Huawei Der lange Arm des chinesischen Geheimdienstes

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Wachstum abgeschwächt

Das neue Smartphone Vision von Huawei-Designer Hagen Fendler ähnelt noch sehr den Vorbildern von Apple, Samsung und Nokia. Quelle: REUTERS

Für seine Mission kann Chefdesigner Fendler denn auch aus dem Vollen schöpfen. Gut 300 Mitarbeiter hat seine Abteilung. Allein im Juli hat er 40 Designer eingestellt. Weltweit arbeitet Huawei inzwischen mit 50 Designagenturen zusammen. Erste Ergebnisse kann Fendler vorweisen: Das Smartphone Vision, das auf Basis des von Google entwickelten Betriebssystems Android arbeitet, ist gerade in den Handel gekommen. Dass er mit seinen Geräten Apple und Samsung nacheifert, bestreitet Fendler: „Wir suchen nach einer eigenen Linie, aber das braucht Zeit.“

Zurzeit steuern die Netzwerkausrüstungen noch zwei Drittel zum Gesamtumsatz bei. Doch der Anteil des Bereichs dürfte sinken, denn das Wachstum hat sich zuletzt stark abgeschwächt. In den Schwellenländern Südamerikas, Südostasiens und Afrikas kommt Huawei auf Marktanteile zwischen 30 und 40 Prozent. „Da dürften sie kaum noch zulegen“, sagt ein Unternehmensberater. „Die Mobilfunkanbieter wollen sich nicht von einem Lieferanten abhängig machen.“

Aggressive Taktik

In Europa liegt Huaweis Marktanteil bei zehn Prozent. Mit einer bisher nicht gekannten Aggressivität, mit Dumpingpreisen, Niedriglöhnen und Milliardenkrediten hat Huawei den Platzhirschen Ericsson, Alcatel-Lucent und Nokia Siemens Networks in den vergangenen Jahren Geschäft abgenommen. Die Chinesen arbeiten mit Rabatten zwischen 30 und 40 Prozent. Staatliche Exporthilfen wie der 2009 vergebene Kredit der landeseigenen China Development Bank in Höhe von 30 Milliarden Dollar erlauben Huawei die Gewährung großzügiger Zahlungsfristen. Huawei schickte sogar eigene Techniker mit Touristenvisum nach Europa, die sich an keine Tarifverträge und Arbeitsschutzvorschriften halten müssen. Die Chinesen schufteten bis spät in die Nacht und wurden nach drei Monaten von frischen Trupps aus der Heimat abgelöst.

In den USA dagegen hat Huawei auch nach jahrelangen Versuchen, auf dem großen Markt Fuß zu fassen, nur ein Prozent Anteil erobert. In der Konzernspitze ist man inzwischen desillusioniert. Viele Manager haben die Hoffnung aufgegeben, noch auf den US-Markt vordringen zu können. Denn die amerikanische Regierung blockiert jedes Investment aus Sicherheitsbedenken: Die Chinesen könnten in den USA installierte Huawei-Anlagen zur Spionage nutzen. Selbst als Huawei im Februar Patente eines pleitegegangenen Startups in Kalifornien kaufen wollten, legte sich der Kongress quer.

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