Innovationen gegen Corona Der Mund-Nase-Schutz fürs 21. Jahrhundert

Die UVMask sterilisiert die Luft mit UV-C-Licht Quelle: Foto: UVMask via YouTube

Deutschland meldet einen Rekord bei den Neuinfektionen, die Bundesregierung beschließt neue strengere Regeln um Umgang mit der Pandemie. Fünf Produkte, die unser Leben in der Pandemie leichter, sicherer und aktiver machen sollen.

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Die Zahl ist so hoch wie noch nie seit dem Ausbruch der Pandemie: Das Robert-Koch-Institut meldet am Freitagmorgen 7334 neue Positiv-Tests auf das Coronavirus in Deutschland. Schon tags zuvor rief die Bundesregierung eindringlich zu mehr Disziplin und Vorsicht auf. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtschef Helge Braun (beide CDU) betonten am Donnerstag, dass die beim Bund-Länder-Treffen am Mittwochabend gefassten Beschlüsse womöglich nicht ausreichen werden. Spahn sagte im Deutschlandfunk: „Wir haben es gemeinsam selbst in der Hand.“ Den Bürgern müsse klar sein, dass sie heute entscheiden, ob Weihnachten in gewohnter Form stattfinden könne. Eine der Maßnahmen: konsequentes Tragen eines Mund-Nase-Schutzes.

Junge Unternehmen greifen das Virus nun mit moderner Technologie an. Denn selbst die Masken, die das Design-Team des sonst für revolutionäre Hightech bekannten Computerbauers Apple für die eigenen Mitarbeiter kreiert hat, sind erstaunlich altmodisch: Sie bestehen aus drei Filterlagen, lassen sich oben und unten aufklappen, um sich möglichst dicht um Kinn und Nase zu legen, und sie werden in für Apple typischem Weiß an Mitarbeiter gereicht, die sich und andere damit etwa in den Apple-Stores vor dem Coronavirus schützen sollen.

Nun aber entwickelt eine zunehmende Zahl von Ingenieuren und Start-ups Mund-Nase-Schutz-Technologien, die deutlich besser in unsere Zeit passen. Masken, die das Virus etwa mit UV-Licht, Silberionen und Aktivkohle-Filtern bekämpfen sollen – statt nur mit Vlies. Oder sogar solche, die den Atemwiderstand mit batteriebetriebenen Ventilatoren reduzieren.

Mit Licht gegen Viren

Das Start-up UM Systems aus dem US-Bundesstaat Colorado etwa hat einen Mund-Nase-Schutz entwickelt, der technisch mehr einem modernen Luftreiniger ähnelt als einer Maske. Atmet der Träger ein, fischt zuerst ein klassischer austauschbarer Filterstoff 95 Prozent aller Mikropartikel und Krankheitserreger aus der Luft. Das entspricht bereits einer FFP2-Maske. Danach wird die Luft durch eine Spirale mit UV-Licht geleitet, die die Luft sterilisiert. Die UVMask, wie das Gerät heißt, kann zehnmal mehr Luft reinigen, als ihr Träger im Normalfall einatmet. Das sorgt für einen geringen Atemwiderstand. Am Ende werden 99,99 Prozent der Erreger gefiltert oder unschädlich gemacht. Das UV-Licht verändert das genetische Material der Viren so, dass sie sich nicht mehr vermehren können, selbst wenn ein Mensch sie einatmet. Und das Gerät schützt nicht nur den Träger der Maske. Auch die ausgeatmete Luft wird sterilisiert.

Mit einem Preis von 109 Dollar beim Crowdfunding-Netzwerk Indiegogo ist das Gerät nicht gerade billig. Allerdings lässt sich die Batterie jederzeit über einen USB-Anschluss aufladen und hält dann laut Hersteller acht Stunden durch. Vom für die menschliche Haut schädlichen UV-Licht dringt keines aus dem Inneren in den Bereich von Mund und Nase, versichert UM Systems.

