemeldet ist, arbeitet um die Staatskasse herum und zahlt somit auch nicht in die sozialen Sicherungssysteme ein. Wer seine Einnahmen nicht voll angibt, behält Gelder, die ihm nicht zustehen und letztlich bleibt so weniger Geld für diejenigen übrig, die es wirklich brauchen.
Nur eine kleine Unachtsamkeit kann schon große Probleme bringen. Sachschäden, wie eine kaputte Vase sind da lästig, aber was passiert, wenn sich ihre Putzhilfe schwer verletzt? Wer schwarzarbeitet, kann sich nicht gegen Schäden versichern – das gilt dann insbesondere für Sachschäden – auf denen bleiben Nutzer mit hoher Wahrscheinlichkeit sitzen.
Damit werben viele Online-Putzdienst-Vermittler: Jeder kann Haushaltsdienste von der Steuer absetzen – da können im Jahr einige Euros zusammen kommen und rechnet man die Steuerersparnis gegen die Kosten einer illegalen Hilfe auf, kann manchmal ein legales Angebot sogar preiswerter sein.
Wird die schwarz-arbeitende Haushaltshilfe krank oder fährt in den Urlaub, sorgt sie in den seltensten Fällen für einen Ersatz. Den muss der Arbeitgeber sich selbst suchen und hoffen, dass das klappt. Wer Kunde einer Dienstleistungsfirma ist, kann sich sicher sein, dass das zum Service gehört.
Die Zukunftsforscher gehen davon aus, dass Haushaltshilfen - unterstützt von medizinischen Smart-Home-Anwendungen - diese Lücke schließen könnten. Allerdings werden sich nach Einschätzung der Verfasser der Studie damit auch die Anforderungen an die Helfer ändern: Die Haushaltshilfe 2.0 ist demnach weniger klassische Putzfrau als vielmehr eine Unterstützung im Alltag, „die ganz selbstverständlich mit digital vernetzten Geräten arbeitet“.
Dass es den künftigen Haushaltshilfen an technischem Know-how für die Aufgabe fehlen könnte, mit den Herausforderungen der Smart-Home-Technik klarzukommen, glaubt zumindest der Zukunftsforscher Wenzel nicht. „Da wird es keine nennenswerten Hürden geben. Digitale Haustechnik wird weitestgehend selbsterklärend sein“, meint er optimistisch.