Huawei Der lange Arm des chinesischen Geheimdienstes

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Informationen verschweigen

Trotz intensiver Bemühungen konnte Huawei in den USA noch keinen Fuss fassen - der Marktanteil liegt nur bei einem Prozent. Quelle: dapd

Immerhin hat Huawei in diesem Jahr erstmals einen Geschäftsbericht veröffentlicht. Für ein nicht börsennotiertes Unternehmen ist das von KPMG auditierte 70-Seiten-Werk durchaus in Ordnung. So wies der Konzern für 2010 einen Nettogewinn von bei 3,7 Milliarden US-Dollar aus. Nur an einer Stelle sparen die Verfasser mit entscheidenden Informationen. Der Bericht verschweigt, dass ein Vorstandsmitglied Rens Tochter ist, ein anderes sein Bruder. Erst auf Nachfrage bestätigte der Konzern die Verwandtschaftsverhältnisse. Berichten in China vom vergangenen Jahr zufolge plant der 67-jährige Ren, seinen Sohn Ren Ping als Nachfolger aufzubauen.

Der dürfte sich dann mit der Neuausrichtung des Konzerns beschäftigen, etwa mit dem Handygeschäft. Im ersten Quartal 2011 verkaufte Huawei sieben Millionen Mobiltelefone; bei Marktführer Nokia waren es 108 Millionen. Für das Gesamtjahr rechnet Chefdesigner Fendler mit rund 20 Millionen verkauften Smartphones. Der Umsatz mit den Handys, die umgerechnet zwischen 80 und 200 US-Dollar kosten, wächst mit zweistelligen Raten.

Anfang 2010 sei er von Huawei für den Job in Shenzhen angesprochen worden, erzählt Fendler beim Spaziergang durch die großzügigen Parkanlagen des Huawei-Campus. „Natürlich überlegt man sich so eine Entscheidung“, sagt er, aber befreundete Experten hätten ihm versichert, bei Handys sei Huawei ein schlafender Riese.

Kopie des iPhones

Andere sind da kritischer. Als die Chinesen Ende September ihr neues Smartphone Honor vorstellten, empörte sich die Fachszene in ihren Blogs, das Handy sei eine Kopie des iPhone 4.

Auch in der Enterprise-Sparte fordert Ren schnelle Fortschritte. Die neu gegründete Abteilung soll Ende des Jahres bereits 10.000 Mitarbeiter haben. 2010 lag der Umsatz bei zwei Milliarden Dollar, für 2011 rechnet Huawei mit einer Verdopplung. Erste Erfolge gibt es in Schwellenländern: Die Chinesen haben Lösungen zur Verkehrsüberwachung etwa an Städte in Ecuador, Mexiko und Laos geliefert.

Um für kräftigeres Wachstum in der Device-Sparte zu sorgen, muss der Konzern allerdings noch seine Angestellten zur Markentreue erziehen. Als eine Mitarbeiterin der PR-Abteilung einen Anruf machen will, zückt sie ein iPhone 4.

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