Ein Lächeln zeigen


Die französische Maske namens Civility öffnet den Blick aufs Gesicht und unterstützt mit Ventilatoren beim Atmen Quelle: Foto: Civility PR

Aus Frankreich kommt ein innovatives Maskendesign namens Civility. Dabei besteht der Schutz vor Mund und Nase aus transparentem Kunststoff. So können die Träger auch ein Lächeln zeigen. Die Luft wird durch zwei Filter rechts und links an den Wangen gereinigt. Um den Atemwiderstand zu reduzieren, etwa beim Sport, lässt sich die Maske mit elektrischen Ventilatoren bestücken. Die Batterien halten wie bei der UVMask acht Stunden. Die Maske, die komplett in Frankreich hergestellt wird, gibt es ab 35 Euro. Die austauschbaren Filter und Ventilatoren kosten extra. Sie filtern 98 Prozent aller Mikropartikel.

Technik fürs Militär


Cambridge Mask setzt auf Filtertechnologie des britischen Militärs Quelle: Foto: Cambridge Mask via YouTube

Cambridge Mask aus Großbritannien fertigt Masken, deren ausgefeilte Technik sich erst auf den zweiten Blick zeigt. Die beispielsweise Admiral und Churchill genannten Masken bestehen zwar aus Stoff. Das Filtermaterial dahinter wurde allerdings für das britische Militär entwickelt und beinhaltet drei Filterlagen, darunter eine mit Silberionen behandelte Aktivkohleschicht, die Viren und Bakterien tötet. Die Maske lässt sich laut Hersteller bis zu 300 Stunden verwenden. Irgendwann setzt sich jedoch der Filter zu, sodass das Atmen immer schwerer fällt. Die Maske verfügt zwar über ein Ventil für die ausgeatmete Luft, was etwa bei vielen Fluglinien nicht erlaubt ist, weil die Luft dabei ungefiltert aus der Lunge in die Umgebung strömt. Allerdings bietet der Hersteller kostenlose Siegel an, um das Ventil zu deaktivieren. Mit 25 Pfund (etwas mehr als 27 Euro) ist die Maske vergleichsweise günstig. 

Durchblick ins Gesicht


Die AIO-Maske aus Köln macht den Blick aufs Gesicht frei. Quelle: AirZ via Indiegogo

Die Firma Clair aus Köln bringt mit AIO ähnlich wie Civility eine transparente FFP2-Maske auf den Markt. Sie ist wiederverwendbar und wird in Deutschland hergestellt. Neben Rücklagen und Darlehen setzt auch Clair auf Crowdfunding, um die Produktion zu finanzieren. Über die Plattform Indiegogo hat das Unternehmen wenige Tage vor Ende der Kampagne schon 270.000 Euro eingenommen. Im November will Clair die Masken ausliefern. Aktuell laufe das Zulassungsverfahren über den Tüv Rheinland aber noch, sagt Chefin Anna Müller. Die Asthmatikerin fing 2018 aus Eigenbedarf damit an, eine Maske zu entwickeln. Als die Coronapandemie ausbrach, erweiterten sie und ihr Team das Produkt um den FFP2-Standard. Die Maske besitzt an der Unterseite einen austauschbaren Filter, der aus drei Lagen besteht, darunter auch eine aus Aktivkohle und einen Hepa-Filter. Zudem verfügt die Maske über zwei Ausatemventile, die sich wie bei Cambridge Mask verschließen lassen, um andere Menschen zu schützen.

Für die Fitness


AirZ richtet sich unter anderem an Sportler, da sie den Atemwiderstand per Ventilator eliminiert. Quelle: AirZ via Indiegogo

Für sportliche Aktivitäten etwa im Fitnessstudio bietet das New Yorker Start-up AirZ eine Maske, die fünf Filterlagen besitzt, darunter eine aus Aktivkohle, eine aus pflanzlichem Material und eine für Feinstaub. Die Maske filtert laut Hersteller 99,9 Prozent der gefährlichen Mikroorganismen und verfügt über einen elektrischen Ventilator, der in drei Geschwindigkeiten läuft – für eine normale Atmung bis zum kräftigen Luft holen beim Sport. Eine Maske inklusive zehn Wechselfiltern kostet 75 Euro. Nach zwei Stunden Ladezeit hält der Akku immerhin bis zu fünf Stunden durch. Das Gerät lässt sich per USB-Kabel laden.

Mehr zum Thema: Corona überträgt sich über winzige Tröpfchen. Luftreiniger, die dem Virus mit UV-Licht, Ozon oder Filtern zusetzen, können das Risiko senken.

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